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Seine Küsse, seine Macken, sein TodWitwe von Schäfers Nas: So war Kölns Milieu-König

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Schäfers Nas war sogar einmal Talkgast bei Margarete Schreinemakers.

von Markus Krücken (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie: „Wenn es Nacht wird in Köln.“ Das berüchtigte Kölner Milieu der 1970er und 1980er Jahre.

Die einen halten die Protagonisten von einst für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich dagegen, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie Schmidte Udo auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Kölner Milieu: Witwe erinnert an die Nas

Auf EXPRESS.de erinnern wir mit Episoden an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit, die als „Chicago am Rhein” zu Köln gehörte, aber nicht verklärt werden darf.

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Heute veröffentlichen wir Anekdoten von Schäfers Nas' Witwe Petra Schäfer aus dem Buch von Roland Bebak.

Wann und wie haben Sie die Nas kennengelernt?

Ich habe ihn 1988 kennengelernt. Durch einen dummen Zufall. Meine Tochter war mit seinem Stiefbruder zusammen. Irgendwann rief mich der an und fragte, ob ich mit zum Boxen kommen will. Ich gucke ja gern Boxen. „Ja klar“, sagte ich. „Ok wir müssen noch meinen Bruder abholen. Komm nach dem 'Le Journal' auf den Ring.“ Ich kam hin und dachte: Ach nee, was ist das denn für einer?

Da saß die Nas. Der Platz war neben ihm frei. So habe ich ihn kennengelernt. Früher hatten die Männer immer so eine Tasche für die Utensilien dabei. Er gab mir die Tasche, der Reißverschluss war kaputt. Ich sah die ganzen Scheine drin. Ich hab mich nicht getraut, sie unter den Arm zu nehmen. Heute denke ich, dass das schon alles Tests waren. Für den Halbbruder, den Män, war ich nur jemand, wo Hein seinen Müll abladen konnte. Aber es ergab sich anders. Ich wollte den Hein gar nicht, aber ich hab ihn gekriegt.

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Petra Schäfer mit der Sterbeurkunde ihres Hein.

Woran ist Schäfers Nas gestorben?

An Doofheit. Wir sind abgefackelt worden. Unser Haus in Koblenz-Metternich wurde in Brand gesteckt. Schäfer lag da drin. Und dann kriegte er keine Luft mehr. Hein ging es von da an schlecht. Er hatte Atemprobleme. Aus Frust darüber warf er eines Abends ein Messer nach mir, an meinem Kopf vorbei. Ich redete ihm von hinten immer rein, was ich wollte. Also packte ich meinen Koffer, die Autoschlüssel, den Rottweiler, packte ein paar Tausender ein und sagte ihm: „Ich gehe jetzt, wenn du nicht morgen zum Arzt gehst.“

Er stimmte zu, am anderen Tag gingen wir. Sofort kam er ins Krankenhaus. 14 Tage später bekam er einen Herzkatheter. Hein war blitzeblank blau angelaufen. Die Ärzte stellten fest, dass er keinen Sauerstoff mehr im Körper hatte. Er musste ab jetzt einen Blutverdünner nehmen, durfte sich nicht mehr aufregen. Dann war Samstag. Er sagte: „Frau, ich gehe einen Safe kaufen. Koch du uns eine frische Kartoffelsuppe. Ich bin um 14 Uhr wieder da.“

Petra Schäfer: So erhielt ich die Todesnachricht

Aber er kam und kam nicht. Um 17 Uhr bellten die Rottweiler im Zwinger. Ich schaute aus dem Fenster: Ein großer und ein kleiner Mann standen bei uns am Steg. „Sind Sie Frau Schäfer? Ihr Mann ist tot.“ Ich bin ja Linkshänderin, ich knallte dem einen eine und randalierte herum. Fünf Mann hätten mich nicht halten können. Hein hatte gehört, dass der Brandstifter gefunden worden war, hat sich aufgeregt und einen Herzschlag gekriegt. Wir hatten unten im Haus ein Bordell und der Brandstifter war der, der es geführt hat. Wir hatten ihm gesagt: „Du kannst es solange führen, bis wir die Baugenehmigung haben.“ Als Hein ihm das mitteilte, dass wir die Baugenehmigung hatten, hat er das Haus abgefackelt.

