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„Da war mir klar, der stirbt gerade“Lehrerinnen schildern dramatische Situation an Kölner See

Einschreiten oder doch lieber weggucken? Zivilcourage zeigen nicht viele Menschen. Die Kölner Polizei hat jetzt vier Frauen und drei Männer geehrt, die eingeschritten sind. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Den 10. Juni 2023 werden Anna Lena Klabes (31) und Stella Tess Heinsohn (34) wohl nie vergessen. Die beiden Kölner Lehrerinnen lagen am Fühlinger See, genossen den schönen Tag – als sie plötzlich zu Lebensretterinnen wurden. 

Am Dienstag (14. November 2023) wurden sie gemeinsam mit anderen Menschen, die in besonderen Situationen Mut gezeigt haben, von der Polizei geehrt.

Fühlinger See: Kölner Lehrerinnen retten Kind vor dem Ertrinken

„Zwei Jungs, Zwillinge, haben in unserer Nähe gespielt und uns nassgespritzt“, erzählt Anna Lena Klabes. Viele seien von den lärmenden Kindern genervt gewesen. Von den Eltern keine Spur. 

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Im Video oben berichten die Lehrerinnen von den folgenden Minuten, die fast in einem Todesdrama geendet wären. Es begann mit einem Anruf, den Stella Tess Heinsohn bekam. „Ich weiß nicht warum, aber ich stand zum Telefonieren auf und habe über das Wasser geguckt“, erklärt sie. Dabei sah sie im See eins der Kinder – dessen Kopf ging hoch und runter. 

Sie konnte die Situation erst nicht richtig einschätzen, ging daher mit ihrer Kollegin immer weiter ins Wasser – als der kleine Junge plötzlich ganz untertauchte. Doch obwohl der Fühlinger See sehr gut besucht war, waren die beiden Lehrerinnen die einzigen, die eingriffen. 

Auszeichnung von Kölner Polizei: Lehrerin schildert Rettung

„Er war total zusammengekrampft. Aber erst als ich ihn anfasste, war mir klar: Der stirbt gerade. Er war stumm, hat nicht geschrien, aber seine Augen waren ganz weit aufgerissen. Irgendwann hat er weißen Schaum erbrochen“, erinnert sich Stella Tess Heinsohn, die den ertrinkenden Jungen packte.

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Während sie das Kind an Land brachte, kümmerte sich ihre Kollegin Anna Lena Klabes um dessen unverletzten Bruder. Der kleine Junge kam ins Krankenhaus. Es habe aber nicht lange gedauert, da sei dessen Zwillingsbruder wieder alleine am Wasser gewesen, berichten die Lehrerinnen, die daraufhin die Polizei einschalteten. 

Wichtige Aktion: Kölner Polizei will Zivilcourage fördern

Die Ehrung fand im Rahmen der Aktion „Hinsehen – Handeln – Hilfe holen“ statt, mit der die Polizei Köln Zivilcourage fördern will. „Zivilcourage spielt in der heutigen Zeit eine besondere Rolle, weil sie nicht mehr so selbstverständlich ist“, erklärt der Leitende Polizeidirektor Michael Tiemann. 

Für André Fischer (58) schon. Auch er wurde geehrt, weil er einen Mann aus dem Rhein rettete. Am 23. März 2023 hatte der Kanusportler an der Deutzer Brücke gerade mit dem Training angefangen. In dem kippligen Boot war er hochkonzentriert. Dennoch, so erzählt er, habe er aus dem Augenwinkel einen Motorradpolizisten gesehen, der über die Poller Wiesen fuhr und sich auffällig umgeguckt habe. 

Ein Mann spricht in ein Mikrofon, neben ihm steht ein weiterer Mann.

André Fischer (58) schildert, wie er einen Mann aus dem Rhein rettete. Das Foto zeigt den Kanusportler neben Polizeisprecher Lutz Martschinke. 

Kurz darauf entdeckte André Fischer auf dem Rhein etwas. „Das war ein Kopf“, erinnert er sich. Ein Mann. Fischer: „Er trieb nur noch, war ganz apathisch.“ Er habe ihn aufgefordert, sich am Boot festzuhalten. Das Wasser war eiskalt, hatte acht Grad. „Eine Minute später wäre der weg gewesen...“, so der 58-Jährige. 

