25 Jahre Lanxess-ArenaZum Jubiläum: „Skywalk“ in 76 Metern Höhe vor Umsetzung

Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena sitzt in einer Stuhlreihe der leeren Lanxess-Arena.

Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena, feiert mit der Halle 25. Geburtstag. Unser Foto zeigt ihn am 8. April 2022.

Die Lanxess-Arena in Köln wurde vor 25 Jahren eröffnet. Zum Jubiläum blickt Geschäftsführer Stefan Löcher zurück und in die Zukunft. Da winkt in Deutz demnächst eine absolute Touristen-Attraktion.

von Marcel Schwamborn (msw)

Seit einem Vierteljahrhundert kommen Stars aus aller Welt in die größte Multifunktionsarena Kontinentaleuropas. Die Kölner Lanxess-Arena, die im Volksmund auch „Henkelmännchen“ genannt wird, feiert ihr 25-jähriges Bestehen.

Mit rund 1,7 Millionen Gästen verzeichnete die Halle in Deutz auch im vergangenen Jahr ein enorm erfolgreiches Jahr – und das nach der Corona-Pandemie. Rund 34 Millionen Fans besuchten die Multifunktionsarena bereits seit ihrer Eröffnung.

Lanxess-Arena: 2023 wieder Top-Stars wie Robbie Williams, Helene Fischer oder Elton John zu Gast

Ob Sport-Großereignisse, Top-Konzerte, Shows oder außergewöhnliche Events – die 20.000 Menschen fassende Arena stellt mit rund 200 jährlichen Veranstaltungen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt Köln und die gesamte Rhein-Region mit nationaler und internationaler Strahlkraft dar.

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2023 werden erneut Top-Stars wie Robbie Williams (3-mal), Helene Fischer (6-mal) oder Elton John (3-mal) zu Gast sein. EXPRESS.de stellte Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher (51) zum 25. Geburtstag der Halle 25 Fragen.

Die Lanxess-Arena in Köln-Deutz mit ihrem markanten Bogen.

Der Bogen über der Lanxess-Arena (hier am 2. November 2022) ist 76 Meter hoch. Er soll bald als Touristen-Attraktion begehbar sein.

1. Wie hart waren die vergangenen Monate? Stefan Löcher: Aufgrund der Corona-Pandemie mussten in den Monaten März bis Dezember Events aus über zwei Jahren der pandemiebedingten Schließung nachgeholt werden – bei großem Personalmangel. Da war viel auf Messers Schneide.

2. Wo hakte es besonders? Stefan Löcher: Es fehlte an Gastronomie-Personal, an Security-Mitarbeitenden. Nach wie vor mangelt es an Menschen, die nachts auf- und abbauen. Aber letztlich ist nichts ausgefallen. Im Gegenteil: Wir hatten unfassbar viele ausverkaufte Konzerte.

3. Hatten Sie Zweifel? Stefan Löcher: Noch im August/September waren wir sehr skeptisch. Die Angst vor neuen Corona-Beschränkungen und die Energiekrise war allgegenwärtig. Dass wir alles durchgeführt bekommen haben, grenzte schon fast an ein Wunder.

4. Was war 2022 ein Highlight? Stefan Löcher: Da gab es viele: angefangen von Genesis und Hans Zimmer bis zum Bläck-Fööss-Konzert. Bei Harry Styles kamen sogar Fans aus Kolumbien nach Köln und waren bereit, bis zu 4000 Euro dafür auszugeben. Das war großes Kino. Man spürte: Die Leute wollen wieder Konzerte, wollen wieder raus.

5. Gab es neue Bestmarken? Stefan Löcher: Bei Blackpink wurde ein neuer Kreisch-Dezibel-Rekord aufgestellt, da lag die Lautstärke weit über 100 Dezibel.

6. Worauf freuen Sie sich 2023? Stefan Löcher: Wir haben wieder viele Mega-Stars und besondere Abende, den Abschied von Fettes Brot beispielsweise. Die Konzerte von Maneskin, Sam Smith oder Stromae verkaufen sich sensationell. Ich persönlich freue mich auch total auf Dieter-Thomas Kuhn und auf die Arena-Rückkehr von Kiss.