Wie kam das mit der Seebestattung?

Man sagte mir nach, ich sei zu geizig, Geld für einen Grabstein auszugeben. Dabei hat mich die Seebestattung 12.000 DM gekostet. Zuvor habe ich ihn in Koblenz in den Rheinanlagen morgens um 10 Uhr aufbahren lassen. Mit 150 roten Rosen. 100 Leute kamen. Ich sagte: Gesoffen wird nicht, ich hasse das. Das ist für mich keine Beerdigung. Wir haben nicht einen Schnaps verkauft, kein Bier. Es gab Suppe und Brötchen. Ich wollte ihn dann auf dem Rhein verstreuen, das wäre mein Traum gewesen. Aber das durfte man nicht. Als ich seine Asche ins Meer streute, kam die ganze Scheiße wieder hoch.

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Heinrich Schäfer als Zeitschriften-Leser. Ein seltener Anblick.

Als wen soll man ihn in Erinnerung behalten?

Er war ein Drecksack, das brauchen wir nicht beschönigen. Er ist von seinem Vater sehr hart erzogen worden, hat er mir erzählt. Er konnte nicht ab, dass seine Mutter einen neuen Mann genommen hatte. Zu der hatte er kein gutes Verhältnis. Er war eigentlich ein Frauenhasser. Er sagte mir immer: Denk daran, wer ich bin. Aber er hatte auch gute Seiten. Auf ihn konnte man sich verlassen. Wenn er gesagt hatte: „5 Uhr“, war er Punkt 5 Uhr da. Wenn er „A“ gesagt hat, hat er auch „B“ gesagt. Das hat mir irgendwie dann doch imponiert.

Einmal im Monat brachte er ins Pennerheim am Annoheim Haxen vom Metzger. Nur keinen Schnaps. Alkohol trank er selbst selten. Er trank nur, wo er sich wohl fühlte. Zum Beispiel auf dem Schiff in Marienwinter. Zur Musik der Quetsch machte er Witze. So konnte er auch sein. Zuhause trank er gar nicht. Geraucht hat er auch nicht. Wenn man ihn beruhigen wollte, musste man ihm ein Käffchen geben. Zehn Pfund Kaffee die Woche. Beim Kaffee hat er mir auch den Antrag gemacht.

Wie das denn?

Auf einmal stand er vor mir und guckte anders als sonst. Als wenn ich was gemacht hätte. „Mach einen Kaffee, mach.“ „Was gibt es denn?“ Er sagte: „Trink den Kaffee“. Auf einmal meinte er dann: „Ich habe überlegt: Wir heiraten.“ Mir fiel fast die Tasse hin. Die ganze Zeit hatte er mit mir Tests gemacht.

Was für Tests?

Im Hafen hat er mich zum Beispiel besoffen gemacht. Da war so eine Party. Er ging spazieren, und seine Freunde machten mich besoffen. Wenn ich trinke, bin ich immer lustig. Auf der Heimfahrt musste ich mich im Auto übergeben. Hein schubste mich in den Graben, machte aber alles weg. Am nächsten Tag sagte er: „Du hast den Test bestanden. Mach jemand besoffen, dann siehst du, wen du vor dir hast. Dich kann man laufen lassen.“

Konnte der Hein auch zärtlich sein?

