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Schrecklicher UnfallDas Drama um den Sohn der Kölner Kunstlegende König

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Die Eltern Edda und Kasper König mit Johann, als er noch ein kleiner Junge war. Edda Köchl-König war Schauspielerin und Illustratorin. Kasper König ist einer der bekanntesten deutschen Ausstellungsmacher.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Es war ein Unfall, der sein Leben aus der Bahn warf. Johann König, Sohn des legendären Kölner Museumsdirektors Kasper König (Museum Ludwig) wurde mit zwölf Jahren blind. 

Über den Schicksalsschlag, der die Familie traf und den wundersamen Weg, den Johann mit seinem Handicap machte: Davon erzählt der 1981 in Köln geborene Johann in seiner Biografie „Blinder Galerist“ (Propyläen Verlag).

Walther König über das Buch seines Neffen Johann

Natürlich liegt das Buch auch bei Johanns Onkel Walther König aus, der die berühmte Buchhandlung an der Ehrenstraße betreibt. König zum EXPRESS: „Obwohl ich Johanns Geschichte so nah miterlebt habe, hat es mich beim Lesen doch tief betroffen gemacht.“

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Johann König 

So kam es zum schrecklichen Unfall

Die Eltern (damals lebten Königs in Frankfurt) waren beide zu Hause, ihr Sohn allein im Kinderzimmer. Es gab ein Spielzeug, das damals in der Mitte der 90er Jahre ein Renner unter Kindern war: Startschusspistolen.

Inhalt der Patronen war ein Schwarzpulvergemisch. Johann brach die Styropor-Ummantelung der Patronen auf und steckte die frei werden Schwarzpulverkügelchen in eine kleine Dose. Dabei passierte es. Die Dose explodierte in seinen Händen. 

Von jetzt auf gleich war das alte Leben zerstört

Johann wurde an Händen, am Oberkörper und im Gesicht schwer verletzt. Die Augen waren fast komplett zerstört. Sein Leben - auf dem Weg zum Teenie, gerade hatte er seine erste Freundin - verfinsterte sich. „Schlimmer als ein Alptraum“, nennt Johann diese Zeit.

Walther König

Buchhändler Walther König, Johanns Onkel

30 Operationen folgten, darunter auch Hauttransplantionen für die Hände. Die Augen waren noch am Tag des Unfalls mit Hornhauttransplantaten stabilisiert worden. Im Zuge der zweijährigen Behandlungen musste Öl in die Augen gespritzt werden, damit sie nicht zusammenfallen. Alles schwer zu ertragen.

Hoffnung bestand, weil die Netzhäute der Augen an den zentralen Stellen noch intakt waren, wie auch der Sehnerv erhalten war. Johann trug fortan eine Brille „,mit irrsinnig dicken Gläsern“, er benutzte einen Blindenstock. Er konnte „lediglich starke Farben erkennen, Licht, Dunkel und die trüben, verschwommenen Formen großer Gegenstände.“

Bewunderung für seinen Vater Kasper König

Johanns Buch ist auch eine danksagende Verbeugung vor seinen Eltern (Mutter Edda starb 2015). Über seinen Vater, den er bewundert habe, schreibt er: „Das Leben mit meinem Vater konnte etwas Grenzenloses, etwas Draufgängerisches haben – dass das nach meinem Unfall nicht abriss, gab mir große Kraft.“

Faszinierend, wie Johann König (heute selbst Familienvater) mit diesem Lebenstrauma seinen Weg machte: Abitur an der Blindenschule in Marburg, Leben in der gemischten Blinden-WG – und schließlich der Traum, trotz seiner Sehbehinderung eine Kunstgalerie zu gründen (wie schon sein Bruder Leo in New York).

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Johann nach dem Unfall (1994)

Johann König gründete seine Galerie in Berlin

Eine verrückte Geschichte: Er hat es geschafft. 2002 gründete König in Berlin die Galerie Johann König. Kann er Werke auch nicht wie andere sehen, so können ihn doch die Konzepte dahinter überzeugen.

Sieben Jahre später brachte ihm zudem die OP eines Freiburger Spezialisten, der ein neues Verfahren zur Hornhauttransplantation anwandte, einen deutlichen Anstieg der Sehfähigkeit im linken Auge. Ein Befreiungsschlag.

Die Galerie König vertritt heute 39 meist junge Künstler und ist auf internationalen Messen wie der Art Miami oder Art Basel präsent. Nach Köln (er wuchs in der Volksgartenstraße auf) kommt Johann König (38) immer wieder gerne.

Köln-Besuch: Auf ein Eis im Café Schmitz

Vor zwei Wochen war er noch da. Unter anderem auf dem Programm: Sammlerbesuche in Marienburg, Stippvisiten in diversen Museen, ein Wiedersehen mit Onkel Walther, ein Eis im Café Schmitz, wie Johann König dem EXPRESS aufzählte...