7. Was passiert abseits von Konzerten? Stefan Löcher: Das Shades-Festival von Influencerin Nona, das Greator-Festival mit dem Auftritt von Tony Robbins oder die World-Darts-Gala unmittelbar vor der WM sind starke Events.

8. Steht der Plan für das Jahr nun? Stefan Löcher: Ja, es wird aber noch einiges dazukommen.  

Lanxess-Arena: Bei Blackpink wurde ein neuer Kreisch-Rekord aufgestellt

9. Viele Veranstalter klagen über rückläufigen Ticketverkauf. Wie sehen Sie das? Stefan Löcher: Die Highlights laufen sehr gut. Natürlich merken wir auch, dass sich einige Konzerte schlechter verkaufen, weil sich die Gäste zurückhalten. Die Rezession ist vor allem im sogenannten mittleren Segment spürbar. Aber gleichzeitig sehnen sich die Menschen nach Live-Entertainment.

10. Wird dem entgegengewirkt, indem einige Stars gleich mehrere Auftritte in Serie absolvieren? Stefan Löcher: Als Trend würde ich es noch nicht bezeichnen. Aber natürlich nutzen einige Stars das, weil die Produktionskosten auch für die Veranstalter im Schnitt um 40 Prozent gestiegen sind.

11. Was kostet eigentlich die Hallenmiete? Stefan Löcher: Das hängt von vielen Faktoren ab. Eine kleine Variante fängt im fünfstelligen Bereich an. Große Events gehen in die sechsstelligen Summen. Dazu kommen dann noch einmal die Produktionskosten. Das Gerücht, dass die Arena erst ab 10.000 Gästen rentabel sei, stimmt auf jeden Fall nicht.

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12. Verraten Sie eine Anekdote aus 25 Jahren Arena? Stefan Löcher: Als DJ Bobo 1998 das Eröffnungskonzert gespielt hat, war der damalige Veranstalter mit der Ticketkasse aus dem Vorverkauf verschwunden. Damals haben wir dann auf die Miete verzichtet, der Künstler auf die Gage.

13. Gab es mal Ärger mit Stars? Stefan Löcher: Wir hatten schon Rapper zu Gast, wo es im Backstagebereich sehr nach Natur gerochen hat. Prince war auch so ein Fall. Der kam 2011 auf die Bühne, beschwerte sich über den Sound, den er selbst vorher eingestellt hat, und ging wieder. Zum Frustabbau fuhr er auf dem Fahrrad erst einmal um die Halle.

Lanxess-Arena: Als Superstar Prince vor Frust um die Halle radelte

14. Wie viel Feedback erhalten Sie von den Gästen? Stefan Löcher: Die meisten Beschwerden erreichen uns zum Parkhaus oder zu Staus bei An- und Abfahrt. Wir haben eine Umprogrammierung der Ampeln bei Veranstaltungen. Dadurch ist es besser geworden. Unser größtes Credo ist wirklich, auf jede Beschwerde zu reagieren, das ist ein Markenzeichen. Egal, ob der Stuhl wackelt, die Sicht oder der Sound nicht optimal waren – jeder erhält eine Antwort. Nach einem Konzert mit 18.000 Gästen kommen schon mal bis zu 100 Mails im Nachgang. 99,9 % der Menschen gehen aber extrem happy nach Hause. Manche sind auch so nett und geben positives Feedback.

15. Auf der Gummersbacher Straße sollen zwei der vier Fahrspuren in Fahrradspuren umgewandelt werden. Wie ist der Stand? Stefan Löcher: Ich bin zuversichtlich, dass wir das Verkehrsthema nicht einseitig, sondern im Einvernehmen gelöst bekommen. Es ist möglich, visionär zwei Ziele in Einklang zu bringen. Wir setzen uns nicht nur für die Arena ein, sondern für ganz Köln. Wir brauchen bei 50 ausverkauften Veranstaltungen, bei denen die Gäste von überall anreisen, für je vier Stunden die in der Baugenehmigung dargestellten vier Spuren. Da reden wir über zwei Prozent des Jahres, wo wir vier Pkw-Spuren benötigen.

