„Wird Katastrophe werden“Zülpicher Straße: Kölner Kostüm-Riese attackiert die Stadtverwaltung

An der Zülpicher Straße feiern zahlreiche Karnevalisten ausgelassen den Beginn der Karnevalssaison.

Ausnahmezustand auf der Zülpicher Straße am 11.11.2022. Drohen in diesem Jahr noch dramatischere Zustände?

Vor dem 11.11. wächst die Nervosität angesichts der Zustände rund um die Zülpicher Straße. Deiters-Chef Herbert Geiss hat der Stadt ein Alternativ-Programm erstellt, was aber abgelehnt wurde.  

von Marcel Schwamborn (msw)

Nur noch sieben Wochen, dann steuert Köln auf seinen nächsten Ausnahmezustand zu. Der 11.11., die Sessionseröffnung im Kölner Karneval, fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Vor allem im Bereich der Zülpicher Straße werden wieder Massen an jungen Menschen erwartet.

Die IG „Gastro Kwartier Latäng“ rechnet mit bis zu 150.000 Menschen aus ganz Deutschland, die den Feier-Hotspot ansteuern werden. In dieser Woche tagte wieder der „Runde Tisch Karneval“ im Rathaus – ohne bahnbrechende Ergebnisse. Die Stadt plant erneut mit der Uniwiese als Ausweichfläche, wenn das Zülpicher Viertel zu voll wird.

Deiters-Chef wollte 300.000 Euro für Bühnenprogramm investieren

Es gebe schlicht keine Alternative, war von den Verantwortlichen zu hören. Das wiederum bringt Herbert Geiss (41) so richtig auf die Palme. Der Deiters-Chef beschäftigt sich seit anderthalb Jahren mit den Problemen im Studentenviertel.

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„Wir haben schon mehrere Konzepte erarbeitet, um Lösungen zu finden“, sagt er im EXPRESS.de-Gespräch. „Ein erster Entwurf sah ein großes Programm mit bekannten Bands auf der Uniwiese vor. Nachdem das auch mit Verweis auf das Naturschutzgebiet abgelehnt wurde, haben wir im zweiten Vorschlag ein Konzept mit vier Bühnen im Bereich Dasselstraße, Roonstraße und Lindenstraße präsentiert, um so wenig Fläche wie möglich zu sperren.“

Herbert Geiss im Kostümgeschäft Deiters.

Deiters-Chef Herbert Geiss hat mehrere Vorschläge erarbeitet, um den Ansturm der Feierwütigen im Zülpicher Viertel zu kontrollieren.

Dort hätten nach ersten Schätzungen bis zu 80.000 Menschen Platz gefunden, Geiss wollte ein buntes Musikprogramm von morgens bis abends organisieren. „Ich bin bereit, ein Budget von 300.000 Euro zu investieren“, sagt er. Vorwürfen, dass er sich am 11.11. bereichern wolle, widerspricht er vehement.

„Ich möchte damit kein Geschäft machen. Dort sollen keine Tickets verkauft werden, auch an den Getränken wollen wir nicht verdienen. In erster Linie soll es eine Hilfestellung für die Stadt sein. Wenn viele glückliche Menschen hier Karneval feiern, verkaufen wir automatisch mehr Kostüme“.

Doch von Stadtdirektorin Andrea Blome gab es eine Absage an die Deiters-Pläne. Die Polizei glaubt, dass nach den Erfahrungen mit der Ausweichfläche in der vergangenen Session genug getan sei, um den Ansturm zu kontrollieren. Da haben jedoch nicht nur die Menschen im Viertel ihre Zweifel.

„Ich finde es frech, dass man unsere Ideen einfach wegwischt. Das wird wieder eine Katastrophe werden“, sagt Geiss. „Die jungen Menschen werden mit Hochprozentigem in PET-Flaschen anreisen und dann vor einer überfüllten Zülpicher Straße stehen. So wie sich Stadt und Polizei das nun ausmalen, wird es nicht funktionieren. Einfach zu hoffen, dass es wie an Weiberfastnacht schon hinhauen wird, kann nicht die Lösung sein“.

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Die Stadt teilte mit, dass von allen Seiten an der Umsetzung einer dezentralen Veranstaltung gearbeitet werde. Doch Expertinnen und Experten glauben nicht, dass der Menschenstrom, der Richtung „Kwartier Latäng“ pilgert, umgeleitet werden kann.

Stadt Köln träumt von einer dezentralen Veranstaltung

Mit seinen 31 Filialen ist der Kostüm-Riese eine feste Größe im Karneval. „In Köln kriegen wir eigentlich alles gemeinsam hin. Nur hier kommen wir nicht zu einer vernünftigen Lösung“, sagt Geiss zu EXPRESS.de.

„Wir wollen das Problem mit der Zülpicher Straße vernünftig und professionell anpacken, damit die Stadt auch wieder stolz auf den 11.11. sein kann. Das ist auch eine Imagefrage, wenn Jahr für Jahr nur über die Exzesse dort berichtet wird. Es müssen die Leute zusammen an einen Tisch, die wirklich was verändern wollen“.