Kumpel von JP WeberNach OP: Kölner nahm unfassbare Kilo-Zahl ab und hat einen Tipp

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Michael Knipprath (l.), Kumpel des Kölner Sängers JP Weber, hat einen harten Kampf hinter sich.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Wenn Michael Knipprath (41) beim EXPRESS-Fototermin an der „Kulisse“ am Heumarkt steht, ist ihm das nicht angenehm. Er schaut in die Kamera, lehnt sich leicht verschmitzt an den Baum und lächelt.

Er steht nach einem unfassbaren Kraftakt in seinem Leben im Mittelpunkt, die Menschen um ihn herum loben ihn in den höchsten Tönen. Das war mal anders, denn der beste Kumpel von Kölns Flitsch-Genie JP Weber musste durch ein Tal der Tränen gehen – und hat es dennoch geschafft, sein Leben komplett umzukrempeln.

Köln: Magen-Bypass im Klinikum Merheim rettete Michaels Leben

Genug ist genug! Die Waage zeigte 190 Kilo an. Doch bis es bei Michael „klick“ machte, musste ihm Prügel angedroht werden, er kurzzeitig seine Wohnung verlieren und er in einer Operation eine Magen-Bypass gelegt bekommen.

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„Das war im August 2019. Die Operation war der Schlüssel zum Erfolg, aber danach ist es wichtig, dass der Kopf mitmacht“, erzählt der gelernte Einzelhandelskaufmann.

Etwas mehr als ein Jahr später sitzt Knipprath bei einem Wasser in der „Kulisse“ und wiegt unfassbare 75 Kilogramm weniger.

„Mir wurde der Mageninhalt von 2,5 Liter auf 250 Milliliter verkleinert“, erinnert er sich an den Moment, der sein Leben verändert und wohl auch gerettet hat. „Ich wurde in Merheim vorher ein halbes Jahr psychologisch betreut. Die Vorbereitung war einfach toll begleitet.“

Köln: Kumpel von JP Weber nahm 75 Kilo ab

Begleitung im Leben – daran hat es bei „Knippi“, wie ihn seine Freude nennen, oft gefehlt. Seinen Vater lernte er nie kennen, seine Mutter verstarb 2011 viel zu früh an Krebs. „Irgendwie verlierst du den Halt in deinem Leben. Ich bin schon als Kind früh gehänselt worden. Menschen zu vertrauen ist eine Sache, die ich wirklich noch lernen muss.“ Denn er wurde auch oft und bitter enttäuscht.

In die Phase um den Tod seiner Mutter mischte sich zudem Antriebslosigkeit und ein Verlust der Arbeit, Michael verlor sogar seine Wohnung und wurde obdachlos. Heute sagt er: „Wenn ich JP und ein paar andere Freunde nicht gehabt hätte, wäre ich wohl schon tot.“ Denn Weber quartierte ihn in seiner kleinen Studentenbude ein. Ein Tisch, ein Bett, mehr nicht.

JP Weber sieht diese Zeit rückblickend so: „Es wart hart. Für Michael und uns Freunde. Denn er hat vielfach Hilfe ausgeschlagen. Ich erinnere mich noch genau, dass wir ihm auch Prügel androhen mussten, damit es in seinem Kopf irgendwann mal umschlägt.“

Denn Michael hatte viele Angebote: Über Umwege des „Karnevalistenforums“ lernten er und JP Weber sich kennen. Und sofort erkannte Weber das Talent des musikalischen Jungen. „Er kann nach kurzer Zeit mit jedem Instrument etwas anfangen.“

Köln: Michael überstand Obdachlosigkeit

Siehe da: Nach und nach wurde Knipprath hinter den Kulissen zu JPs kongenialem Partner, half als Techniker hinter der Bühne – oder auch als Musiker auf der Bühne mit. Nicht zuletzt der Song „Der letzte Wagen ist immer ein Kombi“ stammt aus „Knippis“ Feder.

Auch beruflich ging es in den letzten Jahren bergauf. Nach einigen Umwegen – Michael saß bei der Agentur für Arbeit und wollte sich nach einem neuen Job erkundigen – landete er bei der: Agentur für Arbeit. Dort sitzt er jetzt im Büro der Kölner Geschäftsführung und ist alleinverantwortlich im „Kundenreaktionsmanagement“.

Ein Lebensweg, der hart umkämpft war. In Sachen Gewicht hat er vielleicht einen kleinen Tipp parat. „Ich schaue auf die Verpackungen: Wenn etwas mehr als 10 Gramm Kohlehydrate auf 100 Gramm hat, nehme ich es nicht.“

Menschlich, das gibt er gerne zu, müssen einige Wunden erst verheilen, damit er wieder anderen Menschen voll und ganz vertrauen kann. Bis auf seine Freunde und JP Weber.

„Für ihn würde ich alles tun“, sagt Michael Knipprath. Weber schaut „Knippi“ zurück an und nickt. Beide müssen nicht viele Worte wechseln – sie beide wissen nach diesem Kraftakt, was „Echte Fründe“ wirklich bedeutet.