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Versprechen gehaltenKölner Autohändler verschenkt seine Autos an Opfer der Flut-Katastrophe

Autohändler Mohamad Obeid mit den Familien, denen er ein Auto schenkt. Foto von Thomas Werner, honorarfrei

Versprechen gehalten: Autohändler Mohamad Obeid (3.v.l.) und die „auserwählten” Familien bei der Übergabe der Autos.

Er hat es tatsächlich getan. Der Kölner Autohändler Mohamad Obeid hat sein Versprechen, Autos an Opfer der schlimmen Flutkatastrophe im Juli 2021 zu verschenken, in die Tat umgesetzt. EXPRESS war dabei.

von Thomas Werner (tw)

Hürth. „Ich weiß gerade nicht, ob ich lachen oder weinen soll.” Noch bevor Veronika Münch (29) aus Ahrweiler ihren eigenen Satz beenden kann, fließen auch schon die Tränen. Zu überwältigend sind die Gefühle, als sie in der Hürther Filiale des Kölner Autohändlers Mohamad Obeid ihr „neues” Auto sieht – einen Gebrauchtwagen von Ford. Fast wie neu, nur in gebraucht. Als die junge Frau in Tränen der Freude ausbricht, ringt auch Obeid selbst mit den Emotionen.

„Die Entscheidung, wer ein Auto bekommen soll, war alles andere als einfach. Jetzt verspüre ich auch Erleichterung, wenn ich sehe, wie sehr sich die Familien freuen”, sagt Obeid bei der Übergabe am Mittwoch (25. August) im Gespräch mit EXPRESS. Gut 10.000 Euro Gesamtwert der Autos lässt er bewusst liegen, um Opfern der Flutkatastrophe in Ahrweiler, Erftstadt und Umgebung zu helfen. „Aber als die Flut passiert ist, habe ich nicht an Geld gedacht.”

Kölner Autohändler macht Versprechen wahr: Autos übergeben

Kurz nach dem Unglück hatte er auf Facebook verkündet, vier Autos zu verschenken. An diejenigen, die in der Flut vieles oder alles verloren haben. Nach Wochen der Arbeit und der intensiven Kommunikation standen zumindest drei Familien fest, die Obeid in seine Niederlassung in Hürth zum gemeinsamen Termin einlud.

Alles zum Thema Ford

Veronika Münch und ihr Mann Michel (33) erhalten einen Ford, er genug Platz für das Ehepaar und ihr kleines Töchterchen bietet. „Als die Flut kam, war ich in der 40. Schwangerschaftswoche”, erzählt Veronika. Doch statt entspannter Familienidylle kam das Unglück. „Innerhalb von 15 Minuten ist das Wasser an unserer Hauswand auf 2,30 Meter gestiegen”, sagt Ehemann Michel.

Das Haus im Zentrum von Ahrweiler: unbewohnbar. Und das Paar eingeschlossen in den Wassermassen, während jederzeit das Baby kommen könnte. Der Stress führte sogar zu Komplikationen bei der Geburt rund eine Woche später, Mutter und Tochter sind aber wohlauf – und nun sogar wieder mobil.

Flutopfer berichten von Horror-Szenarien in Ahrweiler, Erftstadt und Olef

Das Gleiche gilt für Charlotte Widiman. Die 30-Jährige aus Erftstadt musste ihre Mietswohnung verlassen, ist bei ihren Eltern untergekommen. Als die Flut kam, war sie in ihrem Auto auf der B265 unterwegs. „Es war sehr traumatisierend”, beschreibt sie die Situation, als sie durchs geöffnete Fenster des Autos klettern und flüchten musste, als das Wasser am Fahrzeug aufstieg. Ein Horror-Szenario.

Schon bald will sie wieder in eine neue Wohnung ziehen, aber sie ist natürlich nicht die Einzige. Der Markt ist umkämpft, viele Menschen haben das Dach über dem Kopf verloren. Zumindest zu Besichtigungen geht es jetzt wieder selbstständig per Auto – in Charlottes grünem VW Golf IV.

Jobs verloren, Häuser unbewohnbar, Autos kaputt

Auch das Ehepaar Jennifer (34) und Marco Thaden (32) aus Olef hat die Flut-Katastrophe schwer getroffen. Neben dem materiellen und finanziellen Schaden auch psychisch. „Bei jedem Regen hofft man, dass nicht wieder etwas passiert”, sagt Marco. „Die Flut werden wir nie wieder vergessen können”, ergänzt Jennifer.

Marco verlor obendrein seinen Job, weil auch seine Ex-Firma schwer getroffen war und sparen muss. Auch der Van der Familie: nicht mehr zu gebrauchen. Da das tierliebe Ehepaar Hunde und Katzen transportiert, erhalten sie den VW Kombi mit ordentlich Platz für Mensch und Tier.

„Danke an euch alle für das Vertrauen, dass diese Aktion wirklich ernst gemeint und ehrlich war”, sagt Obeid vor dem Haupteingang seiner Niederlassung, als er zu den Familien spricht. Ursprünglich hatte er gehofft, dass andere Händler auf seine Aktion aufspringen und man mehr helfen könnte. Das ist nicht passiert, aber das breite Grinsen und die Freudentränen bei seinen „Auserwählten” entschädigen an diesem Tag für einiges.

Auch er selbst hat Hilfe bekommen. Ein Bekannter auf der Zulassungsstelle brachte zeitnah die Anmeldungen der Autos durch, befreundete Werkstätten halfen mit Ersatzteilen und Reparaturen, jedes Auto hat eine neue TÜV-Plakette für zwei Jahre. 

Kölner Autohändler: „Danke für euer Vertrauen”

„Man ist nur glücklich, wenn man gibt. Und ich glaube, dass einem Gutes widerfährt, wenn man Gutes tut”, sagt der 30-jährige Familienvater aus Hürth-Berrenrath. Warum er das glaubt? Quasi aus eigener Erfahrung.

„Ich war schon lange auf der Suche nach einer neuen Niederlassung. Einen Tag nach dem Start der Aktion hat mich der alte Pächter dieses Gebäudes hier angerufen”, sagt Obeid und zeigt auf seine Filiale. „Er hatte von der Aktion gehört und wollte mir auch etwas Gutes tun.” Jetzt gibt es seine Firma „Mr. Mo Autohandel” nicht mehr nur in Köln-Humboldt-Gremberg, sondern eben auch in Hürth.