Irre MordserieWie Johann (†24) und Heinrich (†21) in Köln endlich gestoppt wurden

Die Riehler Straße in Höhe der Hausnummer 39. Daneben sind einige geparkte Autos zu sehen.

Die Riehler Straße in Höhe der Hausnummer 39. Hier im Agnesviertel nahmen die Dinge ihren Lauf. Das Foto wurde im Oktober 2023 aufgenommen.

Ein Kölner True-Crime-Fall, der noch immer bewegt: Der Kölner Autor Dr. Anselm Weyer hat sich den rätselhaften Heitger-Brüdern gewidmet, die in Köln gestoppt wurden.

von Ayhan Demirci (ade)

Sie waren Schwerverbrecher und eine Sensation: Ein neues Buch aus dem Greven-Verlag widmet sich der Geschichte der Heitger-Brüder und wie sie mit ihren „Spießgesellen eine Blutspur durch halb Deutschland zogen“.

Die Polizistenmörder, die zu den schlimmsten Verbrechern in der Zeit der Weimarer Republik, also der Zeit von „Babylon Berlin“ zählten, fanden ihr blutiges Ende in Köln.

Spektakulärer Kriminalfall: Polizistenmörder finden ihr blutiges Ende in Köln

Interessant an der Lektüre sind auch die konkreten Kölner Schauplätze, die genannt werden, wenn es um das Finale und das Ende der Raubmörder Johann (* 13. September 1904 in Gelsenkirchen; † 25. Oktober 1928 in Köln) und Heinrich Heitger (* 28. Juli 1907 in Gelsenkirchen; † 22. Oktober 1928 in Köln) geht.

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Die Heitgers waren Bergmannssöhne. Aber sie hatten nicht im Sinn, unter Tage zu schuften. Sie waren brutal und wollten das schnelle Geld. Ihren ersten Raubmord begehen sie gemeinsam mit ihrem Freund Karl Lindemann in Essen. 18.000 Mark erbeuten sie vom Knappschaftssekretär Heinrich Küpper, der die Knappschaftsgelder mit sich führte. Johann Heitger erschießt ihn.

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Das Trio, ergänzt noch durch Willi Hübsche, Vetter der Heitger-Brüder, überfällt später eine Bank in Gladbeck, raubt 34.000 Mark. Ein Kommissar kommt der Bande in Essen auf die Spur, Heinrich Heitger erschießt ihn.

Die Heitgers und Lindemann sind fortan auf der Flucht: Frankfurt, München, Seehausen am Staffelsee – und schließlich: Köln.

Zeitungsseite, auf der über einen gelösten Kriminalfall berichtet wird.

Der Kölner Lokal-Anzeiger berichtete groß über das Vorgehen der Polizei.

Im Agnesviertel beziehen sie eine Wohnung zur Untermiete. Der Vermieter schöpft Verdacht, ruft die Polizei. Am 20. Oktober 1928 kommt es zu einem Schusswechsel. Die Bande wird verhaftet, doch die Brüder Heinrich (21) und Johann (24) können während der Fahrt zum Revier entkommen! Mit einer versteckten Pistole schießen sie sich den Weg frei. Wieder stirbt ein Polizist. Es gibt Verletzte.

In Köln sammelt sich jetzt das mutmaßlich größte Polizeiaufgebot der deutschen Kriminalgeschichte. Es ist die finale Jagd auf die Heitger-Brüder. Am 22. Oktober werden sie beobachtet, wie sie an der Riehler Straße ein Motorrad stehlen wollen.

Dann überschlagen sich die Ereignisse: Bei der Verfolgungsjagd auf die Heitgers wird ein Passant getötet, die Brüder kapern anschließend eine Straßenbahn (Linie 12) in Richtung Zoo und durchbrechen eine Polizeisperre, sie flüchten in einen Park am Riehler Wall. Hier kann die Polizei Heinrich Heitger ergreifen, er zieht noch mal, die Polizei schießt schneller – Heitger ist tot.

Polizei zündet Handgranaten, um auch Johann Heitger zu stoppen

Sein Bruder schafft zunächst die Flucht, verbarrikadiert sich in der Villa des Generaldirektors der Colonia-Versicherung Christian Oertel (Kaiser-Friedrich-Ufer 105), er bleibt lange unentdeckt.

Erst am 28. Oktober kommt es zum Showdown. Der „Machtkampf mit dem Verbrechen“ endet erst, als die Polizei Handgranaten zündet, um Heitger aus seinem Versteck zu bomben. Morgens um 9.42 Uhr betreten Einsatzkräfte das Zimmer, in dem der Killer verschanzt ist und immer noch Widerstand leistet. Er liegt von Kugeln getroffen, blutüberströmt und leblos auf dem Boden. Heitger wird in das St. Vinzenz-Krankenhaus gebracht. Hier stirbt er.

Der Autor des Buches, der Kölner Journalist Dr. Anselm Weyer, der für das Buch tief in die verschiedensten Archive gestiegen ist, erklärte gegenüber EXPRESS: „Die Heitger-Brüder waren fromme Kirchgänger, gute Schüler und folgsame Söhne, sie waren bei allen beliebt. Plötzlich aber wurden sie zu Gangstern und Mördern. Sie bleiben ein Rätsel.“