16. Spüren Sie in Köln die nötige Wertschätzung? Stefan Löcher: Als Sport-Tempel ist sie da. Mir fehlt oft noch die Wertschätzung, dass wir Köln mit zur Event-Stadt machen. Wir sind schon ein großer Multiplikator und Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Den Blick, was wir für Köln bedeuten, hat nicht jeder. Andere Städte würden sich danach sehnen, eine Lanxess-Arena mit dieser Auslastung zu haben.

17. Sind Sie darauf stolz? Stefan Löcher: Die Arena kommt als rein privatwirtschaftlich betriebene Veranstaltungsstätte seit jeher ohne jegliche Bezuschussungen der öffentlichen Hand aus. Das ist selten. Darauf sind wir stolz.

18. Was planen Sie zum Arena-Jubiläum? Stefan Löcher: Für uns ist das ganze Jahr ein Jubiläumsjahr. Wir prüfen permanent, welche besonderen Aktionen wir noch im Kalender unterbekommen. Wir sind auch in Gesprächen mit dem Sport- und Olympiamuseum über eine Ausstellung mit Highlights aus 25 Jahren Arena.

19. Wo ist in der Halle der Lack ab? Stefan Löcher: Wir versuchen stetig, die Halle zu renovieren und modernisieren. Das große Thema ist die Bestuhlung, die müssen wir stetig erneuern. Auch die Dachstatik wollen wir weiter verbessern, weil die Produktionen immer schwerer werden.

20. Bisher läuft der Vertrag mit Namenssponsor Lanxess bis Ende 2023. Wie geht es weiter? Stefan Löcher: Wir sind in engen Gesprächen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Lanxess weitermacht. Die Zusammenarbeit ist hervorragend und Studien zeigen, dass der Name fest etabliert ist. Der Bekanntheitsgrad ist fast bei 100 Prozent.

Lanxess-Arena: Handball-EM 2024 wird nächstes Mega-Sport-Projekt

21. Wie wichtig sind im Konzept weitere Sport-Events, wie die in einem Jahr steigende Handball-EM? Stefan Löcher: Sehr wichtig. Es wird nicht einfacher, weil viele andere Städte mit im Rennen sind. In München entsteht der „SAP Garden“. Da müssen wir wach bleiben – sowohl die Politik als auch wir. Wir haben für die Eishockey-WM 2027 unseren Hut mit in den Ring geworfen, sollte Deutschland gegenüber Norwegen und Kasachstan den Zuschlag erhalten.

22. Aber ist es nicht einfacher, Konzerte zu buchen? Stefan Löcher: Natürlich macht eine Handball-EM meinem Team ein Vielfaches an Arbeit. Aber wer dann solch ein Erlebnis wie zuletzt die Basketball-EM mit der Verabschiedung von Dirk Nowitzki erlebt, weiß, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

23. Welche Rolle sollen künftig die Kölner Haie spielen? Stefan Löcher: Wir haben die Haie-Spiele im Kalender untergebracht, obwohl wir erhebliche Termin-Kollisionen hatten. Wir sind froh, dass wir unser Heim-Team trotz der enormen Zahl an Verlegungen hier halten konnten und hoffen, dass sie eine gute Rolle in der DEL spielen.

Arena: Vertrag mit Namenssponsor Lanxess steht vor der Verlängerung

24. Wie lautet Ihr Traum zum 25. Geburtstag? Stefan Löcher: Ein Traum, den wir schon seit fast zehn Jahren haben, wird konkreter. Wir wollen den Skywalk anbieten. Das wäre die Touristen- und Selfie-Attraktion für Köln, wenn Gäste über den 76 Meter hohen Bogen über der Arena gehen können.

25. Zum Abschluss: Was ist Ihre Lieblings-Geschichte aus 25 Jahren? Stefan Löcher: Da gibt es so viel, was aufregend war oder ans Herz ging. Egal ob der WM-Titel der Deutschen Handballer hier auf heimischem Boden, die wohl fröhlichste Evakuierung der Welt nach einer Bombendrohung mit der längsten kölschen Polonaise der Welt nach draußen, die Besuche von Persönlichkeiten wie Barack Obama oder unser Dauergast bei der Lachenden Kölnarena. Die Dame sitzt jedes Jahr 15 Mal auf dem gleichen Platz in der ersten Reihe und bringt Eierlikör für das ganze Team mit.