Die KVB musste beim jährlichen Qualitätsbericht wieder einige Defizite einräumen. Bei der Pünktlichkeit konnte keine Verbesserung erzielt werden. Sicherheit in einigen Haltestellen wird zum großen Problem.
„Defizite offensichtlich“Bittere KVB-Bilanz – Mega-Problem durch Drogen-Szene

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Jede fünfte Bahn der KVB kam 2024 zu spät. Das geht aus dem neuen Qualitätsbericht hervor.
Ausgedünnter Fahrplan, Unpünktlichkeit, veraltete Bahnen ohne Klimaanlage – die Mängelliste, die den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) von den Kundinnen und Kunden vorgehalten wird, ist seit Jahren lang.
Das Unternehmen verschließt nicht die Augen vor der Realität und beurteilt die Lage selbstkritisch. Zum fünften Mal wurde am Dienstag (19. August 2025) der sogenannte Qualitätsbericht vorgelegt.
KVB legt fünften Qualitätsbericht vor: Pünktlichkeit bleibt großes Problem
Die Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks redete nicht lange drumherum. „Der Bericht für 2024 ist leider noch nicht so, wie wir ihn uns wünschen. Unsere Anstrengungen, unseren Kundinnen und Kunden eine Betriebsqualität zu liefern, die sie zu Recht erwarten können, zeigt zwar erste Erfolge. Allerdings sind die Defizite nach wie vor offensichtlich“.
Alles in allem kam sie zu einem bitteren Fazit: „In Summe ist der Bericht in Teilen schlechter als 2023, in Teilen auch besser, aber weit unter dem Niveau, was wir selbst anstreben. Die Defizite sind für unsere Fahrgäste sehr ärgerlich, auch für unsere Mitarbeitenden.“
Die Personalsituation würde sich zwar langsam entspannen. Bei der Pünktlichkeit konnte die KVB-Chefin aber keine Verbesserung präsentieren. Zu 79,6 Prozent (im Vorjahr 79,1 Prozent) kamen die Stadtbahnen pünktlich. Die Linie 17 macht dabei deutlich weniger Probleme als die Linie 4, die durch die Sperrung der Mülheimer Brücke verstärkt genutzt wurde. Die Busse waren nur zu 73,1 Prozent pünktlich.
Ein weiteres Problem, was für die schlechte Pünktlichkeitsquote sorge, sei die hohe Zahl von Unfällen, Falschparkern und Pkw in den Gleisanlagen. 168-mal konnte die Bahn deshalb nicht weiterfahren, zudem gab es 669 Unfälle, die für massive Störungen im Ablauf sorgten.

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Stefanie Haaks scheidet im März 2026 als Vorstandsvorsitzende der KVB aus.
Wenn Bus oder Bahn um 20 Minuten oder mehr verspätet sind, greift die Mobilitätsgarantie der NRW-Verkehrsunternehmen. Von 9700 Anträgen stieg der Wert auf 16.200. Entsprechend hohe Kosten wurden für die Nutzung alternativer Verkehrsmittel verursacht.
92,3 Prozent der Stadtbahn-Fahrten, die eigentlich durch die KVB durchgeführt werden sollten, kamen auch tatsächlich zustande. Im Vorjahr fuhren immerhin noch 95,3 Prozent aller Bahnen. Bei der Linie 3 fiel jede zehnte Bahn aus.
Das größte Problem für die KVB stellt die stockende Lieferung neuer Bahnen dar. Die neuen Niederflur-Bahnen der Firma Alstom/Kiepe, von denen die ersten bereits 2023 hätten fahren sollen, sind weiter nicht in Sicht. Als Reaktion darauf wurden 132 moderne Hochflur-Bahnen bei der Schweizer Firma Stadler bestellt. Die sollen ab 2029 auf die Schiene kommen.

