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KVB-AlbtraumBlinder muss täglich mit Helfern „Ringkämpfe“ austragen

Gerhard Stoll mit seinem Blindenstock an der KVB-Haltestelle Appellhofplatz.

Ohne die gewohnte Durchsage wird Gerhard Stolls Arbeitsweg zur Tortur.

Sein täglicher Weg zur Arbeit wird zur Tortur: Weil die Lautsprecheransagen an der KVB-Haltestelle Appellhofplatz immer wieder ausfallen, weiß der blinde Gerhard Stoll oft nicht, in welche Bahn er steigt. Erst auf Nachfrage reagiert die KVB.

„Wie Sie hören“, sagt Gerhard Stoll und zeigt mit seinem Blindenstock auf die einfahrende Bahn am Appellhofplatz, „hören Sie nichts.“ Was fehlt, ist die entscheidende Durchsage. Denn ohne die Ansage, welche Linie gerade ankommt, ist der 57-Jährige aufgeschmissen.

Seit zwei Jahren sei die Anlage immer wieder kaputt, klagt Stoll. „Und für mich sind diese Ansagen essenziell, denn ohne sie weiß ich nicht, ob ich in Ehrenfeld lande oder am Hauptbahnhof, wenn ich in die Bahn steige.“ Stoll ist seit einem Unfall vor 30 Jahren blind und auf die Bahn angewiesen.

Ist die Technik mal wieder still, muss er sich durchfragen. Doch das ist im Großstadt-Trubel alles andere als einfach. „Die meisten Menschen sind heute praktisch dauerhaft mit Kopfhörern unterwegs und starren auf ihr Handy. Es ist gar nicht so einfach, überhaupt jemanden zu finden, der einem Auskunft geben kann“, erzählt er.

Manchmal kommt es sogar zu regelrechten „Ringkämpfen“. Dann deuten Helferinnen und Helfer die Situation falsch, hören nicht richtig zu und wollen ihn in die falsche Bahn zerren. Nur weil Stoll sich wehrt, vermeidet er eine Irrfahrt. „Man mag darüber schmunzeln, aber für mich ist das dramatisch“, sagt der 57-Jährige.


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Die KVB erklärt auf Anfrage, ein „defektes Bauteil“ sei schuld, das erst beschafft werden müsse. Inzwischen wurde ein Provisorium eingerichtet und die Ansage funktioniert wieder. Ein Sprecher sagt: „Wir bedauern die Beeinträchtigungen, die unseren sehbehinderten Fahrgästen durch den Ausfall der Lautsprecheranlage entstanden sind.“

Was Stoll aber am meisten ärgert, ist die Funkstille der KVB. „Seit zwei Jahren weise ich die KVB in mehreren Mails immer wieder auf die kaputte Anlage hin. Aber zurück kommt fast nichts“, sagt er frustriert. „Wenn man mir sagen würde: ‚Es ist schwierig, die Ursache zu finden‘ – dafür hätte ich Verständnis. Aber so, wie es läuft, fällt mir das schwer.“ (red)