Drogen-Hotspot Kölner Neumarkt ist – jetzt gibt es einen neuen Plan, doch der Standort ist streng geheim.
Brennpunkt NeumarktGeheimer Plan für Köln

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Für die Drogenszene am Neumarkt ist ein neues Suchthilfezentrum geplant.
Aktualisiert
Der Druck wächst, die unwürdige Situation am Kölner Neumarkt endlich zu beenden. Die Stadt will jetzt mit einem neuen Suchthilfezentrum gegensteuern.
Doch die Standortsuche ist ein Krimi. Nun scheint ein Grundstück gefunden, doch die Stadt hüllt sich in Schweigen. Gesundheitsdezernent Harald Rau verrät im „Kölner Stadt-Anzeiger“ nur so viel: „Die oberste Priorität hat jetzt ein neues Suchthilfezentrum, das höchstens einen Kilometer vom Neumarkt entfernt liegt“. Wo genau, bleibt Geheimsache.
Neues Suchthilfezentrum in Köln
Gerüchte aus dem Rathaus verdichten sich: Bei dem geheimen Standort soll es sich um eine freie Fläche in der Nähe einer KVB-Haltestelle handeln. Statt eines Massivbaus könnten dort schnell einsetzbare Container aufgestellt werden, wie man sie vom Schulbau kennt, um ein dauerhaftes Angebot zu schaffen. Spekulationen drehen sich um das Umfeld der Kirche St. Pantaleon, von wo die Haltestelle Poststraße nur einen Katzensprung entfernt ist.
Ein lange gehandelter Standort ist damit wohl vom Tisch: Die ehemalige Kaufhof-Zentrale nahe dem Neumarkt kommt nicht infrage. Die Stadt hat die Immobilie zwar gemietet, doch Container würden die geplanten Umbauten für andere Ämter stören.
Gesundheitsdezernent Rau sagt: „Alle möchten die Situation am Neumarkt verbessern. Gerade spüre ich unter allen Akteuren und Akteurinnen, wie Stadtverwaltung, Politik und Stadtgesellschaft eine besonders große Einigkeit und Tatkraft“. Trotz des versprühten Optimismus kommt jetzt der Dämpfer: Auch wenn alle schnell handeln wollen, wird es dauern. Insider rechnen mit einer Umsetzungszeit von rund einem Jahr. Eine Eröffnung vor Ende 2026 oder gar Anfang 2027 scheint unrealistisch.
Das geplante Zentrum soll nach dem berühmten „Züricher Modell“ funktionieren. Suchtkranke Menschen sollen dort nicht nur Drogen konsumieren können, sondern auch einen geschützten Aufenthaltsort finden, duschen und mit Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen ins Gespräch kommen. „Wir befinden uns (...) in einem engen Austausch mit der Polizei und binden auch die Staatsanwaltschaft in die Kooperation ein“, betont Rau.

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Der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau
Doch bei einem Zentrum soll es nicht bleiben. Um das Züricher Konzept komplett umzusetzen, plant die Stadt mittel- bis langfristig sogar zwei weitere Anlaufstellen. „Die zweite Priorität ist ein weiteres Zentrum im Rechtsrheinischen, und die dritte Priorität ein weiteres im Linksrheinischen“, so Rau. Eine Option für letzteres: eine Angliederung an den bestehenden Drogenkonsumraum am Hauptbahnhof.
Bislang ist für das Projekt kein Cent im Haushalt eingeplant
Auch der von der CDU und Polizeipräsident Johannes Hermanns ins Spiel gebrachte Parkplatz in Kalk bleibt eine Option – allerdings nicht als Ersatz für den Neumarkt. „Dieser Standort kommt aber für ein zweites, rechtsrheinisches Suchthilfezentrum infrage“, stellt Rau klar.
Ein großes Problem bleibt die Übergangszeit. Der alte Drogenkonsumraum an der Lungengasse soll geschlossen werden, doch das neue Zentrum lässt auf sich warten. Was passiert dazwischen? Eine Interimslösung scheint schwierig, da die Polizei dem Vernehmen nach nicht mitspielt. Auch die Idee, den alten Raum provisorisch zu erweitern, stößt auf Widerstand. Polizeipräsident Hermanns hatte den Konsumraum am Neumarkt ohnehin als „gescheitert“ bezeichnet.
Und dann ist da noch die Frage nach dem Geld. Bislang ist für das Projekt kein Cent im Haushalt eingeplant. „Die Finanzierung (...) wird anspruchsvoll sein“, gibt Rau zu, hofft aber auf die Unterstützung von Förderern und Förderinnen. Am Ende muss aber der Stadtrat entscheiden. Für alle drei geplanten Zentren rechnet die Stadt mit Kosten von bis zu 14 Millionen Euro – eine gewaltige Summe.
Die Zeit drängt, auch für den neuen Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD), der den Neumarkt zur Chefsache erklärt hat. Da die Bündnisverhandlungen im Stadtrat stocken, muss er nun schnell eine unabhängige Mehrheit für sein Vorhaben finden, um das Projekt noch in diesem Jahr anzustoßen. (red)
