Annette Meisl führt seit 20 Jahren den Kuba-Salon „La Galana“ in Ehrenfeld und spricht mit uns über Liebhaber, Asche und Genuss.
Ehrenfelderin muss es wissenSind Zigarrenraucher die besseren Liebhaber, Annette Meisl?

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Zigarrenkönigin Annette Meisl feiert 20 Jahre „La Galana“ in Ehrenfeld. Und natürlich fühlte EXPRESS der Genießerin ein klein bisschen frivol auf den Zahn.
Sie ist die Frau, die seit Jahrzehnten mit Tabus bricht. Die Kölner Künstlerin Annette Meisl tourt lieber als Sängerin durch die Weltgeschichte als Hausmütterchen zu spielen und motivierte Frauen vor 15 Jahren, sich doch ruhig mal wie sie fünf Liebhaber gleichzeitig zuzulegen.
Doch eine Leidenschaft ist seit 20 Jahren die Konstante in ihrem Leben: „La Galana“ (übersetzt „Lebefrau“). Ihre Zigarrenmanufaktur in Ehrenfeld feiert jetzt runden Geburtstag. Grund genug für ein leicht frivoles Interview in Meisls plüschigem Kuba-Salon.
Je länger die Asche, desto wertvoller die Zigarre
Wer hat Sie vor 20 Jahren inspiriert, eine Zigarrenmanufaktur in Köln zu gründen?
Annette Meisl: Fünf tolle Männer. Als internationale Künstleragentin tourte ich damals mit der kubanischen Band „Vieja Trova Santiaguera“ durch die Weltgeschichte. Die Herren, zusammen 400 Jahre alt, luden mich im Gegenzug nach Kuba ein. Land, Leute und Musik hypnotisierten mich vom ersten Moment an. Dort rauchte ich meine erste Zigarre, trank dazu Rum und – schwupps – war es um mich geschehen! Von einem Zigarrenroller mit wettergegerbtem Gesicht lernte ich die ersten Handgriffe der Zigarrenrollkunst. Da packte mich die Idee, den kubanischen Lebensstil, diese Gelassenheit und das sonnige Gemüt mit nach Deutschland zu bringen.
Woran erkennt man eine gute Zigarre?
Annette Meisl: Man schnuppert daran und freut sich über ihr gutes Aroma. Sie soll ein gleichmäßiges Äußeres haben und gleichmäßig abbrennen. Man achtet auf die Asche, die gerne lange halten darf. Ich glaube, daher kommt der Begriff „Asche haben“. Eine lange Asche spricht für eine wertvolle Zigarre.
Apropos „auf die Länge kommt es an“. In Ihrem Buch „5 Männer für mich“ beschreiben Sie ihr Leben mit fünf Lovern gleichzeitig. Da wissen Sie doch bestimmt: Sind Zigarrenraucher bessere Liebhaber?
Annette Meisl: (lacht). Das müsste ich mal genauer erforschen, danke für die Anregung. Ich kann es mir aber vorstellen, weil sie ja echte Genießer und daran gewöhnt sind, sich für die guten Dinge Zeit zunehmen! Denn, ganz wichtig: Bevor man die Zigarre ausgiebig genießen kann es gibt Formate, die dauern bis zu mehreren Stunden muss man sie fachgerecht und mit Geduld in Glut versetzen. Ist das bei uns Frauen anders?!?

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Annette Meislin ihrem Ehrenfelder Zigarrensalaon „La Galana“.
Geben Sie als Sängerin auch Zigarrensongs zum besten?
Annette Meisl: Meine Leidenschaft geht tatsächlich so weit, dass ich schon mehrere Songs rund ums Thema Zigarren geschrieben habe. Einer heißt „Meine Dame, welche Zigarre darf es denn heute sein?“ und hat eine pikante Note im Refrain: „Dick oder dünn, oder lang oder kurz, rauchen Sie zu zweit oder genüsslich allein?“ Ich habe mich von den kubanischen Musikern inspirieren lassen, die das Zweideutige in ihren Texten lieben, ein weiterer Beweis für die karibische Lebensfreude ...
Schon 1995 zog Xenia Onatopp im Bond-Film „GoldenEye“ ziemlich sexy an ihrer Zigarre. Wie hoch ist der Frauenanteil heute?
Annette Meisl: Zu gering, leider. Ich versuche deshalb seit 20 Jahren, Frauen zu animieren, um ihre Scheu zu überwinden. Zigarre rauchen macht Spaß und ist sexy. In den 1920er Jahren war die Zigarette ein Symbol für die Emanzipation. Heute ist die Zigarre das neue Zeichen für die emanzipierte Frau ...
Dreht sich auch in Ihrem neuen Roman „Das Erbe der Zigarrenkönigin“ alles um die Liebe?
Annette Meisl: Natürlich. Schon im ersten Teil der Familiensaga zwischen Kuba und Deutschland drehte sich alles um die Liebe und einen mysteriösen violetten Tabak, der in einem versteckten Tal wächst und Begehrlichkeiten bei der spanischen Kolonialmacht weckt. Auch mein neuer historischer Roman spielt wieder in Kuba: Da begegnet die junge Alana endlich der Liebe ihres Lebens, aber beide ahnen nicht, dass ein dunkles Geheimnis ihre Familien schicksalhaft aneinander kettet.
Wem würden Sie eigentlich gern mal „eine Zigarre verpassen“?
Annette Meisl: Ach, da gäbe es sicher ein paar Kandidaten! Aber ganz ehrlich: Ich nutze Zigarren lieber, um Brücken zu bauen statt Fronten. Eine gute Zigarre bringt Menschen zusammen – selbst die, die sonst nichts gemeinsam haben. Also lieber anzünden statt abwatschen!
Den zweiten Band der Familiensaga „Das Erbe der Zigarrenkönigin“ präsentiert Annette Meisl am Montag, 26. Mai (19.30 Uhr), im Rahmen einer Musik-Lesung in der Volksbühne am Rudolfplatz.