Kölner Drogenkrieg315 Seiten dick! Anklage gegen mutmaßlichen Boss

Ein Polizeihund sucht in den Trümmern eines Geschäftes in der Ehrenstraße in Köln.

Einsatz mit Spürhund: Mitte September 2024 kam es an einem Geschäft auf der Ehrenstraße zu einer Explosion. 

Drogengeschäfte im XXL-Format, brutale Geiselnahmen und eine Serie von Explosionen mitten in Köln: Jetzt hat die Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Kopf der Bande, Sermet A. (23), angeklagt. 

Der Kölner Drogenkrieg: Bislang ging es vor Gericht um kleinere Fische – doch jetzt soll der mutmaßliche Boss vor den Richter! Die Staatsanwaltschaft Köln hat Anklage gegen den Kalker Bandenchef Sermet A. erhoben.

Die Vorwürfe sind gewaltig: Drogenhandel im großen Stil, Geiselnahmen und Bombenanschläge auf Häuser. Den Ermittlern und Ermittlerinnen reicht die Höchststrafe von 15 Jahren nicht – sie wollen den 23-Jährigen für immer wegsperren und streben die Sicherungsverwahrung an.

Alles begann laut Anklage mit einem gigantischen Drogenraub! Im Juni vergangenen Jahres soll die Hälfte einer Lieferung von mehr als 700 Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth geklaut worden sein. Danach soll der Bandenboss einen brutalen Rachefeldzug gestartet haben, um die Drogen wiederzubekommen.

Er soll sogar Mitglieder seiner eigenen Bande verdächtigt und gefoltert haben lassen. Dafür wurden drei engagierte Niederländer bereits zu hohen Haftstrafen verurteilt. Sermet A. soll auch hinter der Entführung eines Paares aus dem Ruhrgebiet stecken. Die Geiseln wurden in eine Villa nach Rodenkirchen verschleppt, misshandelt und erst durch den Hinweis eines Zeugen von einem SEK befreit.

Frontansicht einer Villa in Köln-Rodenkirchen.

In dieser Villa in Köln-Rodenkirchen beendete ein SEK im Juli 2024 eine Geiselnahme.

Die Brutalität des Konflikts zeigte sich auch auf offener Straße. Fünf Explosionen rechnen die Ermittler und Ermittlerinnen dem Beschuldigten zu. Die Serie startete am 29. Juni 2024 in der Keupstraße vor einer Shisha-Bar. Einen Tag später explodierte ein Sprengsatz vor einem Mehrfamilienhaus in Buchheim. Auch in Engelskirchen, Duisburg und zuletzt in der Ehrenstraße wurden Sprengsätze gezündet.

Sermet A. soll den Großteil der Taten aus dem Ausland gesteuert haben, zuletzt aus Dubai. Im Oktober wurde der 23-Jährige dann bei seiner Einreise nach Frankreich an einem Pariser Flughafen festgenommen. Er sitzt in der JVA Bielefeld in Untersuchungshaft. Selbst aus der Haft heraus soll er versucht haben, weiter Drogengeschäfte zu betreiben.

Neben Sermet A. muss sich auch der Iraker Khedir K. (25) verantworten. Er soll als rechte Hand des Bosses agiert haben. Wann der Prozess startet, ist noch unklar. Die 315 Seiten starke Anklageschrift wird derzeit geprüft. Den Angeklagten drohen die Höchststrafen, belastet werden sie auch durch Kronzeugen und Kronzeuginnen, die einst selbst Mitglieder der Kölner Bande waren. (red)