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Ohrwurm von 2000Insider verrät: Kölner Top-Song sollte eigentlich ganz anders heißen

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Stephan Fingerhuth (58) (links) im Gespräch mit EXPRESS-Reporter Christof Ernst.

Köln – Ein Gespräch mit Stephan Fingerhuth (58) ist wie eine Rallye durch 35 Jahre Pop-, Rock- und Comedy-Geschichte. Als sogenannter A&R-Manager hat der in Köln-Kalk geborene Fingerhuth unzählige Künstler auf ihrem Werdegang begleitet.

Dazu gehören der Großteil der Kölner Szene, aber auch Leute wie Helge Schneider, Peter Maffay, Mario Barth, Michael Mittermeier, Udo Jürgens, René Marik, Torsten Sträter.

Darüber und wie man heutzutage in Köln lebt, haben wir mit Stephan Fingerhuth gesprochen.

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Stephan Fingerhuth spricht über seine Liebe zur Musik 

Herr Fingerhuth, Sie haben mit vielen Künstlern CDs oder Schallplatten herausgebracht. Woher kam die Liebe zur Musik?

Ich habe eine Lehre bei „Radio Weiß“ auf der Severinstraße gemacht und kam dort erstmals professionell mit Schallplatten in Berührung. Das war der Startschuss.

Später landete ich bei der EMI und hatte mit Künstlern zu tun wie Klaus Lage, Wolf Maahn, Brings und Wolfgang Niedecken. Außerdem habe ich mit dem unglaublichen Helge Schneider gearbeitet. Darf ich zu dem noch was sagen?

Klar, bitte sehr.

Ich hatte 1993 für Helge das Doppelalbum „Es gibt Reis, Baby“ betreut – ein großer Erfolg wegen des Songs „Katzeklo“. Er wurde zu „Wetten, dass..?“ eingeladen. Bei einer Probe im Studio hat Helge einfach rumgeblödelt, und das komplette Team bis hin zu Thomas Gottschalk lag vor Lachen auf dem Boden. Ganz großes Kino.

Fingerhuth: „Lieber ein Glas Kölsch als ein Maßkrug“

Von der EMI ging’s zur Ariola nach München. Wie haben Sie den Ortswechsel verkraftet?

Ich wurde krank vor Heimweh nach Kölle. Mir fehlte der Rhein, die Menschen, und die Biergläser waren viel zu groß. Eine Stunde über 'ner Maß zu brüten, ist nicht so mein Ding. Ein schnelles Kölsch ist da viel kommunikativer. Beruflich war’s dennoch eine tolle Erfahrung.

Ich durfte mit Künstlern wie Udo Jürgens, Peter Maffay oder Rainhard Fendrich zusammenarbeiten. Doch der legendäre Ariola-Chef „Onkel“ Thomas Stein sagte schon bei meiner Einstellung: „Kölner wie dich halten wir nicht lange.“ Und er behielt recht. 

Rückkehr nach Köln: Fingerhuth widmet sich der Comedy-Branche

Zurück in Köln haben Sie von Musik auf Comedy umgesattelt, wie kam’s dazu?

Altersbedingt – mit Ende 30 war es angenehmer, bei den Wort- Künstlern zu sitzen als bei den Musikern nächtelang im „Luxor“ oder der „Live Music Hall“ zu stehen. Spaß beiseite: Der Markt war einfach da.

Mir haben immer die Comedians oder Kabarettisten am besten gefallen, bei denen ich vergessen hatte, dass ich wegen meines Jobs im Theater war.

Bei wem war das so? 

Zum Beispiel bei Mario Barth, Torsten Sträter und René Marik. René wurde auch mein erster Management-Künstler bei meinem 2005 gegründeten Comedy-Label „Feez“ und komplettiert bis heute zusammen mit Simon Pearce, Tobi Freudenthal und Jan van Weyde die Agentur-Familie. 

Corona: Veranstaltungsverbot trifft Kölner Comedy-Label

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Krise für Sie?

Beim Label sind wir durch die Streamingdienste relativ gut aufgestellt. Unser Live-Geschäft, das meine Frau Elena betreut, leidet.

Ein Beispiel. Wir veranstalten den Comedian Felix Lobrecht in der Lanxess-Arena. Wir hatten für den 17. April innerhalb von fünf Stunden 14.000 Tickets verkauft! Es war unfassbar und die Freude riesig!

Aber wie der Teufel Corona das so wollte, mussten wir auf den 5. Oktober verschieben. Tolle Geste: Kaum einer wollte sein Geld zurück, das ist auch eine Form der Solidarität. Und privat werde ich ebenfalls keine Tickets zurücktauschen, auch wenn ich an den Ersatzterminen nicht kann.

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Es ist vielleicht nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein, aber immerhin ein Anfang.

Ist Köln ein guter Nährboden für Comedy?

Ja. Aus mehreren Gründen ist Köln die Comedy-Hauptstadt. Es gibt das Köln-Comedy-Festival. Aus ganz Deutschland kommen die Leute hierher und treten auf. Außerdem: 80 Prozent der TV-Comedy werden in Köln produziert. 

Fingerhuth spricht über die Kölner Musikszene

Beurteilen Sie die Kölner Musikszene auch positiv?

Selbstverständlich! Ich möchte mal eine Lanze brechen für die Kölner Kneipen-DJs. Vor vier, fünf Jahren stand ich nach dem Rosenmontagszug in einer meiner Stammkneipen, und der DJ legte „Ich han 'nen Deckel“ von den Fööss auf.

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Stephan Fingerhuth im Gespräch mit EXPRESS-Reporter Christof Ernst

Da sind mir die Tränen die Wangen runtergelaufen. Und ich finde gut, dass doch eine ganze Anzahl von Bands von ihren Live-Auftritten leben kann – es sei denn, Corona kommt dazwischen.

Werden sie die Krise überstehen?

Da bin ich optimistisch. Nehmen Sie zum Beispiel „Kasalla“. Was haben die für große Songs geschrieben! Die wird man auch in 20 Jahren noch hören. Ich beobachte auch, dass die Bands solidarischer miteinander umgehen.

Der Kuchen ist groß genug, da muss keiner eifersüchtig auf den anderen sein. 

Monster-Hit „Superjeilezick“ sollte eigentlich anders heißen

Stimmt die Story, dass der Monster-Hit „Superjeilezick“ beinahe den falschen Titel bekommen hätte?

Ja! Brings hatte sich im Jahr 2000 entschlossen, in Richtung Karneval zu gehen.

Als ich die Songs des geplanten Albums anhörte, sagte ich: „Da ist aber nix für den Karneval drauf“. Das hat Peter Brings so gezwirbelt, dass er in einer Nacht den Text für „Superjeilezick“ schrieb.

Die Single sollte den Titel kriegen „Mach noch ens die Tüt an“. Gottseidank hat mein Kollege Christian Klimek gesagt: „Der Titel ist scheiße. Besser ist „Superjeilezick“.“

Er sollte ja sowas von recht behalten!

Werden die Kölner die Krise überstehen?

Ja. In dieser Zeit helfen den Menschen Kunst und die schönen Dinge. Der gute alte Friedrich Nietzsche sagte: „Wir haben die Kunst, damit wir an der Wahrheit nicht zu Grunde gehen.“ Ein unfassbar schöner Satz.

Oder wie der Kölner sagt: „Et hätt noch immer jot jejange.“