Musik-Weltstar Lionel Richie hat seine größten Hits in der Kölner Lanxess-Arena präsentiert. Das Publikum musste etwas auf den Entertainer warten, doch der entschädigte dafür mit toller Show.
Pop-Weltstar zu Gast in KölnLegende lässt Pfiffe verstummen und bringt Halle noch mehr zum Kochen

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Mit ausgebreiteten Armen im Scheinwerferlicht. Lionel Richie gab am Sonntagabend (22. Juni 2025) in der Lanxess-Arena ganz den perfekten Entertainer.
Nein, an der Decke tanzten sie dann doch nicht. Auch, wenn Lionel Richie das in „Dancing on the Ceiling“ noch so vehement forderte. Dafür tobte selbst die letzte Reihe im Oberrang.
Als dann auch noch Van Halens „Jump“ in den fast vier Jahrzehnte alten Hit gemischt wurde, hüpften auch noch alle. Was für eine Party-Atmosphäre in der Lanxess-Arena. Der Weltstar bewies zwei Tage nach seinem 76. Geburtstag, dass er noch voll im Saft steht.
14.000 Fans feiern die größten Hits von Lionel Richie in Köln
Mit „All Night Long“ – im Glitzer-Jackett vorgetragen – ging es schließlich am Sonntagabend (22. Juni 2025) in die schwülwarme Nacht. Nach 105 mitreißenden Minuten war der Ärger, der zuvor in der Deutzer Halle spürbar war, wieder vergessen.
Iggi Kelly, der 21-jährige Sohn von Patricia Kelly, hatte den Einheizer gegeben. Sein gefälliger Songwriter-Pop kam gut an. Was den 14.000 Gästen weniger gut gefiel, war die dann folgende Pause von einer Dreiviertelstunde. Bei Außentemperaturen von über 30 Grad geriet selbst die Klimaanlage in der Arena an ihre Grenzen. Der Schweißgeruch war allgegenwärtig.
Als sich um 21 Uhr immer noch nichts auf der Bühne tat, kamen die ersten Pfiffe auf. Erst vereinzelt, dann immer lauter und aggressiver. Zehn Minuten später stieg dann aber doch endlich im wahrsten Sinne des Wortes weißer Rauch auf. Auf der Leinwand präsentierte der Star des Abends in einem kurzen Clip seine Trophäen – vom Oscar über Grammys bis hin zu zahlreichen Platin-Schallplatten.
Per Hebebühne wurde die Soul- und Pop-Ikone durch die Nebelschwaden auf die Bühne gehoben, und mit „Hello“ startete die Zeitreise durch über fünf Jahrzehnte Musikgeschichte. Wobei: „My Destiny“ von der Best-of-Sammlung „Back to Front“ aus dem Jahr 1992 war der jüngste Song im Programm – von allen anderen Alben, die danach kamen, spielte er nichts.

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Für einzelne Songs setzte sich Lionel Richie immer wieder mal ans Piano.
Er präsentierte lieber die Kracher, mit denen er über 100 Millionen Tonträger weltweit verkauft hat. Lässig federnd spazierte er den Steg auf und ab und hockte sich immer wieder mal ans Piano. Vor zehn Jahren schaute Richie zuletzt in der Lanxess-Arena vorbei. Damals hieß die Tour „All The Hits All Night Long“, jetzt „Say Hello To The Hits“. Klingt nicht nur gleich, war es auch nahezu.
Experimente und krampfhafte Neukreationen braucht der Top-Entertainer nicht. Er verlässt sich auf seine Qualitäten. Und die hat er zweifellos auch darin, das Publikum um den Finger zu wickeln. Er habe vier Jahrzehnte dafür geübt, dass es „Köln“ statt „Cologne“ heiße, sagte er mit gespieltem Stolz.

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Unterstützt wurde Lionel Richie von einer fünfköpfigen Band, die die Hits des Amerikaners mit hoher Präzision auf die Bühne brachten.
Sein Multiinstrumentalist Dino Soldo zerstörte ihm jedoch den Running Gag. Schließlich habe er zehn Jahre hier gelebt, Köln sei seine „Lieblingsstadt“, erzählte der und ließ den Star des Abends staunen. Mit seiner Frau Dania König und den drei Kindern hat der Musiker zwar in Bornheim-Sechtem gewohnt, aber das gehört ja quasi zu Köln.
In den Neunzigerjahren litt Lionel Richie an Stimmbandproblemen. Vor zwei Jahren sang er bei der Krönung von Charles III. und klang arg quäkend. Doch in Köln war die sanfte Soulstimme wieder voll da. Manche Titel präsentierte er einen Ton tiefer oder langsamer. Wenn es richtig in die Höhen ging, richtete er das Mikrofon einfach auf das Publikum, das sowieso mitsang.
Dass Lionel Richie eine Residency-Show in Las Vegas hat, war auch immer spürbar. „Ihr seid die lautesten, die ich je hatte, unglaublich“, sagte er ganz unironisch und breitete im Scheinwerferlicht die Arme theatralisch aus. Dazu spielte er mit den Klischees. Die Frauen seien doch wegen der Liebeslieder wie „Three Times a Lady“ oder „Endless Love“ da, die Männer würden lieber mehr Kracher wie „Brick House“ hören wollen, behauptete er.
So pendelte der Abend zwischen Hits und Herz. Einem funkigen R’n’B-Dreierpack aus der Zeit der Commodores folgte mit „Truly“ wieder eine Portion Schmalz. Mit dieser Mischung war der Amerikaner jahrzehntelang stilbildend und noch heute klingen die Songs zeitlos schön.

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Stefan Löcher (r.), Geschäftsführer der Lanxess-Arena, überreichte Lionel Richie sowie Stefan Güntner (l.) und Klaus-Peter Matziol vom Veranstalter PRK DreamHaus einen Sold-out-Award.
Bei „Say You, Say Me“ schwebte der Star des Abends mit einer Hebebühne in die Höhe, auf der Leinwand war sein Gesicht im Sternenhimmel zu sehen. Auch der Benefiz-Song „We Are the World“, den er gemeinsam mit Michael Jackson schrieb, durfte nicht fehlen. Dazu gab es noch ein paar charmante Worte über die verrückte Welt da draußen.
Von der Lanxess-Arena gab es vor dem Auftritt einen Sold-out-Award für den Megastar, auch wenn noch vereinzelte Plätze frei blieben. „Er ist einfach eine absolute Ikone der Musikgeschichte“, freute sich Geschäftsführer Stefan Löcher. Die Kölner Megahalle legt nun eine kleine Konzertpause ein, ehe es im August mit Santana, Shawn Mendes und dem Drake-Dreierpack wieder weitergeht.