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Alarm vor Kölner Lichtern„Für sie ist es der Horror“

Ein Feuerwerk am Rhein stört nach Einschätzung von Tierschützern und Tierschützerinnen die dort brütenden und lebenden Vögel massiv. Aufnahmen der Veranstaltung „Rhein in Flammen“ in Bonn haben gezeigt, wie die Tiere in Panik gerieten.

Ein Feuerwerk am Rhein stört nach Einschätzung von Tierschützern und Tierschützerinnen die dort brütenden und lebenden Vögel massiv. Aufnahmen der Veranstaltung „Rhein in Flammen“ in Bonn haben gezeigt, wie die Tiere in Panik gerieten. 

Verstörende Bilder aus Bonn! Nach dem Feuerwerks-Drama am Rhein schlagen Tierschützer und Tierschützerinnen jetzt Alarm: Droht bei den Kölner Lichtern am Samstag die nächste Tier-Tragödie?

Es sind Szenen, die unter die Haut gehen: Panisch umherflatternde Vögel, die im Lärm der Böller verzweifelt flüchten. Die Aufnahmen vom Feuerwerk „Rhein in Flammen“ in Bonn haben viele Menschen schockiert. Nun die große Sorge: Wiederholt sich dieses Drama bei den Kölner Lichtern?

Dass das 30-minütige Spektakel zwischen Hohenzollernbrücke und Bastei von einem Schiff aus gezündet wird, ändert für die Tiere nichts. Tierschützerin Coco Freudenberg ist sicher: „Feuerwerk hören die Tiere ewig weit.“

„Es ist absurd, dass man Tieren so einen Schrecken einjagen muss“

Das Feuerwerks-Schiff „Doris“ schippert am Samstag (30. August) von Porz bis in die Innenstadt und schießt dabei ununterbrochen Raketen in den Himmel. Die Route führt direkt an Rheinwiesen und Wäldern vorbei – dem Lebensraum unzähliger Vögel und Wildtiere.

„Es ist absurd, dass man den Tieren immer wieder so einen Schrecken einjagen muss“, klagt Freudenberg. Sie macht sich Sorgen um die vielen Tiere am Rhein: „Füchse gibt es beispielsweise überall am Rhein, auch in der Stadt. Für sie ist es der Horror.“

Nicht nur Wildtiere, auch unsere Haustiere leiden unter der Knallerei, genau wie an Silvester. „Grundsätzlich ist es rund ums Jahr total daneben, Feuerwerk zu machen“, stellt Freudenberg klar. Die 28-Jährige arbeitet für den Tiernotruf e.V., genau wie ihr Kollege Stefan Bröckling. Er war es, der im Mai die dramatischen Aufnahmen aus Bonn auf Instagram teilte und mit einem toten Schwan im Arm für Entsetzen sorgte.

Bröckling nannte das Spektakel damals ein „Höllenfeuerwerk“, weil es mitten in der Brutzeit über einer Vogelinsel im Bonner Rheinauensee stattfand. Seine Videos zeigten Dutzende panische Vögel, die orientierungslos umherflogen.

Der tote Schwan, den man nach dem Feuerwerk fand, war laut Bröckling vermutlich durch Lärm und Lichter so irritiert, dass er planlos losflog. „Ein so großes und schweres Tier könnte dann mit Bäumen, Gebäuden oder Hochspannungsleitungen kollidiert sein“, erklärte der Tierschützer.

Und die Gefahr in Köln? „Wir haben immer viele Schwäne am Rhein“, warnt Freudenberg. „Aber gerade die Wildgänse, wie Kanada- und Nilgänse, werden vom Lärm und den Druckwellen der Schüsse aufgeschreckt.“

Kanadagänse in Köln

Kanadagänse in Köln fressen Gras am Ufer des Decksteiner Weiher. Auch am Rheinufer, etwa im Rheinpark, sind die Tiere häufig in Scharen unterwegs.

Zwar ist die offizielle Brutzeit seit dem 15. Juli vorbei – ein Hauptkritikpunkt in Bonn. Doch Freudenberg gibt zu bedenken: „Wir haben immer noch Einsätze mit Jungvögeln. Je nach Wetter brüten Vögel unterschiedlich. Erst kürzlich hatte ich noch vier Ästlinge, also Jungtiere, die noch nicht fliegen konnten.“

Das fatale Problem: „Junge Tiere sind total schutzlos. Wenn eine Schwanenmutter von ihren Eiern oder Küken aufgeschreckt wird, können die Kleinen nicht flüchten“, erklärt die Tierschützerin. „Auch ein Fuchs mit seinen Welpen weiß nicht, wie ihm geschieht.“ Einige Tiere verkriechen sich, „andere rennen einfach nur panisch weg. Bei Vögeln ist es genauso.“

Für Freudenberg, die seit zehn Jahren im Tierschutz aktiv ist, sind solche Veranstaltungen tabu – auch an Silvester. Ihre Haltung ist glasklar: „Ich würde nie auf eine Feier gehen, auf der Feuerwerkskörper abgeschossen werden. Für uns Tierschützer und Tierschützerinnen ist Silvester sowas wie der Endgegner. Und für die Tiere auch.“ (red)