Andere Städte wollen es auchEr hat das Wundermittel gegen eine Kölner Plage

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Firmenchef Rainer Erhardt am Ebertplatz, wo seine Mitarbeiter zuletzt im Einsatz waren.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – In seinem ersten Leben (nach einer kurzen Zeit als Möbelverkäufer) war Rainer Erhardt (62) Konzertveranstalter. Anfangs klebte er seine Konzertplakate selber. Das sollte ihn irgendwann in sein zweites Leben führen. Und das steht jetzt in voller Blüte...

Denn: Erhardt hat das Zeug, um das Kölner Stadtbild positiv zu verändern. Er hat ein Mittel erfunden, das zur Zeit auf Tausende Ampel-, Verkehrs- und Lichtmasten aufgetragen wird. Es bekämpft erfolgreich eine großstädtische Plage: die Zettel- und Aufkleberwirtschaft.

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Ein Mitarbeiter der Firma „Pro Urbano“ imprägniert einen Mast auf dem Ebertplatz.

So entschmuddelt Erhardt mit dem Produkt (Name: „Urbanophob“) die Stadt. Er gibt zu: „Es war für uns alle eine Überraschung, dass das so gut klappt.“

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Das silikonhaltige Mittel sorgt dafür, dass Aufkleber nicht haften bleiben. Und was vielleicht doch kleben bleibt, lässt sich mit einem einzigen Handgriff entfernen. Vorbei die Zeiten der mühsamen Abspachtelei durch Reinigungstrupps.

Erhardt hatte von der Stadt zunächst eine Teststrecke am Hohenzollernring zugewiesen bekommen. Das Projekt sei erfolgreich gewesen, die Kölner Stadtraummanagerin Franka Schinkel habe ihm schließlich gesagt: Herr Erhardt, ich will Ihr Teflon. Die Amtsleiterin zum EXPRESS: „Die Firma hat von uns den Auftrag, die Masten zu reinigen, farblich zu beschichten und die transparente Schutzschicht aufzutragen. An 5000 Masten in Köln ist dies bereits geschehen.“

Neu ist auch die Farbe, die aufgetragen wird: ein elegant und auf das Auge beruhigend wirkendes „Anthrazit mit Eisenglimmer“. Mit dieser Farbe werden die bislang hellgrauen Masten übermalt.

Nächstes Projekt: Das Rathaus in Leverkusen

Auf das „Teflon“, das Firmenchef Rainer Erhardt (Pro Urbano, zehn Angestellte, Sitz in Dellbrück) außerhalb von Köln anrühren lässt, sind jetzt auch Städte wie Aachen, Hamburg und München aufmerksam geworden. Er würde mit den Verwaltungen verhandeln, sagt Erhardt. In Leverkusen starte er bereits mit einem Testlauf am Rathaus.

Auf den Trichter sei er gekommen, als er eine Briefmarke von einer postüblichen Briefmarkenrolle abgezogen habe. Diesen Effekt hat er nun erfolgreich übertragen.

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Hier wird ein Aufkleber von einem noch nicht imprägnierten Laternenmast entfernt. Danach wird die Schutzschicht aufgetragen.

Mit der Materie befasst sich der Kölner aber schon seit vielen Jahren. Als er noch Konzerte veranstaltete, ärgerte er sich darüber, dass seine Plakate von anderen überklebt wurden. Er fand einen Kniff dagegen: er brachte Wachs auf seine getrockneten Plakate auf. Daran blätterten die „Nachfolger“ ab. Jahre später brachte ihn dieser Effekt auf die Idee, ein Antihaft-Gel für Graffiti zu entwickeln: daraus entwickelte sich das Unternehmen „Pro Urbano“ (für die Stadt). Erhardts Firma ist bereits seit Jahren u.a. für KVB und Deutsche Bahn aktiv.