Das Kölner Opern-Debakel geht in die nächste Runde. Nach 14 Jahren Bauzeit und einer Kostenexplosion gibt es einen neuen Eröffnungstermin. Aber kann man dem Plan diesmal trauen?
Kölner Opern-DebakelReker mit deutlichen Worten
Aktualisiert
Eine schonungslose Abrechnung zum Abschied! „Es gibt wohl kaum ein Bauprojekt in dieser Stadt, das die Menschen so bewegt, so enttäuscht und so strapaziert hat“, so die scheidende Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am Mittwoch (1. Oktober 2025) zum Kölner Opern-Desaster.
Und die Zahlen sind ein Schock: Statt der geplanten drei Jahre dauert die Sanierung nun unfassbare 14 Jahre. Die Kosten explodierten von 253 Millionen auf 798,6 Millionen Euro. Jetzt soll es endlich ein neues Datum geben: Am 24. September 2026 soll Eröffnung sein. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Doch wie soll der straffe Zeitplan bis dahin aussehen? Bis Ende Oktober soll das Opernhaus endlich fertig gebaut sein, das Schauspielhaus folgt bis Ende November. Bis zum Jahresende sind dann die unterirdische Kinderoper und das Kleine Haus dran. Laut Projektmanager Jürgen Marc Volm fehlen nur noch „zwei bis drei Prozent“.

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Kay Voges (Schauspielintendant), OB Henriette Reker und Hein Mulders (Opernintendant, v.l.) verkünden den neuen Plan im Foyer der Oper.
Danach beginnt der technische Krimi in vier Akten. Zuerst werden ab Dezember die Anlagen in Betrieb genommen – funktioniert alles, auch im Brandfall? Das soll bis Ende März 2026 dauern. Dann nehmen Expertinnen und Experten alles ab. Im zweiten Quartal 2026 müssen die Behörden grünes Licht geben. Erst dann dürfen die Intendanten und Intendantinnen endlich ihre Schlüssel haben.
Und dann beginnt der große Umzug! Oper und Schauspiel müssen aus ihren rechtsrheinischen Ausweichquartieren zurück an den Offenbachplatz. Der Clou: Das alles muss schon starten, während die letzten Prüfungen noch laufen. Ein logistischer Kraftakt!
Doch was, wenn etwas schiefgeht? Viel Spielraum gibt es nicht. Projektleiter Volm spricht von einem Puffer in „geringem Umfang“ – gerade einmal zwei bis drei Wochen! Wenn es Probleme gibt, müsse man die Schritte parallel laufen lassen: „dann werden wir Dinge überlappen“.

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Der externe Projektleiter Jürgen Marc Volm steht vor einer gewaltigen Aufgabe.
Auffällig: Oberbürgermeisterin Reker hört in vier Wochen auf. War das alles nur eine Show zum Abschied? Reker wehrt sich: „Eben nicht, sonst hätten wir diese Pressekonferenz schon viel früher gemacht.“ Man habe bis zur letzten Sekunde auf absolute Sicherheit gewartet.
Die Stadt will aus dem Desaster lernen, versicherte Stadtdirektorin Andrea Blome: „Natürlich müssen wir die Vergangenheit aufarbeiten, was falsch gelaufen ist.“ Doch das klingt vertraut. Schon nach dem ersten geplatzten Eröffnungstermin 2015 gab es eine Analyse – von Anwälten und Anwältinnen der Kanzlei, die die Stadt in dem Projekt beraten hat. Das Ergebnis damals: Die Stadt trifft kaum Schuld, die Firmen sind schuld.
Versprechen, das Köln schon einmal gehört hat
Das Rechnungsprüfungsamt kritisierte das scharf: „Hier bleibt festzuhalten, dass die Aufarbeitung nicht durch ein externes Büro, sondern durch unmittelbar Beteiligte erfolgte.“ Ein Versprechen, das Köln schon einmal gehört hat.
Eine letzte Spitze gab es von Reker noch obendrauf: Sie wünsche sich, dass bei allen Bauprojekten die Finanzierungskosten ausgewiesen werden. Das Kuriose daran: Genau diese Kosten werden bei der Opern-Baustelle seit der Übernahme durch das neue Team nicht mehr in den Berichten genannt. (red)