Die Badehosen-Rocker von Planschemalöör heizen Köln bald wieder ein. Doch vor dem großen Karnevals-Marathon packt Frontmann Juri Rother aus – und verrät seinen überraschenden Plan für die Zeit danach.
Drastischer PlanKölner Sänger: „Gehe ins Schweigekloster“

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Juri Rother, Frontmann der Kölner Band Planschemalöör.
Für Karnevalsbands teilt sich das Jahr grob ein: vor, während und nach der Session. Für Planschemalöör steht jetzt der Warmlauf an! Am 16. Oktober rocken sie das Gloria in Köln.
Frontmann Juri Rother (34) kann es kaum erwarten: „Das Gloria ist für uns ein Heimspiel. Es ist cool für uns, dass wir nicht nur eine halbe Stunde spielen wie auf Sitzungen, sondern alle Songs, auf die wir Lust haben“, verrät er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eine ganz andere Hausnummer als auf den Festzelten!
Planschemalöör:Starre Strukturen im Karneval anfangs befremdlich
Im Festzelt heißt es: Vollgas geben und abreißen! Bei den eigenen Konzerten wird es auch mal ruhiger, sogar instrumental. So will die Band auch Leute ansprechen, die mit Karneval sonst wenig am Hut haben. Und das klappt! Rother erzählt von einer Frau, die allein zum Konzert kam und sofort neue Leute kennenlernte. Das Publikum abseits der Session sei auch queerer, so der Sänger.
Ein Fan, eine nicht-binäre Person, machte ihn darauf aufmerksam, dass sie sich bei der typischen Aufforderung „Und jetzt singen die Frauen das, und jetzt singen die Männer das“ nicht angesprochen fühlte. Ein Augenöffner für Rother! „Erst dachte ich: Oh nein, ich muss etwas an mir ändern“, gibt er zu. Aber die Lösung war einfach: „Dann habe ich festgestellt, dass es für mich überhaupt keinen Unterschied macht, wenn ich sage: Alle, die hoch singen können, singen hoch und alle, die tief singen, singen tief. Außer, dass sich mindestens eine Person danach wohler fühlt.“
Seit 2018 mischen Planschemalöör den Karneval auf und sind heute ganz vorne dabei. Die oft starren Strukturen im traditionellen Karneval waren für Rother anfangs befremdlich. Heute sagt er: „Der Kölner singt viel darüber, bunt zu sein und ich glaube, dass der Wille tatsächlich vorhanden ist. Wir müssen aber mehr leben, was wir singen.“ Die Band will mit gutem Beispiel vorangehen.
Juri Rother: Junge Leute für das Brauchtum begeistern
Jüngere Bands bringen frischen Wind und klare politische Haltungen in den Karneval. Rother hofft, dass so auch junge Leute für das Brauchtum begeistert werden. Ein wichtiger Baustein dafür: Konzerte extra für Kinder! 40 Kinderkonzerte spielen sie im Jahr. „Man muss super wach in der Birne sein, weil Kinder viel deutlicher zeigen, wie sie etwas finden“, lacht Rother. „Manchmal bereiten wir uns ewig auf etwas vor und halten es für eine super Idee, und dann schauen die uns an wie ein Auto.“
Jetzt bereiten sich Rother und seine Bandkollegen auf die „berauschende“ und harte Zeit ab dem 11.11. vor. Am Anfang sei es wie eine Klassenfahrt, alle fahren zusammen in einem Bus. Aber der Sänger weiß, was er braucht, um den Marathon zu überstehen: „Ausreichend Schlaf und Sauna. Dann heißt es für mich ab ins Neptunbad“, so Rother. „Ich habe noch nie etwas Anstrengenderes in meinem Leben gemacht. Der Tag sieht so aus: Bühne, Essen, Bett.“
An Karnevalssonntag ist dann das letzte Konzert. Schluss, aus, vorbei! „Rosenmontag geben wir keine Konzerte mehr, dann wird sich verkleidet, und mit dem ganzen Team gefeiert. Das Feiern danach ist wichtig.“ Und dann? Komplette Abschaltung. Ein Monat Urlaub, keine kölsche Musik – um Kraft für neue Songs zu tanken.
Nach der Session geht's ins Kloster
Für Frontmann Rother geht es nach dem ganzen Trubel aber an einen ganz besonderen Ort. Er hat genug vom Reden, genug von seiner eigenen Stimme. Sein krasser Plan: „Ich höre mich ja die ganze Zeit über reden. Nach Karneval gehe ich erstmal ins Schweigekloster.“ Eine Woche schweigen, um alles zu verarbeiten. „Die ersten Tage sind richtig schlimm. Die innere Stimme wird sehr laut“, gesteht er.
Wer die Band vor dem Karnevals-Stress live erleben will: Planschemalöör spielen am Donnerstag, 16. Oktober, im Gloria (Tickets für 26 Euro). Ihr Weihnachtskonzert findet am Samstag, 20. Dezember, im Stadtgarten statt (Tickets für 26 Euro im VVK). (red)