Anschlagsdrohung auf Kölner DomSo geht die Polizei heute Silvester an – verstärkte Kräfte gegen Fanatismus

Ein Polizeifahrzeug steht vor dem Kölner Dom. Für den Jahreswechsel sei die Polizei gut aufgestellt, «für alles, was da kommen mag», sagt Einsatzleiter Martin Lotz. Es gab eine Anschlagsdrohung.

Ein Polizeifahrzeug steht vor dem Kölner Dom. Die Polizei zeigt am Kölner Dom und im Gebäude massive Präsenz. Es gab eine Anschlagsdrohung.

Zur Sicherheitslage nach der Anschlagsdrohung auf den Kölner Dom und zur Einsatzplanung zu Silvester haben sich unter anderem Polizeipräsident Johannes Hermanns und Oberbürgermeisterin Henriette Reker geäußert.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Nur noch wenige Stunden bis zum Jahreswechsel und die Stimmung in Köln ist so angespannt wie schon lange nicht. Die Anschlagsdrohung auf den Dom hat die Sicherheitsbehörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt.  

Polizeipräsident Johannes Hermanns, der Polizeidirektor Frank Schäfer, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Domprobst Monsignore Guido Assmann und der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz informierten bereits am Freitag (29. Dezember 2023) über die Einsatzplanung für Silvester und die Sicherheitslage. 

Kölns Polizeipräsident und der Leitende Polizeidirektor werfen vor Beginn der Pressekonferenz noch mal einen Blick in ihre Aufzeichnungen.

Kurz vor Beginn der Pressekonferenz am Freitagnachmittag (29. Dezember 2023) im Kölner Polizeipräsidium: Polizeipräsident Johannes Hermanns (l.) und der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz.

Die Pressekonferenz zur Einsatzplanung für die Silvesternacht und die Sicherheitslage rund um den Kölner Dom gibt es hier zum Nachlesen:

