Ein Trainer aus Ehrenfeld ist fassungslos. Seine U12-Kicker werden auf dem Fußballplatz rassistisch beleidigt – und er fühlt sich vom Verband im Stich gelassen.
Skandal auf Kölner FußballplatzRassismus-Attacken gegen U12-Kicker – Trainer platzt Kragen

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Coach Faisal Neumann mit seiner U12 des TuS Ehrenfeld 1865.
Aktualisiert
Es ist eine Szene, die einem das Herz zerreißt: Ein neunjähriger Junge weint, weil er in einem Fußballspiel wegen seiner Hautfarbe menschenverachtend beschimpft wurde. Sein zehnjähriger Teamkollege Ben versucht ihn zu trösten und sagt: „Hör nicht auf den!“ Der Spruch des Gegners sei schließlich „unnormal schlecht“ gewesen.
Dieser unglaubliche Vorfall ereignete sich Mitte November bei einem Spiel der U12-Mannschaft des TuS Ehrenfeld 1865. Eine Mannschaft, die sich erst im Sommer gegründet hat und sportlich voll auf Kurs ist. Doch die Freude am Spiel wird immer wieder von schrecklichen Ereignissen überschattet.
Trainer Faisal Neumann ist fassungslos und wütend. Neun seiner 14 Fußballer sind Schwarze Deutsche. Zwischen Juli und November wurden seine Jungs bei acht Spielen rassistisch beleidigt. Die Pöbeleien kamen meist von zuschauenden Eltern am Spielfeldrand, doch zuletzt sogar von einem gegnerischen Kind auf dem Platz.
Seitdem schlägt Neumann Alarm – doch er verzweifelt am Fußball-Verband Mittelrhein (FVM). Die offiziellen Meldewege seien undurchsichtig, „das System funktioniert nicht“, klagt er an. Er wirft dem Verband „reine Symbolpolitik“ vor. „Wir fühlen uns alleingelassen mit diesen Vorfällen“, sagt der Coach. Er bekomme aus ganz Deutschland Nachrichten von anderen Trainerinnen und Trainern, die Ähnliches mit Schwarzen Spielern und Spielerinnen erleben.

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Neun der 14 Ehrenfelder U12-Fußballer sind Schwarz.
Die Bürokratie macht ihn fassungslos: „Wenn ich heute vergesse, einen Spielbericht rechtzeitig freizugeben, habe ich morgen schon die Aufforderung zur Strafzahlung vorliegen“, schimpft Neumann. „Aber wenn meine Jungs immer wieder rassistisch beleidigt werden, passiert nichts, außer dass man mit uns darüber diskutiert, wo und wann das wie hätte gemeldet werden müssen.“
Kölner Trainer listet acht konkrete Rassismus-Vorfälle auf
In einem eindringlichen Offenen Brief listete Neumann acht konkrete Rassismus-Vorfälle auf. Die Antwort des FVM: Ein Verweis darauf, dass die Vorfälle „unmittelbar“ gemeldet werden müssen und wie der Prozess dann abläuft. Für Neumann eine Farce.
Als der Trainer die letzten Vorfälle meldete, erhielt er den Hinweis, dass ein sportgerichtliches Verfahren nur eingeleitet werden könne, wenn der Verein einen offiziellen Antrag stellt – was für den Verein mit Kosten verbunden wäre.

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Christine Kossmann mit Sohn Johan.
Auch Christine Kossmann, deren Sohn Johan (10) in der Mannschaft spielt, ist schockiert. „Rassismus ist Alltag für uns“, sagt sie, aber die Anfeindungen auf dem Fußballplatz seien eine neue, bittere Erfahrung. Gleichzeitig betont sie den Zusammenhalt im Team: „Wir sind eine starke schwarze Wand, die Kids fühlen sich hier alle sehr wohl.“
Immerhin gibt es auch Unterstützung: Spieler des 1. FC Köln und von Fortuna Köln kamen mit Geschenken vorbei und zeigten ihre Solidarität. Auf Anfrage teilte der FVM mit, man könne keine belastbaren Zahlen zu Rassismus im Kinder- und Jugendfußball nennen, da das DFB-Lagebild nicht zwischen Gewalt und Diskriminierung unterscheide. Nach Erfahrung des Verbandes würden Anfeindungen vor allem von Erwachsenen ausgehen.
Für Trainer Neumann, selbst als „klassisches Gastarbeiterkind“ in Chorweiler aufgewachsen, ist die aktuelle Situation ein Schock. „Wenn wir unsere Trikots angezogen haben, waren wir alle gleich. Ich habe im Sport keinen Rassismus erlebt“, sagt der 42-Jährige. Er weiß, dass er die rassistisch denkenden Eltern nicht umerziehen kann. „Aber es muss aufhören, dass sie solche Dinge auf dem Sportplatz zu Kindern sagen.“ (red)
Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.
