Räuber-Sänger hört auf„Charly“ Brand: „Bin froh, einige nicht mehr zu sehen“

von Bastian Ebel (bas)Simon Küpper (sku)

Köln – Eine kölsche Musik-Legende geht von Bord: Am kommenden Sonntag verabschiedet sich „Papa Trömmelche“ und Räuber-Gründer Karl-Heinz Brand (65) mit einem Konzert im Theater am Tanzbrunnen von den Fans. Im zweiten Teil des großen Abschieds-Interviews (hier den ersten Teil lesen) spricht er über Freundschaften, Triumphe und Niederlagen.

Sie haben das Trömmelche geschrieben und viele weitere Hits, standen aber nie im ganz großen Fokus der Öffentlichkeit. Haben Sie in  den letzten 40 Jahren vielleicht eine gewisse Anerkennung vermisst?

Nicht wirklich. Die zahlt sich immer aus, indem du gebucht wirst. Und wir haben von Anfang an eigentlich immer eine hohe Schlagzahl gehabt, meistens waren es 200 Auftritte pro Session. 

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Da haben Sie eine Menge Geld eingespielt.

Wir waren ja noch günstig im Vergleich zu anderen Bands, das ist mittlerweile nicht mehr so. Wir haben uns angepasst, denn von den Kollegen gab es immer Schelte. „Ihr verschleudert euch“, haben sie gesagt und damit auch gemeint, dass wir ihnen die Preise kaputt machen. So kam es zur Anpassung.

Sie sind sehr emotional und feinfühlig. Wie sind Sie damit klargekommen, dass das Geschäft Karneval manchmal auch verlogen sein kann?

Das war mir egal, denn es entscheidet sich alles auf der Bühne. Was hätte es mir genützt, wenn der EXPRESS immer nur über die Räuber geschrieben hätte, wie toll und schön alles ist. Die geilste Band, die geilsten Typen, alles wunderbar. Dann stehst du auf der Bühne und kannst es nicht rüberbringen. Es entscheidet immer nur das Publikum. Nicht die Medien und auch nicht die Kollegen.

Was war ihre größte Niederlage?

Ich habe mich ein paar Mal schwer vertan und Menschen falsch eingeschätzt. Ich habe ihnen blind vertraut und sie haben meine Gutmütigkeit und Großzügigkeit für sich selbst ausgenutzt. Das war eine Enttäuschung – menschlich!

Ging es da auch um Kollegen? 

Ich bin ganz ehrlich: Dass ich einigen Leuten – das sind nicht viele – jetzt nicht mehr begegnen muss, darüber bin ich froh.  Ich habe nie nachgekartet und das ist jetzt auch erledigt. Sie haben uns nicht verhindern können – obwohl sie es wirklich probiert haben.

Und was war der größte Sieg?

Für mich ist es der eigentliche Erfolg über Jahre. Wichtig ist, nach so einer Zeit jetzt, nach Jahren, wenn eine Band dann immer noch besteht – auch wenn sie älter geworden ist. Auch mit den Fans zusammen. Ich kenne die Leute die vor uns stehen noch, da waren die auch noch nicht grau, da waren das junge Typen. Die sind mit uns zusammen alt geworden. Das ist ein schönes Gefühl von Zusammenhalt und einer engen Bindung.

Was ist ihr Wunsch privat und für die kölsche Musik?

Privat wünsche ich mir Gesundheit, denn das ist das höchste Gut. Was die kölsche Musik angeht, wäre es schön, wenn auch weiter traditionelle Texte und Lieder, wie zum Beispiel auf Flüstersitzungen, zur Geltung kommen. 

Haben Sie zum Schluss einen Tipp für ihre „Erben“?

Aber ja: Bleibt authentisch und springt nicht auf jeden Zug, der gerade erfolgreich ist. Wenn etwas ist: In meinem kleinen Häuschen in Spanien habe ich im Keller ein kleines Mini-Studio. Ich werde weiter Lieder schreiben, sie stehen den Jungs zur Verfügung. Wenn sie etwas brauchen: Sie haben ja meine Nummer.

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(exfo)