Irre Story steckt dahinterGebäude in US-Großstadt trägt Teile des Kölner Doms – aber warum?

Ein Stein des Kölner Doms mit Inschrift.

Ein Stück des Kölner Doms im Tribute Tower in Chicago. Er ist mit den Worten „Cologne Cathedral Germany“ gekennzeichnet.

Kaum zu glauben, aber in einem Wolkenkratzer in den USA lassen sich Teile des Kölner Doms finden. Was steckt hinter dem Tribune Tower in Chicago? 

von Nina Naunheim (nmn)

Der Kölner Dom ist nicht nur das Wahrzeichen von Köln, sondern gilt auch als Weltkulturerbe. Was viele nicht wissen: Teile des Doms wurden in die USA geschickt und können im Chicago Tribune Tower gefunden werden. 

Aber nicht nur der Stein aus Köln, sondern auch der Tribune Tower selbst erzählen eine spannende Geschichte – alles begann mit einem Wettbewerb der Zeitung „Chicago Tribune“ vor gut 100 Jahren. 

Stein des Kölner Doms in Chicago Tribune Tower verewigt

Die Zeitung schrieb 1922 einen Wettbewerb für ihre Unternehmenszentrale aus. Das Ziel: ein Entwurf für das schönste Gebäude der Welt. Laut Jan-Peter Joerißen, wissenschaftlicher Arbeiter des Kölner Doms, wollte der damalige Inhaber der Zeitung, Robert R. McCormick, zum 75. Jubiläum einen Tower bauen lassen. 

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„In Amerika gab es 1913 ausgehend von New York einen gotischen Stil bei Wolkenkratzern“, erzählt Joerißen im Gespräch mit EXPRESS.de. Dieser wurde dann mit dem neugotischen Entwurf von Raymond Hood und John Mead Howell umgesetzt. „Der Chicago Tribune Tower war damit der letzte Höhepunkt dieses Stils“, erklärt Joerißen. 

Das ist der Chicago Tribune Tower – hier das Video ansehen:

Und das nicht ohne Grund. Die Zeitung wollte laut Joerißen ein repräsentatives Gebäude bauen, welches sinnbildlich für ihre Funktion als „moralische Gesellschaftsinstanz“ steht. Daher stammt auch der kathedralenartige Bau, welcher von einem modernen Stahlgestell gestützt wird.

„So wie der Glockenklang der Kirche die Messe verkündet, verkündet die Zeitung Nachichten“, erzählt der wissenschaftliche Arbeiter des Doms. Das „Chicago Architecture Center“ nennt den Chicago Tribune Tower daher auch eine „Kathedrale für den Journalismus“. Aber was hat es mit dem Stein des Kölner Doms auf sich? 

Steine aus dem Chorstrebewerk des Kölner Doms – „Stücke des Doms wurden verschenkt“

Zu dem Export der Steine des Kölner Doms gibt bis heute nur wenig Informationen. „Über die näheren Umstände, wann und wie die Objekte nach Chicago gelangten, gibt es in unseren Unterlagen leider keinerlei Aufzeichnungen“, berichtet der Sprecher der Dombauhütte, Matthias Deml. 

Dennoch kann man dem Ursprung der Steine auf den Grund gehen. Eine kurze Erwähnung im Kölner Domblatt 1977 bestätigt, dass die Steine wahrscheinlich aus dem Chor des Domes stammen. Laut dem Kunsthistoriker wurde dieser in den 1920er-Jahren – also in der Bauzeit des Wolkenkratzers – unter dem damaligen Dombaumeister Bernhard Hertel umfassend restauriert. 

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Es ist also sehr wahrscheinlich, dass das Chorstrebewerk der Ursprungsort des heute in Chicago zu findenden Steins ist. Damals gab es dort eine Stützung durch die Obergaden, welche die Last nach unten leiten konnte. 

Nach starker Verwitterung und wegen des hohen Schwefelanteils, welcher unter anderem durch die Lokomotiven verursacht wurde, musste dieser Teil restauriert werden. Viele der verwitterten Teile wurden dann verschenkt. 

Chicago Tribune Tower: Steine des Kölner Doms stammen aus dem Mittelalter 

Auch wenn es keine konkrete Korrespondenz zu Chicago selbst gibt, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich der Tribune Tower die Steine aus Köln schicken ließ. Denn nicht nur der Kölner Dom ist im Tribute Tower verankert. Unten in der Doppelzone des Gebäudes sind viele bekannte Bauwerke wie der Taj Mahal (Indien), die Große Chinesische Mauer und Notre Dame (Kirche in Paris) verewigt. 

Der Tribute Tower mit insgesamt 36 Etagen und einer Höhe von 141 Metern besitzt damit einen symbolisch moralischen Grundstein. Der Stein des Kölner Doms stammt schätzungsweise aus dem Mittelalter, zwischen 1248 und 1323, und bringt damit ein Stück deutsche Geschichte nach Chicago.