von Adnan Akyüz (aa)
Wie sicher ist Köln?Polizei mit neuen Zahlen: Eine Entwicklung ist alarmierend
Köln – Köln ist, was die Kriminalität angeht, im letzten Jahr sicherer geworden. Laut der Kölner Polizei sind die Zahlen so niedrig wie in den letzten 30 Jahren nicht mehr. Der Grund liegt auf der Hand: die Corona-Pandemie. Dabei haben sich die Straftaten zunehmend von der Straße ins Internet verlagert. Und: In nur einem Bereich in der Stadt gibt es einen Anstieg von erfasster Kriminalität.
- Köln ist im Jahr 2020 sicherer geworden
- Weniger Straftaten aufgrund der Corona-Pandemie in Köln
- Straftaten haben sich von der Straße ins Internet verlagert
Was auf den ersten Blick der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2020 der Kölner Polizei auffällt: Die Anzahl von Straftaten ist in Köln um 7,89 Prozent gesunken. Somit wurden letztes Jahr in Köln insgesamt 113.084 Straftaten erfasst. Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es noch 122.776. Die aktuellen Zahlen für das vergangene Jahr wurden am Montag (8. März) vorgestellt.
Auch erfreulich: In nur einer von sieben Polizeiinspektionen der Kölner Polizei ist die Anzahl von Straftaten angestiegen. Das ist der Kölner Süd-Westen (Bezirk Rodenkirchen und Südstadt) mit einem Anstieg von 2,42 Prozent. Insgesamt wurden dort 12.890 Straftaten erfasst.
Köln: Polizei veröffentlicht Statistik zu Straftaten im Jahr 2020
Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob freute sich über den Rückgang der Straftaten in Köln. Das habe auch mit der Corona-Pandemie zu tun, wie er erklärte: „Diese Statikstik wird als Unvergleichliche in die Geschichte eingehen. Die Zahlen sind von vielen Einflüssen geprägt, die mit Polizeiarbeit nit sehr viel zu tun haben.“
Die beiden Lockdowns haben laut Jacob „Fakten geschaffen, die die Kriminalitätsentwicklung massiv beeindruckt haben“. Trotz der positiven Fallzahlenentwicklung sei „das tödliche Virus nicht der erfolgreichste Kriminalitätsbekämpfer“, so der Polizeipräsident.
Den höchsten Rückgang gab es in der Polizeidirektion 1 (Innenstadt) mit 13,62 Prozent. Dennoch wurden dort mit 24.405 die meisten Anzeigen gefertigt. Insgesamt sind in Köln Straftaten gegen das Leben, wie die Polizei Tötungsdelikte nennt, am stärksten zurückgegangen (-17,14 Prozent). Insgesamt gab es davon zwölf Fälle.
Köln: Weniger Straftaten im Jahr 2020 als noch 2019
Spitzenreiter in Köln sind Diebstahlsdelikte mit 51.062 Fällen, wobei dieser Bereich um 8,61 Prozent gesunken ist. Gefolgt von Straßenkriminalität mit 34.095 erfassten Fällen (-3,32 Prozent).
Der Rückgang spiegelt sich auch in den Zahlen der erfassten Fälle gerechnet auf 100.000 Einwohner. Da hat Köln mit 9890 den niedrigsten Wert seit 1990 erreicht.
Köln: Weniger Einbrüche während der Corona-Pandemie
Eine deutliche Auswirkung der Corona-Pandemie in Köln und Leverkusen ist bei den Einbruchszahlen erkennbar. Mit 2227 Fällen, davon 1162 Versuche, sind es halb so viele wie etwa im Jahr 2011, in dem es noch 5560 gewesen sind. Lockdown und Homeoffice haben Einbrechern die Suppe versalzen.
In Köln hat die Anzahl von Wohnungseinbrüchen mit 1992 den niedrigsten Wert in den letzten 30 Jahren erreicht. Apropos Lockdown: Die Zahlen von häuslicher Gewalt in Köln sind von 2792 im Jahr 2019 auf 2603 gesunken.
Auch der Corona-Pandemie geschuldet sind die Zahlen von Taschendiebstählen seit 2019 von 5605 in Köln auf 4687 gesunken. Genauso bei Raubdelikten, die von 1181 Fällen auf 1011 gesunken sind. Einen erheblichen Anstieg hat dafür bei Diebstählen von Fahrrädern gegeben. Da ist die Zahl auf 7787 angestiegen. 2019 waren es noch 6832.
Im Zusammenhang mit der Pandemie hat die Polizei Köln bisher 423 Strafanzeigen und 5194 Ordnungswidrigkeiten nach Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz und der Coronaschutzverordnung geahndet.
Der Rückgang der Straßenkriminalität lässt sich auch in den Zahlen von Drogendelikten ablesen. Sie sind um 14,5 Prozent auf 6373 Fälle zurückgegangen.
Ebenfalls sind Delikte wie sexuelle Belästigung, Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung in Köln weniger geworden. Im Jahr 2020 wurde insgesamt 1112 solcher Fälle in Köln erfasst. 2019 waren es 1235. Die Polizei Köln leitet zudem seit Oktober 2019 den Ermittlungskomplex Bergisch Gladbach. Dafür im Sommer 2020 eigens das Kommissariat 13 eingerichtet. Dabei wurden bisher insgesamt über 3,4 Millionen Fotos und 30.000 Videos mit kinderpornografischem Inhalt sichergestellt. Laufende Verfahren in diesem Bereich: 954.
Köln: 11,5 Millionen Euro Schaden durch Betrug bei Corona-Soforthilfe
Im Bereich Betrug wird deutlich, wie sehr sich Straftaten ins Internet verlagert haben. Spitzenreiter dabei sind Taten aus dem Ausland. Wie etwa Anrufe von Callcentern, mit denen vorrangig Senioren um ihr Erspartes gebracht wurden. Dabei wurden insgesamt 4790 Fälle registriert (+30,8 Prozent), eine alarmierende Entwicklung. Weitere digitale Betrugsfälle gab es 2123 Stück. Darunter auch Betrug bei der Corona-Soforthilfe.
Die Ermittlungsgruppe „Feder“ hat in diesem Bereich über 1100 Fälle in Köln erfasst. Bisher gab es dabei 40 Anklagen und 130 Strafbefehle. Während 700 verfahren noch nicht abgeschlossen sind, beläuft sich die Schadenssumme auf 11,5 Millionen Euro. In diesem Bereich kann die Polizei stolz auf sich sein. Die Aufklärungsquote beträgt 100 Prozent.
Die Polizei hat auch eine Statistik zu den insgesamt 41.552 erfassten Tatverdächtigen aus dem Jahr 2020. Davon waren 75,64 Prozent männlich. Während 61,96 Prozent deutsche Staatsbürger (25.728) waren, wurden insgesamt 15.794 Menschen aus 52 Nationen als Tatverdächtige in Köln ermittelt. Spitzenreiter unter den Ausländern waren Türken (2609).