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Ein Blick auf die Pünktlichkeit der einzelnen KVB-Linien. Die 17 macht die wenigsten Probleme, bei der Linie 4 hakte es besonders.
Im März 2026 scheidet die KVB-Chefin auf eigenem Wunsch aus dem Amt aus. Auf EXPRESS.de-Nachfrage sagte sie, dass sie zum Ende ihrer Zeit jedoch zumindest „Licht am Ende des Tunnels“ sehe. „Wir brauchen einen langen Atem. Ab dem 27. August können wir wieder den Bus-Fahrplan voll bedienen. Im Stadtbahnbereich haben wir ab Herbst genug Personal, aber nicht genug Fahrzeuge“.
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Von den Rolltreppen waren im Vorjahr im Schnitt 90,2 Prozent in Takt, die Verfügbarkeit der Aufzüge lag bei 96,4 Prozent. Größtes Problem in dem Bereich ist der Vandalismus. An den Haltestellen Bahnhof Deutz/Messe oder Kartäuserhof sorgte mutwillige Zerstörung für rund 40 Prozent der Ausfälle.
Größtes Thema für die KVB ist die schwierige Situation in vielen U-Bahn-Haltestellen im Innenstadt-Bereich. Obdachlose und suchtkranke Personen gefährden dort nicht nur den sicheren Betrieb, sondern sorgen auch dafür, dass sich Fahrgäste nicht mehr überall sicher fühlen.

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Die Menschen fühlen sich abends nicht mehr so sicher. Das ergaben die Umfragen der KVB.
„Diesen Menschen muss geholfen werden. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass wir eine tragende Rolle übernehmen können. Aber unsere Anlagen können nicht die Endstation von diesen Menschen sein und auch nicht das soziale Umfeld, wo sie sich nachts bewegen“, sagte Haaks.
Die Bestreifung zusammen mit Polizei und Ordnungsamt an den Haltestellen Neumarkt, Ebertplatz, Appellhofplatz, Rudolfplatz und Friesenplatz sorge für einen Verdrängungseffekt. Am Josef-Haubrich-Hof habe sich ein neuer Hotspot für die Drogen-Szene entwickelt. Ein Teil sei Richtung Körnerstraße nach Ehrenfeld oder zum Kartäuserhof gezogen.

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Polizei, KVB und Ordnungsamt gehen gemeinsam in den Bahnhofsebenen Streife. Dort kommen immer mehr obdachlose Menschen unter.
Als Notmaßnahme wurde durch die KVB bereits die Möglichkeit in den Raum gestellt, einzelne U-Bahn-Haltestellen während der Betriebspause zu schließen und im Gegenzug die wohnungslosen Menschen mit einem Shuttle-Bus zur Notschlafstelle zu bringen. Geschehen ist das aber noch nicht. Für eine Haltestelle benötige man zwölf Wochen Vorlaufzeit, um diese umzubauen. Bei allen Haltestellen in der Innenstadt müssten zwei, drei Jahre eingeplant werden.
„Wir sehen und in der sozialen Verantwortung und brauchen zunächst Alternativangebote und ein Signal, wo die Menschen hin sollen. Es kann nicht sein, dass wir die Endstation sind und dann alle vor den Rolltoren liegen. Wir unterstützen gerne, dazu braucht es ein Gesamtkonzept und das liegt nicht in unserer Hand, das zu erstellen“, sagte Haaks.
KVB verlangt Alternativangebote für obdachlose Menschen
Dr. Florian Römer, Bereichsleiter Fahrgastsicherheit und Werkschutz, berichtete auf EXPRESS.de-Nachfrage von 5400 Meldungen in der Leitstelle. Das umfasse nicht die Meldungen, die bei der Polizei eingehen. „Der ÖPNV ist nicht gefährlicher als der öffentliche Raum. Das Personal und die Videoüberwachung würden schon Effekte zeigen“, stellte er klar.
Die KVB-Chefin räumte aber eine schlimme Entwicklung ein. „Die Art des Umgangs hat sich verändert. Vor fünf, sechs Jahren war die Aggressivität nicht so hoch, wie sie heute ist. Die Hemmschwelle ist wesentlich tiefer. Es wird schneller mal gespuckt. Für mich wäre es vor ein paar Jahren unvorstellbar gewesen, dass ich, nur weil ich eine Dienstjacke trage, angespuckt werde. Das kommt heute leider häufiger vor.“