Fritz Waffenschmidt (88)Der traurige Lebensabend des „Mr. Saturn“

2008 erlitt Waffenschmidt einen leichten Schlaganfall und bekam vom EXPRESS einen Blumenstrauß.

2008 erlitt Waffenschmidt einen leichten Schlaganfall und bekam vom EXPRESS einen Blumenstrauß.

Köln – Wir hätten gerne mit Fritz Waffenschmidt (88) geredet. Dem Wirtschaftsboss, der aus einem kleinen Elektroladen in Köln 1961 Saturn gründete, die größte „Schallplatten-Show der Welt“ zauberte und mit Discountpreisen eine kölsche Weltkarriere hinlegte. Der Mann, der mit seinen Millionen die Basketballer des BSC-Saturn („Die Riesen vom Rhein“) von Titel zu Titel führte. Aber „Mr. Saturn“ ist zu schwach. Er kann nicht mehr reden.

Der Pionier, das Wirtschaftsidol, der Mann mit dem großen Herzen kämpft gegen das Alter! Er sitzt im Rollstuhl. Er kann kaum mehr sprechen. Er leidet an dieser tückischen Krankheit. Er leidet an Demenz!

Seine Ehefrau Anni (89), mit der er seit 64 (!) Jahren verheiratet ist, sagt: „Leider geht es meinem Mann nicht gut. Er kann nicht mehr gehen, das Sprechen fällt ihm schwer. Er durchlebt eine schwere Zeit.“

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Anni weicht ihrem Fritz keine Sekunde von der Seite, sie lebt mit ihrer großen Liebe - mit 22 lernte sie ihn kennen - in einer Seniorenresidenz in Bensberg. Waffenschmidt wird dort rund um die Uhr medizinisch versorgt.

Nach 25 Jahren im „Exil“ in Italien, Florida und Monaco sind sie vor zwei Jahren zurückgekehrt in ihre Heimat. „Das war die beste Entscheidung. Wir haben alles verkauft, nur unsere Möbel haben wir mitgenommen. Freunde und Verwandte sind in der Nähe und helfen uns. Das tut uns in dieser Zeit gut“, sagt die Ehefrau.

Kinder haben sie nicht. Waffenschmidt erklärte einmal im EXPRESS-Interview, es sollte wohl nicht sein. Sein Baby war die Firma. „Unsere Kinder waren die Mitarbeiter bei Saturn.“

Obwohl er 1984 die Firma für umgerechnet 27 Millionen € verkaufte, beschenkte er die Angestellten danach Jahr für Jahr zu Weihnachten großzügig mit Geschenken.

Vielleicht wird Fritz dem Alter aber noch ein Schnippchen schlagen. „Er hat schließlich nie aufgegeben. Er ist ein Kämpfer“, sagt Anni leise, „ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es ihm bald besser geht. Das wäre wunderbar.“ Und wenn das Schicksal nicht auf ihrer Seite steht?

„Fritz und ich haben ein sehr gutes Leben geführt, für das wir sehr dankbar sind“, sagt seine Frau bescheiden, „wir dürfen uns jetzt bei niemanden beschweren.

Eine kölsche Karriere

1961 gründete Fritz Waffenschmidt die Elektronik-Kette Saturn. Mit revolutionären Discountpreisen und Werbeslogans („Die größte Schallplattenshow der Welt“) krempelte er die Branche um. Als Mäzen des Kölner Basketballs führte er den BSC Saturn in den 80er Jahren zu vier Deutschen Meistertiteln und gewann dreimal den Pokal. 1984 verkaufte Waffenschmidt Saturn. Zwei Jahre später siedelte er nach Florida um.