  • In Bezug auf mögliche Gruppen, die sich an Silvester zusammen rotten könnten, sagte Einsatzleiter Martin Lotz: „Wir haben sie im Auge, kennen die neuralgischen Punkte. Wir haben gelernt.“
  • „Wir sollten sehr selbstbewusst den Feinden unseres Lebensstils und unserer Haltung auf Freiheit trotzen“, so Kölns Oberbürgermeisterin weiter. „Wem könnte das besser gelingen als den Kölnerinnen und Kölnern? Der Dom trotzt seit Jahrhunderten allen und allem.“
  • Henriette Reker fügte hinzu: „Das ist heute meine wichtigste Aussage: Wir dürfen nicht zulassen, dass die, die gegen unsere Freiheit und unsere Werte kämpfen, gewinnen dadurch, dass wir uns zurückziehen, dass wir unsere Gemeinschaft aufgeben.“
  • Oberbürgermeisterin Reker appellierte an alle, die Böllerverbotszone einzuhalten und so den Beitrag zu leisten für einen hoffentlich friedlichen und glücklichen Silvesterabend.
  • Die Oberbürgermeisterin bedankte sich bei der Polizei für ihr schnelles und umsichtiges Handeln nach der Terrordrohung an den Weihnachtstagen. 
  • Man dürfe sich von Krisen nicht entmutigen und nicht von Drohungen, die immer wieder gegen uns und gegen Symbole unseres freien Lebens, unseres freien Denkens gerichtet sind, einschüchtern lassen, so Reker: „Wir müssen mit aller Kraft dafür sorgen, dass unsere Werte und unser Lebensstil erhalten bleiben.“
  • Dann sprach Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „2023 war ein Jahr vieler Krisen und Katastrophen auf unserer Welt und viele Krisen sind auch hier in Köln angekommen.“
  • Man sei dankbar gewesen, überhaupt Weihnachten im Dom feiern zu können. „In der Christmette waren sogar mehr Besucherinnen und Besucher als sonst“, so Monsignore Assmann. 
  • Domprobst Monsignore Guido Assmann gab zu, dass er erstmal geschluckt habe, als er von den Anschlagsplänen gehört hat. Es sei nun selbstverständlich, allen Anweisungen der Polizei zu folgen. „Fanatismus, egal ob religiös oder politisch motiviert, führt nie dazu, dass Menschen glücklicher zusammenleben“, stellte er klar.
  • Laut Lotz seien am Silvesterabend über 1000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, der normale Wachdienst sei auch noch mal verstärkt worden.
  • Außerdem appellierte Lotz an die Bevölkerung: Die Menschen sollen wachsam sein und sich nicht scheuen, der Polizei Hinweise zu geben, wenn Personen sich auffällig verhalten. Die Polizei ist Silvester mit verstärkten Kräften im Einsatz. Lotz:  „Wir gehen davon aus, dass wir gut aufgestellt sind, was immer da kommt.“
  • „Anschläge, welcher Art, kann ich hier nicht näher ausführen“, so der Einsatzleiter. Das könne dazu führen, dass im Innenstadtbereich auch Polizisten und Polizistinnen mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen zu sehen sein werden. 
  • Der Leitende Polizeidirektor und Einsatzleiter in der Silvesternacht, Martin Lotz, erläuterte, dass nach den Warnungen die Lage für Silvester neu bewertet wurde: „Wir werden den Einsatz mit verstärkten Kräften fahren.“ So sollen zusätzliche Schutzmaßnahmen am Dom und im Umfeld greifen. In dem Zusammenhang wird sich die Polizei so vorbereiten, um, so Lotz, möglichen Anschlägen begegnen zu können. 
  • Die Kölner Polizei stehe in ständigem Austausch mit den anderen Sicherheitsbehörden in Land und Bund und setze die Maßnahmen fort. Im Blick auf den anstehenden Jahreswechsel erklärte er: „Die Silvesternacht 2022/23 hat gezeigt, dass es vielerorts nicht mehr nur ums Feiern geht. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Im letzten Jahr habe man die Lage durch konsequentes Eingreifen unter Kontrolle gehabt. Kölns Polizeipräsident: „In diesem Jahr fordert uns die angespannte Sicherheitslage ein Stück mehr.“ 
  • Am 24. Dezember sei der Tatverdächtige in Gewahrsam genommen worden, nachdem er erneut in Nordrhein-Westfalen gewesen sei, erklärte der Polizeipräsident. Der Mann bleibe über den Jahreswechsel in Gewahrsam. 
  • Im Fokus, so Hermanns, habe ein im Saarland aufhältiger Mann gestanden. „Wir haben schnell festgestellt, dass er Kontakte nach Köln haben soll.“ Schutzmaßnahmen seien sofort erhöht worden, ebenso die polizeiliche Bestreifung im Domumfeld. Auch seien zusätzlich 200 Polizisten und Polizistinnen, die eigentlich frei hatten, in den Dienst versetzt worden. 
  • Nach weiteren Überprüfungen und Bewertungen, so der Polizeichef, „musste ab dem 22. davon ausgegangen werden, dass es sich um sehr ernst zu nehmende Hinweise handelt.“
  • Polizeipräsident Hermanns schilderte, dass das LKA und der Kölner Staatsschutz am 21. Dezember durch das BKA über mögliche Anschlagsszenarien, auch auf den Kölner Dom, informiert worden seien. 
  • Eröffnet wurde die PK von Polizeidirektor Frank Schäfer, dann ließ Polizeipräsident Johannes Hermanns die Weihnachtstage Revue passieren. Er dankte den vielen Kräfte der Polizei, die zum Schutz des Doms und seiner Besucherinnen und Besucher eingesetzt waren. „Sie wollten die Weihnachtstage sicher anders verbringen“, sagte Hermanns. Statt das Fest im Kreise ihrer Familien zu begehen, hätten sie zwölf Stunden Schichten leistet müssen.
  • Die Pressekonferenz startete um 14 Uhr.

Anschlagsdrohung: Verdächtiger (30) soll Kölner Dom ausgespäht haben

An Heiligabend hatten Spezialeinheiten eine Wohnung in Wesel durchsucht und fünf Männer festgenommen, ein Verdächtiger (30) sitzt seitdem in Gewahrsam.

Alles zum Thema Polizei Köln

Zuvor war der Dom mit Spürhunden abgesucht worden. Am Donnerstag (28. Dezember) wurde dann noch mal deutlicher, wie konkret die Terrorwarnung gewesen sein muss. 

Demnach soll der festgenommene Tadschike die Kölner Kathedrale ausgespäht haben. „Man weiß, dass er vor Ort war“, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Es wird vermutet, dass der 30-Jähriger zu einer Terrorzelle des IS gehört, genauer seines Ablegers „Provinz Khorasan“, der in Afghanistan in Konkurrenz zu den islamistischen Taliban steht. 

Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage öffnet der Dom bis auf Weiteres nur zum Gottesdienst. Touristische Besuche inklusive Turmbesteigung sind nicht möglich, die Schatzkammer bleibt geschlossen.