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Weihnachtsmärkte in KölnVermiesen Sicherheitsmaßnahmen die Stimmung?

Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom wird in diesem Jahr noch stärker gegen Terroranschläge geschützt.

Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom wird in diesem Jahr noch stärker gegen Terroranschläge geschützt.

Nach dem Anschlag von Magdeburg sind die Sicherheitsvorkehrungen auf den Kölner Weihnachtsmärkten so hoch wie nie. Das sorgt bei Besucherinnen und Besuchern für gemischte Gefühle.

Die Glühweinstände sind eröffnet, die Lichter funkeln – doch über der Kölner Weihnachtsstimmung liegt ein Schatten. Seit dem tödlichen Anschlag in Magdeburg im vergangenen Jahr ist die Sorge vor Terror allgegenwärtig.

Die Stadt Köln reagiert mit Sicherheitsmaßnahmen, die teurer sind als je zuvor. Aber wie sicher fühlen sich die Menschen wirklich?

Die Meinungen gehen auseinander. Während eine Sprecherin des Weihnachtsmarktes am Dom von einem ungebrochenen Andrang berichtet, zeichnet ein Schausteller ein anderes Bild: „Bis jetzt sind es viel weniger Besucher“, sagt Marvin Liebe (32) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er spürt eine deutliche Verunsicherung bei den Leuten, nicht nur auf Weihnachtsmärkten, sondern bei allen Großveranstaltungen.

Kölner Weihnachtsmärkte: Besucherinnen und Besucher passen ihr Verhalten an

Viele Besucherinnen und Besucher passen ihr Verhalten an. Zwei Freundinnen (67, 72) kommen lieber mittags. „Jetzt ist es noch nicht so voll, man hat einen besseren Überblick und fühlt sich auch sicherer.“ Abends sei es ihnen zu heikel geworden.

Die Polizei Köln hat ihre Präsenz ebenfalls verstärkt und kündigt an, auch ohne konkreten Anlass Taschen zu kontrollieren. Ein generelles Messerverbot gilt auf allen Märkten.

Die Kosten für die Sicherheit explodieren. Gab die Stadt im Vorjahr noch rund 360.000 Euro für Personal und Anti-Terrorsperren aus, wird die Summe in diesem Jahr „voraussichtlich deutlich höher sein“, so eine Stadtsprecherin. Massive Barrieren aus Stahl oder Beton sollen die Zufahrten schützen und Angriffe mit Fahrzeugen verhindern.

Konkrete Drohungen liegen der Polizei laut eigener Aussage derzeit nicht vor, man spricht aber von einer „hohen abstrakten Gefährdung“.

Dieses Gefühl spiegelt sich auch bei den Gästen wider. „Wenn man aber darüber nachdenkt, fragt man sich schon, wie sicher das alles wirklich ist“, sagt Nathan Sharon (38). Sein Kollege Felix Feldhofer (42) ergänzt, dass die sichtbare Sicherheit auch trügerisch sein könne.

Trotz der angespannten Lage überwiegt bei vielen der Wunsch nach Normalität. „Wir hoffen, dass wir den Menschen in diesen unsicheren Zeiten einen Moment der Auszeit bieten können“, erklärt Weihnachtsmarkt-Sprecherin Birgit Grothues. Auch Schausteller Marvin Liebe appelliert: „Sie sollen trotzdem leben und das Beste draus machen.“ (red)