An einer roten Ampel warten zu müssen, kann nervend sein. Doch der Kölner Nico B. (36) hat am Bahnübergang Butzweilerstraße in Ossendorf nahe der JVA am Montag (16. Januar 2023) eine Situation erlebt, bei der ihm der Mund offen stehen geblieben ist.

Sowohl ein Fahrzeug der AWB als auch ein KVB-Linienbus haben den Bahnübergang trotz geschlossener Halbschranke überquert – die Fahrer sind einfach um die Schranke herumgekurvt. Der Übergang führt über eine Güterverkehrsstrecke, die von der HGK (Häfen und Güterverkehr Köln) betrieben wird.

Köln-Ossendorf: Fahrzeuge umkurven geschlossene Bahnschranke

Es ist gegen 13 Uhr, als Nico B. mit seinem Auto dort hält. Gerade haben sich die Halbschranken gesenkt und die Ampeln zeigen Rot. Dann fährt ein Zug durch und wenig später geht auf seiner Seite die Schranke hoch, das rote Licht bleibt allerdings an. Auf der anderen Seite bleibt die Halbschranke unten. 

Was der 36-Jährige dann sieht, lässt ihn sein Handy zücken. Denn plötzlich fährt auf der anderen Seite ein AWB-Wagen an der geschlossenen Schranke vorbei über den Bahnübergang. Ungläubig filmt Nico B. die Szene. Auch, wie ein Pkw-Fahrer es dem AWB-Mitarbeiter nach macht und ihm folgt. „Oh, wenn der Bus jetzt auch fährt ...“, hört man B. nur einen Augenblick später im Video sagen. 

Geschossene Halbschranke umfahren: Das sagen KVB und AWB

Kurz darauf umfährt auch der Linienbus die Halbschranke. „Wenn ich als Vater dran denke, dass da möglicherweise auch Kinder drin saßen, wird mir ganz anders“, erzählt er gegenüber EXPRESS.de. Im Bus seien viele Fahrgäste gewesen. 

Umso fassungsloser ist der Kölner Familienvater, weil ab Senkung der Schranke maximal fünf Minuten vergangen seien, wie er behauptet. „Weil auf unserer Seite zwar die Schranke hochgegangen war, aber die Ampel Rot blieb, haben ich und viele andere gewendet und einen anderen Weg genommen“, erklärt er. EXPRESS.de bat die KVB und die AWB um Stellungnahme.

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„Unser Busfahrer hat in der Leitstelle angerufen, als er sah, dass sich die Schranke nicht öffnet. Daraufhin hat die Leitstelle sich mit der HGK in Verbindung gesetzt und die Information bekommen, dass auf der Strecke zu dem Zeitpunkt kein Zugverkehr stattfindet“, erklärt KVB-Sprecher Matthias Pesch. Daraufhin habe der Busfahrer von der KVB-Leitstelle die Erlaubnis erhalten, die Gleise zu überqueren. 

Laut Cordula Beckmann, Sprecherin der AWB, habe der Busfahrer diese Info an den AWB-Fahrer, der als erster in der Reihe stand, weitergegeben. 

Bahnübergang Butzweilerstraße: HGK-Techniker finden keine Fehler

„Es ist nicht nachzuvollziehen, dass es einen Anruf seitens der KVB-Leitstelle gab“, erklärt Christian Lorenz, Sprecher der HGK und stellt klar: „Natürlich können wir niemandem erlauben, um eine geschlossene Schranke zu fahren.“ 

Gegen 13.20 Uhr habe es jedoch eine Anfrage von der Polizei gegeben, ob es an dem Bahnübergang zu Unregelmäßigkeiten käme. Techniker der HGK seien daraufhin schnell vor Ort gewesen. Lorenz: „Als sie kamen, war alles korrekt, sie konnten keine Fehler feststellen.“

HGK erklärt, wie die Schranke funktioniert

Die Anlage stamme aus dem Jahr 1978, erklärt er, und arbeite autark, werde nicht von der Netzleitzentrale überwacht. „Wenn nach einer Zugdurchfahrt die Schranken nicht hochgehen und sich in den nächsten fünf Minuten kein weiterer Zug ankündigt, geht die Anlage in die Grundstellung“, so der HGK-Sprecher.

Grundstellung bedeute: Schranken offen und Ampeln aus. Die letzte dokumentierte Störung an dem Bahnübergang habe es 2021 gegeben, erklärt er.