In Köln gebautFelgen aus Polen, Lenkrad aus Spanien – so international ist der Ford-Fiesta

Ein Ford Fiesta wird in den Ford-Werken in Köln gebaut.

Die Produktion des Ford-Fiesta in Köln, hier auf einem undatierten Foto. Viele Teile aus dem Ausland werden in Niehl zusammengesetzt.

Der Ford-Fiesta wird in Köln-Niehl gebaut. Doch die einzelnen Teile kommen aus aller Welt.  

von Ayhan Demirci (ade)

Köln. Der weltweite Chipmangel stellt verschiedenste Autobauer vor große Probleme – so auch die Ford-Werke in Köln. Die Produktion steht nun doch „bis auf weiteres“ still.

Eigentlich wollte der Autobauer die Arbeit in dieser Woche wieder aufnehmen. Das Problem liegt bei benötigten Halbleitern für das Fiesta-Türmodul eines Zulieferers, der wegen eines Coronaausbruchs in einem Werk in Malaysia keine Chips bekommt.

EXPRESS.de wollte daher wissen: Wie international ist der Fiesta wirklich? Aus welchen Ländern kommen die Teile?

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Das Unternehmen gab dazu interessante Antworten. Die rund 4300 Teile und Komponenten, die für die Produktion des Fiesta benötigt werden, stammen aus 28 Ländern. Mit 59 Prozent stammen die mit Abstand meisten Bauteile aus Deutschland.

Köln: Ford-Fiesta besteht aus Teilen aus 40 Ländern

So wird etwa der Motor bei Ford in Köln gefertigt (die Dieselvariante allerdings im Fordwerk in Dagenham/Großbritannien). Etwa 30 Prozent stammen aus 17 Mitgliedstaaten der EU (also ohne Deutschland). Der größte Teil davon kommt aus Polen (circa 10 Prozent aller Teile), vor Tschechien (4,5 Prozent) und Spanien (4 Prozent). Rund 7 Prozent der Teile stammen aus den USA. Somit stammen rund 96 Prozent der Bauteile des Fiesta aus Deutschland, der restlichen EU und den USA.

Die verbleibenden rund 4 Prozent verteilen sich auf 9 Herkunftsländer, davon 4 aus Europa (nicht EU), 3 aus Afrika (Südafrika, Ägypten, Marokko), 1 aus Nord-Amerika und 1 aus Asien. Ford macht genauere Angaben nur zu sogenannten „Tier1-Lieferungen“, so ein Sprecher, „das sind Teile, die wir direkt vom Zulieferer beziehen. Unter den 4300 Teilen sind aber auch Tier2-Teile, diese Teile beziehen unsere direkten Lieferanten (Tier1) von ihren Unterlieferanten (Tier2) und verbauen sie dann in ihren Bauteilen, Komponenten oder Modulen, die sie uns liefern.“

Ein Mitarbeiter bringt den Fiesta-Schriftzug an ein Auto an.

Kommt am Ende dran: Der „Fiesta“-Schriftzug wird in Spanien produziert. 

Das Wort „Tier“ wird in der Technik für Klassifizierungen verwendet. Aber was für Teile kommen aus den verschiedenen Ländern? Hier einige Beispiele. Der „Fiesta“-Schriftzug, der zum Finale ans Heck kommt, wird in Spanien gefertigt - wie auch das Lenkrad. Die Felgen und die Seitenairbags kommen aus Polen, der Aschenbecher aus der Türkei. Die Front-Heckscheiben werden in Deutschland gefertigt, die Tür-Seitenscheiben dagegen in Italien. Das Gaspedal „ist deutsch“, der Scheinwerfer „ist tschechisch“ (Rückleuchten auch). Der Batteriekasten stammt aus Großbritannien, die Hitzeschilder des Motors aus der Schweiz.

Ford in Köln: So international ist der Fiesta

Einen weiten Weg nach Köln haben die Katalysatoren (Südafrika), die Innenspiegel (USA) und der Soundverstärker (Mexiko). Die bange Frage ist aber: Wann wird wieder gebaut? Im Oktober jedenfalls nicht. Ford teilt mit, man arbeite „mit Hochdruck“ daran, die Situation zu verbessen. „Allerdings gehen wir davon aus, dass es in absehbarer Zeit immer wieder zu Produktionsausfällen kommen kann.“

Viele Autobauer weichen aus und produzieren nun Fahrzeuge ohne Chips auf Halde. Sie sollen dann später mit den Elektro-Bauteilen ausgerüstet werden. Das lehnt man bei Ford ab. Der logistische Aufwand sei zu groß, heißt es. Auch Branchenexperten sehen das so. Denn die Lagerkosten sind hoch, die Fahrzeuge in großen Mengen nur schwer händelbar.