Musikalische SternstundeGitarren-Virtuose begeistert Fans – in Köln unterläuft ihm nur ein Fehler

Konzert von Joe Bonamassa in der Lanxess-Arena.

Joe Bonamassa präsentierte sein Können an der Gitarre am Dienstagabend (9. April 2024) in der Lanxess-Arena.

Joe Bonamassa ist derzeitiges Aushängeschild im Bluesrock. Der amerikanische Gitarrist präsentierte sein neues Album in der Lanxess-Arena. Auch die Band wusste dabei zu glänzen.

von Marcel Schwamborn (msw)

Direkt nach den Depeche-Mode-Festspielen mit eingebetteter Querbeat-Eskalation hat die Lanxess-Arena noch eine musikalische Sternstunde erlebt. Am Dienstagabend (9. April 2024) präsentierte der amerikanische Bluesrock-Gitarrist Joe Bonamassa (46) sein überragendes Können.

Kaum ein Künstler auf der Welt spielt die Gitarre zurzeit so virtuos und sieht dabei auch noch so verdammt cool aus. Der Komponist tritt stets im Maß-Anzug vor sein Publikum. Dazu sitzt die Sonnenbrille auf der Nase, in Köln hatte er zudem schwarze Sneaker gewählt.

Joe Bonamassa präsentierte neue Blues-Perlen in der Lanxess-Arena

2003 sei er erstmals in Köln aufgetreten, erinnerte sich Bonamassa. Seitdem ist seine Fangemeinde stetig gewachsen. 4500 Menschen füllten die Arena in der Theater-Variante komplett und waren von der ersten Minute begeistert. Nach einer Stunde hielt es die Menschen nicht mehr auf den Stühlen. Viele stürmten vor die Bühne, um ihrem Idol noch näher zu sein.

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Zum großen Finale präsentierte er wieder den Gänsehaut-Hit „Mountain Time“ aus den Anfangsjahren. Es war das zwölfte Lied an diesem Abend. Mit zwölf Liedern käme manche Popgruppe vielleicht auf knapp eine Stunde Spielzeit. Doch bei Bonamassa reicht dies dank ausufernder E-Gitarrensoli und dramaturgischer Tempowechsel in den Songs als abendfüllendes Programm.

Konzert von Joe Bonamassa in der Lanxess-Arena.

Anzug, Sonnenbrille, Gitarre: So trat Joe Bonamassa auch in Köln vor seine Fans.

Zwei Jahrzehnte nach seinem prägenden Album „Blues Deluxe“ hat der Komponist nun die zweite Ausgabe mit vielen Archiv-Perlen auf den Markt gebracht. Sechs davon gab es in Köln zu hören. Zum Start beispielsweise das mitreißende „Twenty-Four Hour Blues“, eine bewegende Neuinterpretation des Klassikers von Bobby „Blue“ Bland, der auf einem von Bonamassas Lieblingsalben aller Zeiten, „Dreamer“, enthalten ist.

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Bonamassa covert jedoch nicht nur alte Titel, er lebt sie neu. Seine Akrobatik auf den Gitarrensaiten ist faszinierend. „Ich bin froh, sagen zu können, dass ich ein viel besserer Sänger bin als vor 20 Jahren – auch wenn ich mich immer noch nicht wirklich als ,Sänger‘ bezeichne, kann ich jetzt eine Melodie ein bisschen besser tragen als damals“, sagt er zwar. Doch der Gesang steht eh nicht im Mittelpunkt. Bei ihm singt die Gitarre.

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Das pulsierende „I Want To Shout About It“, ursprünglich von Ronnie Earl and the Broadcasters gesungen, war ein weiterer Höhepunkt im Programm, „Is It Safe To Go Home“ erinnerte stellenweise an die Kunst von Gary Moore. Mit „Lazy Poker Blues“ von Fleetwood Mac und „Just got Paid“ von ZZ Top hatte er auch noch zwei Legenden im Programm.

Der Amerikaner schafft es seit Jahren, den kommerziell weniger erfolgreichen Bluesrock einer großen Fangemeinde näherzubringen. Dazu tourt er unentwegt. Vier Deutschland-Auftritte stehen in diesem Jahr an, der erste war in Köln. Die Domstadt erreichte der Gitarren-Zauberer schon am Montag. Am freien Tag genoss er nicht nur ein wunderbares Schnitzel, wie er verriet.

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Er schoss auch vor seinem Hotel am Dom ein Foto des Wahrzeichens. „Ich hätte es nicht bei Instagram posten sollen. So hatte ich plötzlich die ganzen Ebay-Verkäufer vor meinem Hotel stehen, die zahlreiche Fotos und Autogramme wollten. Eigentlich ist das ja cool. Das Problem ist, die wollen das nur verkaufen, aber beim Konzert sind sie jetzt nicht. Das war ein großer Fehler.“

Auch für Blues-Fans: Beth Hart kommt auch in Lanxess-Arena

Bei Bonamassa-Konzerten darf nicht nur der Hauptdarsteller glänzen. Auch die Band ist voller großartiger Könner. Josh Smith übernahm beispielsweise die zweite Gitarre, Lamar Carter präsentierte ein begeisterndes Schlagzeug-Solo, Jade MacRae und Dannielle DeAndrea unterstützten beim Gesang. Heimlicher Star der Band ist schließlich Reese Wynans an der Hammond-Orgel. Der wurde bereits für seine Arbeit bei Double Trouble in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen.

Für Blues-Fans gibt es in diesem Jahr einen weiteren Leckerbissen in der Lanxess-Arena zu erleben. Am 18. November wird die musikalische und emotionale Urgewalt Beth Hart ihre Qualitäten präsentieren. Bonamassa ist ein großer Bewunderer der Sängerin, nahm schon etliche Songs mit ihr auf. Ihr gemeinsames Livealbum aus Amsterdam ist zehn Jahre nach der Veröffentlichung inzwischen auch schon ein Genre-Klassiker.