Immer nur Schlumpfine?Kölner Komikerin Carolin Kebekus kritisiert miese Rollenverteilung

Carolin Kebekus lächelt in die Kamera.

Komikerin Carolin Kebekus (41) hat ein Buch mit dem Titel „Es kann nur eine geben“ geschrieben. Das Foto zeigt sie am 17. Juni 2020 im Anschluss an eine Aufzeichnung von „Die Carolin Kebekus Show“ im Studio König. 

Die Prinzessin, die Maria, die Schlumpfine: „Es kann nur eine geben“ – über diese Botschaft hat sich Carolin Kebekus schon so oft geärgert, dass sie jetzt ein Buch darüber geschrieben hat. Es ist ein dicker Wälzer geworden – das allein sagt schon alles. 

Köln. Dass das Rollen-Repertoire für Mädchen ein wenig beschränkter ist als das für Jungen, wurde Carolin Kebekus (41) erstmals beim Krippenspiel in der Kita bewusst. „Ich weiß noch, mit welcher Süffisanz unsere Kindergärtnerin immer gesagt hat: ‚Ich weiß schon, wer vielleicht die Maria spielen darf!‘ Wir wussten dann: Alles klar, da gibt es nur eine Frauenrolle. Alle anderen Rollen für die Mädchen sind die Schafe.

Der einzige Ruhm, der ihr im Krippenspiel je zuteil wurde, sei, dass ihre Puppe mal das Jesuskind sein durfte. „Da war ich dann stolz wie eine Soccer Mom. Und so zieht sich das dann durchs ganze Leben.“

Carolin Kebekus: „Für Frauen gibt es keine Vielfalt in der Darstellung“

Kebekus, die derzeit erfolgreichste Komikerin Deutschlands, hat darüber jetzt ein Buch mit 352 Seiten geschrieben. Erscheinungsdatum: Donnerstag, 7. Oktober, Titel: „Es kann nur eine geben“.

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„Ich meine damit ein Gefühl, das uns Frauen vermittelt wird: Es kann immer nur eine geben. Die Eine, die Schönste, die Auserwählte“, erläutert die 41-Jährige im Gespräch mit der D„eutschen Presse-Agentur“. „Für Frauen gibt es keine Vielfalt in der Darstellung, sondern gefühlt ist es immer nur die Eine. Die eine Prinzessin im Märchen, die eine Maria im Krippenspiel. Das lernt man schon als ganz kleines Kind.“

Kölnerin Carolin Kebekus sieht auch die Schlümpfe kritisch

Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder David hat sie zum Beispiel immer „Die Schlümpfe“ geguckt. „Mein Bruder hatte die Auswahl aus mannigfaltig vielen männlichen Schlümpfen. Er konnte sich aussuchen, wer er sein wollte: der starke Schlumpf, der Kochschlumpf, der Beauty-Schlumpf. Für mich gab's nur die Schlumpfine. Und die ist einfach immer nur heulend weggerannt, wenn's schwierig wurde.“

Als sie erwachsen war, tauchte das Gefühl in neuen Situationen wieder auf. Es gab zum Beispiel viel weniger Jobs für Rednerinnen im Kölner Karneval und für Komikerinnen in Comedy-Shows. „Ich hab anfangs oft angerufen und hab gefragt: ‚Kann ich bei euch auftreten?‘ Und dann hieß es oft: ‚Ach, blöd Caro, wir haben zwar noch drei offene Plätze in der Show, aber der Frauen-Slot ist schon besetzt.‘“ Der Subtext sei gewesen: Wir brauchen nur eine Frau – denn die sind ja alle gleich.

Carolin Kebekus: Einstige Rivalin ist jetzt ihre beste Freundin

Damals habe sie das wie selbstverständlich hingenommen. Das oft stillschweigend akzeptierte Gesetz „Es kann nur eine geben“ führe dazu, dass sich Frauen im Beruf häufig mit härtesten Bandagen bekämpften. „Ich weiß noch, dass ich mal ein Casting hatte, so um 2003. Bis dahin hatte ich immer die Rückmeldung bekommen: ‚Mensch Carolin, du bist die Lustigste.‘ Und dann kam plötzlich ein Kollege, der sagte: ‚Du, gestern war da ein Mädel, die war so unglaublich lustig, wir haben alle unterm Tisch gelegen!‘ Innerlich dachte ich sofort: ‚Hoffentlich ist die nicht auch noch total hübsch!‘ Und dann sagte der: ‚Die sieht so Hammer aus!‘“

Heute sei genau diese Frau eine ihrer besten Freundinnen, doch damals habe sie nur Rivalität empfunden. Dass sie beide hier gegeneinander ausgespielt worden seien, habe sie nicht erkannt. Mit ihrem Buch wolle sie dazu beitragen, dass andere Frauen diese Mechanismen schneller durchschauten.

Ihr selbst hätten immer wieder Vorbilder dabei geholfen, Rollen zu durchbrechen und das zu tun, was sie wirklich gewollt habe. Dazu gehörten etwa Gaby Köster, Anke Engelke und Gerburg Jahnke. „Aber auch ganz unbekannte Leute. Ich treffe bestimmt einmal in der Woche eine Frau, bei der ich denke: ‚Von der kann ich mir was abschauen‘.“ (dpa)