Riesen-Debatte um EM-Kader 2024Kölner Experte erklärt Trick des DFB – der hat auch Nachteile

Ilkay Gündogan gibt als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft in einem Spiel Anweisungen und zeigt mit dem Finger in eine bestimmte Richtung.

Ilkay Gündogan ist als Kapitän natürlich auch Teil des deutschen Kaders bei der EM 2024. Um die Art der Bekanntgabe gibt es aber jetzt große Diskussionen.

Der Kader für das DFB-Team bei der EM 2024 steht fest. Über die Art der Nominierung wird aber weiter fleißig diskutiert.

von Thomas Werner (tw)

Ganz Deutschland diskutiert über den DFB-Kader bei der EM 2024. Aber nicht nur – wie sonst immer – über die Nominierung und Nicht-Nominierung einzelner Spieler, sondern auch über die Art und Weise.

Denn die DFB-Stars, die mit Coach Julian Nagelsmann ab dem 14. Juni das Heim-Turnier gewinnen sollen, werden scheibchenweise und öffentlichkeitswirksam einzeln bekanntgegeben. Und das auf kuriose Weise: Zuletzt hatte u.a. GZSZ-Star Wolfgang Bahro (63, spielt Jo Gerner) auf Social Media die (völlig „überraschende“) Nominierung von Bayern-Anführer Joshua Kimmich (29) verkündet.

EM-Nominierung wird diskutiert – ist die Scheibchen-Taktik des DFB cool?

Ist das cool, modern, innovativ – oder peinlich und unnötig? An dieser Frage scheiden sich nun die Geister.

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Fest steht: Diese Vorgehensweise hat für den DFB zumindest einige Vorteile. Die erklärt Kommunikationswissenschaftler Dr. Christoph Bertling von der Deutschen Sporthochschule in Köln.

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Für den DFB sei die Vorgehensweise ein Mittel, um Herr des Verfahrens zu bleiben. Der Vorteil sei, dass man selbst bestimmen könne, auf welchen Kanälen und zu welchen Zeiten gestreut werde, so der Medien-Experte. „Eine solche Strategie ist sinnbildlich, da alle großen Verbände ihre digitalen Kanäle als Verlautbarungsorgane nutzen und versuchen, damit möglich stark die eigenen Interessen unter Kontrolle zu haben“, erklärte er.

Selbst verkünden, bevor es andere tun (z.B. die Medien) – das scheint der Tenor zu sein.

Allerdings: Der Kölner Experte sieht auch negative Aspekte. Als Nachteil könne beispielsweise die Reihenfolge der Bekanntgabe gewertet werden. So könne auch fälschlicherweise angenommen werden, „dass manche Spieler wichtiger sind als andere und nicht der gesamte Kader im Vordergrund steht“, sagte Bertling.

Ein Nachnominierter dabei

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Ein Nachteil, den der DFB aber offenbar bedacht hat: Immerhin waren bei den ersten Verkündungen unter anderem BVB-Star Nico Schlotterbeck (24) und Bayern-Antreiber Aleksandar Pavlovic (20) mit dabei. Dass sie die wichtigsten Figuren im DFB-Konstrukt bei der EM 2024 gehören, darf bezweifelt werden.

Der DFB hatte seit Sonntag bis zum Dienstagabend zahlreiche Nominierungen für die Heim-Europameisterschaft im Sommer über Fernseh- und Radiosender sowie Social-Media-Kanäle veröffentlicht. Unter anderem war auch der Kölner Radiosender 1Live bei der Verkündung von BVB-Stürmer Niclas Füllkrug (31) integriert worden.

Bald ist es allerdings vorbei mit der Salami-Taktik: Der Großteil des Kaders steht mittlerweile fest, Bundestrainer Julian Nagelsmann wird am Donnerstag (16. Mai, 13 Uhr) in Berlin die letzten Details verkünden. (mit dpa)