Kebab-ZoffEigelstein-Bewohner starten Petition gegen gefährlichen Qualm

Grill_Mangal

Fleisschspieße auf dem Holzkohlegrill im „Mangal“ auf der Weidengasse

von Ayhan Demirci (ade)

  • „Bürger vom Eigelsteinviertel Köln“ appellieren an die Stadt
  • „Mangal“-Chef beteuert: „Wir tun, was wir können“

Köln – Der Kebap ist sooo lecker! Und der Rauch vom Kohlegrill, der aus dem Schornstein quillt, ist der sooo gefährlich? Am Eigelstein ist um die Frage, wie schädlich der Rauch aus den Grillrestaurants ist, ein Konflikt entbrannt.

Kebap-Krise: Bürgerpetition an den Landtag in NRW

Eine von 70 Anwohnern unterschriebene Petition der „Bürger vom Eigelsteinviertel Köln“ richtet sich an die Stadt Köln und das Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz. Sie liegt der Bezirksvertretung Innenstadt sowie dem NRW-Landtag in Düsseldorf vor.

Kebaprauch_Eigelstein

Qualm aus einem der Restaurants auf der Weidengasse zieht über das Eigelstein-Viertel.

Belastung durch Weidengasse: Massive Zunahme

Darin heißt es, die Bewohner würden ihr „dringendes Anliegen“ zum Ausdruck bringen, „etwas gegen die im Laufe der letzten Jahre massiv angestiegene Rauch- und Abgasbelastung durch die Holzkohlegrills der Restaurants in der Weidengasse zu unternehmen. Mittlerweile gibt es dort sieben Restaurants mit Holzkohlegrills, dadurch kommt es regelmäßig zu extremer Rauchbelastung im gesamten Viertel. Zeitweise ist etwa der Stavenhof über Stunden von Qualm vernebelt.“

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Anwohnerin berichtet von Atemnot

Daniela Radtke ist ein Anwohnerin vom Stavenhof. Zu EXPRESS sagt sie, dass der Rauch ihren Körper, speziell die Lungen, stark belaste: „Man hat das Gefühl, man hat eine Bronchialkrankheit, die Lunge rasselt, man hat Atemnot.“

Wennemar_Döring

Burkhard Wennemar, Vorsitzender vom Bürgerverein Eigelstein (l.) mit Kinderarzt Christian Döring.  

Der Kinderarzt Christian Döring, der seine Praxis am Hansaring hat, ergänzt: „Es gibt hier bereits die Abgasbelastung durch die Autos, dazu noch der Ultra-Feinstaub, der beim Verbrennen der Holzkohle entsteht –  das ist besonders schädlich“, so der Mediziner. Allerfeinste Partikel würden in die kleinsten Bronchien eindringen und sie verstopfen. Die Belastung sei nicht hinnehmbar. Laut Petition ist der Feinstaub zudem krebserregend.

Infoabend im Brauhaus „Em kölsche Boor“

Der Bürgerverein Eigelstein hat zu einer Infoveranstaltung am Montag in das Brauhaus „Em kölsche Boor“ eingeladen, der Kinderarzt wird dort einen Vortrag halten. Es gibt außerdem ein Video, das  zeigt, wie die Rauchschwaden aus den Schornsteinen abziehen, aber oft nicht gen Himmel verschwinden, sondern in Höhe der Wohnetagen verbleiben. Neben der starken Geruchsbelästigung führe dies zu „sehr starkem Reizhusten, brennenden Augen, Kopfschmerzen und Unwohlsein.“

Messgerät_Feinpartikel_Eigelstein

Messgerät am Hansaring am Eigelstein, in 23 Metern Höhe. Es misst die Ultrafeinstaubpartikel pro Liter Luft. Die Werte sind exorbitant hoch. Der oberste Wert betrifft die allerkleinsten, daher gefährlichsten Partikel. Ein Wert von ca. 12000 wäre hier normal  - er liegt aber bei 120350. 

Die Unterschreiber bitten darum, zu überprüfen, welche Maßnahmen zur Verringerung der Belastungen für Anwohner und Umwelt notwendig sind. „Dazu beantragen wir ein Gutachten eines Sachverständigen. Ferner bitten wir darum, keine weiteren Holzkohlegrillanlagen in diesem Bereich zuzulassen.“

Holzkohle_Weidengasse

Die Rauchschwaden auf der Weidengasse sind deutlich zu sehen.

Burkhard Wennemar, Vorsitzender des Bürgervereins, betont, dass der Verein, zu dem auch viele Eigelstein-Gastronome zählen, eine Plattform für alle Seiten sei. Und er sagt auch: „Die Restaurantbetreiber verstoßen gegen keine Gesetze – weil es nämlich keine gibt!“ Die Frage der Emissionen sei vom Gesetzgeber nicht ausreichend geklärt.

Es sei lediglich vorgeschrieben, dass die Rauchabgase „über Dach“ abgeführt werden. Kinderarzt Döring: „Alles, was wir am Viertel lieben, möchten wir erhalten - die kulinarische Vielfalt gehört dazu. Am besten aber mit sauberer Luft.“ Die Abluftanlagen könnten dazu mit Filtern ausgestattet werden. Was natürlich unbestritten Geld koste. 

Kebap-Gastronome halten die Regeln ein

Alle Beteiligten sind sich in der Kebap-Affäre einig: Die, den Rauch erzeugen, die Restaurantbetreiber, handeln korrekt - ihnen ist kein Vorwurf zu machen. André Koslowski, technischer Leiter Emmissionsschutz beim Kölner Umweltamt, sagt zudem: „Es betrifft nicht nur die Kebap-Lokale, Pizzerien und Steakhäuser mit Holzkohleofen- bzw. -Grill kommen noch dazu.“

Man habe als Umweltamt vorgeschlagen, einen Runden Tisch mit Ordnungsamt, Bauaufsicht und Vertretern der Politik sowie Betroffenen einzurichten. Mittlerweile habe sich auch das Land NRW eingeschaltet, das sei hilfreich, denn das Land könne  als Gesetzgeber mehr technische Maßgaben für die Grills vorschreiben.

Metin Dag_Lukas Podolski

Metin Dag, Chef vom Restaurant „Mangal“, mit seinem Geschäftspartner Lukas Podolski. Poldi eröffnete mit ihm den Mangal-Döner am Chlodwigplatz.

Mangal-Chef Metin Dag: Gas definitiv keine Alternative

Metin Dag, Betreiber des Restaurants „Mangal“ auf der Weidengasse, sagt: „Wir tun, was wir können, erfüllen die Vorgaben oft sogar über Gebühr.“ Regelmäßige Filterreinigungen, Schornsteinchecks, TÜV-Kontrollen, alles werde gemacht. Dennoch: Wären gasbetriebene Grills vielleicht eine Alternative? „Nein, das ist nicht das, was unsere Gäste sich wünschen.“