Kölner Milieu-SchreckenDummse Tünn (82): Bei der Ringschlacht war ich stänevoll

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Scheinbar lustige Runde in den 80ern: Dummse Tünn (r.) mit Freunden wie Beckers Dieter.

von Markus Krücken (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie: „Wenn es Nacht wird in Köln.“ Das berüchtigte Kölner Milieu der 1970er und 1980er Jahre.

Die einen halten die Protagonisten von einst für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich dagegen, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie Schmidte Udo auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Kölner Milieu: Dummse Tünn blickt zurück

Auf EXPRESS.de erinnern wir mit Episoden an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit, die als „Chicago am Rhein” zu Köln gehörte, aber nicht verklärt werden darf.

Heute veröffentlichen wir Anekdoten von Dummse Tünn (82). Ihn hat Roland Bebak, der das eingangs erwähnte Buch herausgab, aktuell besucht und plant eine Fortsetzung der Milieu-Geschichten.

Denn auch Dumm, der inzwischen 82 Jahre alt und damit neben Zementkopp die älteste noch lebende Szenegröße von einst ist, hat noch viel zu erzählen und zeigt stolz alte Fotoschätze aus den wilden 50er, 60er und 70er Jahren.

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Dummse Tünn heute. Der mittlerweile 82-Jährige hat die wilden Zeiten noch immer präsent, einst verbreitete er Angst und Schrecken.

Natürlich wird der berüchtigte Haudrauf, der im Alter begann Tauben zu züchten, immer wieder von den Jüngeren auf die berühmte Ringschlacht mit der Schäfers Nas (✝1997) aus dem September 1975 angesprochen, aus der er als zweiter Sieger hervorging.

Dummse Tünn: „Ich hatte eine Flasche Whiskey, war sternevoll und dann ist der Krach gekommen. Da stand er vor mir und sagte: „Was bist du besoffen?“ Ich sagte: „Du Wi.. was geht dich das an?“

In den 60er und 70ern habe er niemanden im Milieu fürchten müssen, schildert Dumm, der einst sogar zeitweise der Leibwächter von Schauspiel-Ikone Romy Schneider (✝1982) war.

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Schäfers Nas war sogar einmal Talkgast bei Margarete Schreinemakers.

Und präsentiert alte Zeitungsartikel über ihn, dazu Schnappschüsse mit einstigen Szenegrößen wie Beckers Dieter (✝46), dem berüchtigten Inhaber des Klein Köln und Präsidenten der Zuhälter-Fußballmannschaft FC Johnny.

„Die hatten alle Angst und haben eins aufs Ei bekommen. Auch der Ringer David, mit dem hab ich auch mal gerungen. Aber der hat auch Angst gehabt“, sagt Dumm heute,

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Dummse Tünn (Mitte) mit Boxer Jupp Elze (l.) beim Kneipier, der Boxer verstarb bereits 1968.

Kann so jemand Freunde haben?

Dumm nennt einen Namen immer wieder: Jupp Elze. Der früh verstorbene Profiboxer aus Köln, der von Jean Löring einst gemanaged wurde und die Karriere von Peter „de Aap“ Müller (✝1992) per K.O. beendete, doch als erster Dopingtoter in die Sportgeschichte einging (er starb 1968), sei sein bester Freund gewesen.

Dummse Tünn erlitt 2016 einen Schlaganfall

Akkurat hat er alte EXPRESS-Berichte über die Milieu-Zeiten zu Hause aufbewahrt. Dummse Tünn ist neben Schäfers Nas der einzige Vertreter des Chicago am Rhein, der einen eigenen Wikipedia-Eintrag besitzt.

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Dumm hat die Zeitungsartikel von einst aus dem EXPRESS aufbewahrt.

Der liest sich wie ein Strafregister. Denn dass er als Zuhälter und Knastbruder kein Kind von Traurigkeit war, ist weit über Kölns hinaus Grenzen hinaus seit jeher bekannt.

Vor vier Jahren erlitt er einen Schlaganfall, den er überstand. Seine Nichte besucht ihn bis heute. Bebak, der jetzt auch bei ihm war: „Er hat von seinen Emotionen aber bis heute nichts eingebüßt ...“