Kölner Kanusportler (58) schrie Mann im Rhein an: „Halten Sie durch!“

„Halten Sie durch!“, schrie André Fischer. Denn der Mann im Wasser habe zwischendurch immer wieder das Boot losgelassen. Am Ende gelang es dem Kanuportler, den Mann an Land zu bringen, wo ihn Einsatzkräfte der Polizei übernahmen. 

Bei der Ehrung gibt André Fischer zu, dass er nicht darüber nachgedacht habe, dass er sich selbst in Gefahr hätte bringen könnte, indem er kentert. „Das Adrenalin steht einem bis hier“, erklärt er mit einer Handbewegung. „Man macht das dann halt.“

Auszeichnung in Köln: Banker rettet Kunden vor Trickbetrügern

Markus Jaume (56) hingegen hat einen Kunden davor bewahrt, Opfer eines Trickbetruges zu werden. „Er erklärte ganz aufgeregt, dass er dringend Geld brauche. 160.000 Euro“, schildert der Banker.  Als er nachgehakt habe, habe der Kunde erzählt, er dürfe nicht darüber reden, aber es sei was Schlimmes passiert. 

Zwei Männer mit jeweils einem Mikro stehen nebeneinander.

Banker Markus Jaume (r.) wurde ebenfalls geehrt. Neben ihm der Kölner Polizeisprecher Lutz Martschinke. 

Am Ende bekam Markus Jaume den älteren Kunden dazu, sich ihm anzuvertrauen – und dass er die Polizei einschalten darf.

Mutige Schwägerinnen verhindern Raubüberfall in Köln-Sülz

Katrin Michel-Grondziel (35) und ihre Schwägerin Martha Hanna Michel (36) bewiesen bei einem Raubüberfall Mut. Im Oktober 2022 wurden sie in Sülz Zeuginnen, wie in einer Garagendurchfahrt ein älterer Herr nach einem Gerangel mit einem jüngeren Mann zu Boden ging. 

Zwei Frauen halten gläserne Auszeichnungen in Händen.

Katrin Michel-Grondziel und Martha Hanna Michel wurden geehrt, weil sie in Köln-Sülz einen Raubüberfall vereitelten. 

Beide Frauen liefen laut schreiend los und brachten so den Jüngern dazu, von dem Rentner abzulassen. Der ergriff dann die Flucht und wurde von Katrin Michel-Grondziel verfolgt und gefilmt. Zwar konnte der Verdächtige am Ende fliehen, aber dank des Videos von der Polizei ermittelt werden. 

Der Arzt Benedict Lacner (67) wurde ebenfalls geehrt. Er war auf der A3 unterwegs, als ihm ein Auto auffiel, dass immer wieder zu weit nach links geriet. Am Steuer saß ein Senior. Schnell war Benedict Lacner klar: Da stimmt was nicht. Er alarmierte die Polizei. Die begleitet den Autofahrer von der Autobahn runter. 

Ein Mann hält eine gläserne Auszeichnung in Händen.

Der Arzt Benedict Lacner erhielt ebenfalls eine Auszeichnung von der Polizei. 

Es stellte sich heraus, dass der Fahrer gerade in Österreich seinen 88. Geburtstag gefeiert hatte und auf der Heimfahrt völlig übermüdet war. Benedict Lacner fuhr ihn dann sogar nach Hause nach Essen. „Er war super nett. Ich musste mir dann die Seemannsbilder angucken“, erzählt er schmunzelnd. 

Hilfe holen, sich einmischen – genau das haben die ausgezeichneten Menschen getan. Damit sollten sie allen ein Vorbild sein. Ein Polizeisprecher: „Schon das Absetzen eines Notrufs über die 110 kann zu einer schnellen und professionellen Hilfe beitragen. Niemand ist verpflichtet, persönlich einzuschreiten. Aber Wegsehen ist auch keine Lösung – und unter Umständen sogar strafbar, weil man sich der unterlassenen Hilfeleistung verdächtig macht.“