Nein, er war schmutzig, durch die ganzen Frauen. Er wusste nachher nicht mehr, wie sie aussahen, aber er wusste, was sie für einen Arsch hatten und wie die Titten waren. Er konnte einen schon merken lassen, dass er einen gern hatte. Aber küssen konnte er nicht. Er wusste nur, wie das geschrieben wurde. Aber ich habe ihn schon irgendwie etwas umgemodelt. Zum Beispiel bei den Polizeikontrollen: Da wurde er raderdoll. Ich sagte ihm: „Bleib ruhig, du hast Bewährung.“ Da kamen die Polizisten mit gezogener Kanone. Ich sagte ihnen: „Sie provozieren den.“ Ich habe Hein in den Arm gezwickt, so blieb er ruhig. Aber nicht immer. Immer waren die hinter ihm her. Vom Hörensagen habe ich mal erfahren: Es gab eine Kontrolle. Mann und Frau. Die Polizisten waren frech, der Frau hat Hein deshalb eine geschmiert, dass sie umgefallen ist: „Wenn du arbeiten willst wie ein Mann, musst du das auch aushalten wie ein Mann.“ Es hatte ein Nachspiel, aber das juckte ihn nicht.

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Die Nas gab gerne Gas. Auch auf der Honda.

Berühmt wurde die Nas überregional, weil er das gestohlene Domkreuz wiederbeschaffte. Wie war das?

Das waren Freunde meiner Tochter. Die sind immer klauen gegangen. Ich hab ihr gesagt: »Wenn du noch einmal was mit denen zu tun hast...« Auf einmal rief sie mich an: «Wir haben da so ein Kreuz. Das will einer aus der Clique verkaufen. Willst du das nicht für den Hein haben?» Ich fragte: „Ist das geklaut?“ – „Ja.“ – „Nee, will ich nicht.“ Kurz danach rief dieser Typ mich an. Ich fragte: „Woher haben sie meine Nummer?“ Er: „Von ihrem Bruder.“ Ich: „Und jetzt“? Er: „Ich habe da ein Kreuz. Das habe ich aus dem Dom geraubt.“ So – das habe ich dann dem Hein gesagt. Ich ging zu ihm und meinte: „Mich hat jemand angerufen. Der will dir ein Kreuz vom Domprobst verkaufen.“ Hein ist ausgerastet: „Wie können die den Dom beklauen?“

Witwe schildert: So lief die Domkreuz-Übergabe

Und er hat dann sofort bei Werner Schlagehan und Oliver Meyer vom EXPRESS angerufen und gesagt: »Ich han da jet für üch«.“ Es wurde ein Treffen am Hafen ausgemacht, da gab es dann die Übergabe. Hein hatte alles mit dem Dieb organisiert. Der Domprobst wollte eine Belohnung geben, aber die wollte er nicht. Er hat die Diebe auch laufen lassen. Ich weiß, dass der Dieb tot ist. Er ist mit 28 Jahren gestorben. Er war drogensüchtig.

Sie schauen traurig aus, wenn Sie so erzählen.

Er sagte mir immer: „Mich vermisst du mal, wenn ich nicht mehr bin.“ Ich stehe dazu: Manchmal war es nicht einfach. Fünf Jahre habe ich gebraucht, um über ihn wegzukommen. Was Hein verachtete? Drogen mochte er nicht, Besoffene hasste er, Lügen konnte er nicht ab. Manchmal hat er mir auch eine geklatscht. Bis ich ihm sagte: Noch einmal, dann bin ich weg.

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Sorgte im Milieu für Angst und Schrecken: Hein Schäfer, alias Schäfers Nas.

Hatte Nas Kinder?

Soviel ich weiß, musste er eine Freundin in Paris gehabt haben namens Lou. Von der soll er einen Sohn haben, der genau so aussieht wie er. Hein hatte auch Geschwister, einen richtigen Bruder und drei Halbbrüder und zwei Halbschwestern.

Mochte er Sport?

Boxen liebte er. Mike Tyson fand er gut. Und Bubi Scholz, den kannte er. Er hat früher selbst beim SC West geboxt. Und er hatte viele Straßenkämpfe. Deshalb sah er ja auch so aus. „Ruhm kennt keine Gnade“, hatte er auf dem Arm tätowiert. Fußball hat er selten geguckt, nur Länderspiele. Aber Formel 1 hat er auch gesehen. Ich vermisse ihn.