KVB-GehaltKölner ist fassungslos: „Meine Tochter verdient als Studentin mehr“

Zwei KVB-Bahnen an der Haltestelle Barbarossaplatz

Zwei KVB-Bahnen am 10. Januar 2023 an der Haltestelle Barbarossaplatz. 

Das Thema KVB-Gehalt sorgt für Diskussionen. Gegenüber EXPRESS.de äußerte sich ein Kölner – seiner Meinung nach, kommt man mit dem Gehalt kaum über die Runden.

von Matthias Trzeciak (mt)

Die Streik-Welle von Verdi hat auch die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) getroffen. Unter anderem lautet die Forderung: 10,5 Prozent mehr Lohn.

Bisher gibt es noch keine Einigung – die Verhandlungen gehen weiter, aber ein weiterer Streik liegt in der Luft. EXPRESS.de fragte bei der KVB nach, was verdient eigentlich ein Bus- oder Bahnfahrer beziehungsweise -fahrerin?

Köln: Bei der KVB verdienen Fahrer und Fahrerinnen 2645 Euro

Auf der KVB-Homepage heißt es dazu: „Für 39 Stunden pro Woche sind das 2645 Euro brutto pro Monat.“

KVB-Sprecher Matthias Pesch ergänzte diese Angaben gegenüber EXPRESS.de: „Die Bezahlung erfolgt nach Tarifvertrag (TV-N). Das Gehalt kann aber durch Zulagen und die Dauer der Zugehörigkeit zum Unternehmen steigen. Die Fahrer und Fahrerinnen sind in der Lohngruppe 5 einsortiert.“

Peter Winterscheid aus Köln ist fassungslos. Gegenüber EXPRESS.de erklärt der 65-Jährige: „Der Verdienst liegt Netto bei 11,40 bis 13 Euro je nach Steuerklasse. Das ist wirklich nicht die Welt für Arbeit im Schichtdienst.“

Der Kölner ergänzt: „Tag und Nacht, samstags, sonntags oder an Feiertagen – ja, es gibt Zuschläge – trotzdem wird die grundsätzliche Bereitschaft mies bezahlt.“

In diesem Zusammenhang verrät Winterscheid: „Selbst meine Tochter, studentische Aushilfskraft in der Immobilienwirtschaft, verdient da mehr. 15 Euro netto die Stunde im ersten Semester.“

Wie soll eine Familie mit dem KVB-Gehalt über die Runden kommen?

„Wie soll man mit 2645 Euro eine Familie ernähren? Das geht nicht“, beklagt sich der 65-Jährige.

„Das war früher, als mein Onkel vor 40 Jahren noch bei der KVB war, mit Frau und Kindern noch möglich. Aber Deutschland verkommt immer mehr zum Billigheimer. Ein finnischer, schwedischer oder dänischer Busfahrer oder Busfahrerin lacht vermutlich über solche Löhne. Erst recht ein Schweizer.“ Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Er wisse allerdings auch aus eigenen Erfahrungen, dass gerade in der Schweiz das Leben wesentlich teurer ist. Dafür seien Steuern und Versicherungen niedriger.

Seiner Meinung nach müsse es in Deutschland möglich sein, „von einem Vollzeitjob auch als Alleinverdiener oder -verdienerin, Frau und Kind durchbringen zu können. Das ist heute auch mit zwei normalen Einkommen teilweise nicht möglich.“

Tarifrunde endet Mittwoch – unbefristete Streiks drohen

Aktuell läuft in Potsdam die dritte Tarifrunde – die endet am Mittwoch (29. März). Sollten sich die Tarifparteien nicht einigen, könnte am Donnerstag (30. März) die Schlichtung angerufen werden.

Während des Schlichtungsverfahrens gilt die Friedenspflicht. Sollte keine der Tarifparteien die Schlichtung einleiten, wären bei den Gewerkschaften eine Urabstimmung und unbefristete Streiks möglich.