Neue Eskalationsstufe im Zoff um den Baum am Bahnhof Belvedere: Die seit Jahren umstrittene Platane ist jetzt Ziel eines feigen Brandanschlags geworden.
Eskalation im Baum-KrimiFeiger Brandanschlag auf berühmte Kölner Platane

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Die Rinde der Platane ist auf mehreren Metern verkohlt, ein schützendes Holzgerüst, das um ihren Stamm verlief, ist verbrannt.
Der Zoff um die Platane am historischen Bahnhof Belvedere ist völlig eskaliert! Kurz nachdem das Verwaltungsgericht entschieden hatte, dass sie nicht gefällt werden darf, ist der circa 200 Jahre alte Baum in Flammen aufgegangen.
Der Brandanschlag wurde am Montag (11. August 2025) bekannt, verübt wurde er aber bereits am Freitag (8. August).
Ein Zeuge bemerkte die Flammen und alarmierte sofort Feuerwehr und Polizei. Das Feuer konnte zwar schnell gelöscht werden, doch die Spuren der Tat sind unübersehbar: Die Rinde des Baumes ist bis hoch zum Obergeschoss des Bahnhofs verkohlt. Eine Holzstütze wurde bei dem Anschlag komplett zerstört.
Die Polizei ermittelt nun wegen „Sachbeschädigung durch Feuer“. Zu möglichen Tätern oder Täterinnen gibt es bislang keine Angaben. Ob der Baum den feigen Anschlag überleben wird, müssen nun Gutachter und Gutachterinnen klären.
Holger Sticht, Chef des Bundes für Natur- und Umweltschutz (BUND) in NRW, ist fassungslos. Er verurteilt den Anschlag scharf – vor allem, weil das Verwaltungsgericht Köln erst am 4. August ein vorläufiges Fällungsverbot erlassen hatte. Der Anschlag zeige, „dass es im Dunstkreis der Platanengegner offensichtlich eine Menge krimineller Energie gibt, die sich gegen die Rechtsprechung und gegen das Miteinander von Denkmal- und Landschaftsschutz richtet“, so Sticht. „Wir hoffen, dass die Straftäter polizeilich ermittelt werden können.“

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Hinter dem historischen Bahnhof Belvedere wächst die Platane dicht an dem Gebäude.
Elisabeth Maria Spiegel vom Förderkreis Bahnhof Belvedere will niemanden vorverurteilen. „Das kann jeder getan haben, der wütend ist über das Laissez-faire der Stadtverwaltung“, sagt sie. Die größte Sorge: „Wir sind einfach heilfroh, dass das Feuer nicht auf das Gebäude übergegriffen hat.“
Doch es gibt eine heiße Spur! Spiegel hofft, dass der oder die Schuldige gefasst wird. Die Chancen stehen gut. „Wir haben am Gebäude eine Kamera installiert“, verrät sie. „Sie müsste den Täter oder die Täterin aufgenommen haben.“ Die Polizei wertet die Aufnahmen bereits aus.
Der Hintergrund des Zoffs ist kompliziert: Die Platane steht direkt neben Deutschlands ältestem Bahnhofsgebäude von 1839. Laut Gutachten unterwandern die Wurzeln das Bauwerk und gefährden das einzigartige Denkmal. Seit über zehn Jahren fordern daher der Förderverein und Denkmalschützer und Denkmalschützerinnen die Fällung.
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Doch Naturschützer und Naturschützerinnen wehren sich mit Händen und Füßen. Ein Lösungsversuch mit einer Bodenplatte und einer Wurzelsperre scheiterte. Die Geldgeber und Geldgeberinnen für die Sanierung des Bahnhofs machen Druck: Sie wollen ihre Zusagen nur einhalten, wenn die Gefahr durch den Baum gebannt ist – und drängen deshalb ebenfalls auf die Fällung.
Der Streit landete sogar schon beim Petitionsausschuss des Landtags, der Ende 2024 entschied: Der Baum muss weg! Doch die Umweltschützer und Umweltschützerinnen zogen gegen die Anweisung von OB Henriette Reker vor Gericht – und bekamen vorläufig recht.
Für das Gericht ist trotz vieler Gutachten nicht ausreichend bewiesen, dass die Platane das Denkmal wirklich gefährdet. Obwohl es sich um ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung handelt, wiegen Natur- und Denkmalschutz laut Verfassung gleich viel. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen: Die Entscheidung im Hauptverfahren steht noch aus. (red)