Viele Kölner Büdchen ächzen aktuell unter der Weihnachts-Paketflut.
Alarm in KölnBüdchen-Besitzer können nicht mehr

Copyright: Charlotte Groß-Hohnacker
Die Pakete sind innerhalb anderthalb Stunden in den Kiosk von Ali Dogukan angekommen.
Aktualisiert
Punkt 17.00 Uhr ist Schluss – zumindest mit der Paketannahme! Für Kiosk-Besitzer Ali Dogukan in Nippes ist das die tägliche Notbremse im Weihnachts-Wahnsinn.
„Normalerweise kommt der Fahrer viermal am Tag. Im Weihnachtsgeschäft fünfmal“, stöhnt er gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
In seinem winzigen Laden wird es schon bei zwei Kunden und Kundinnen eng. Doch was man nicht sofort sieht: Hinter der Theke und im Treppenhaus türmen sich die Pakete. In den letzten anderthalb Stunden kamen schon wieder 70 neue Sendungen dazu.
Das Paket-Geschäft ist ein Knochenjob für Kleingeld. Für ein mittelgroßes Paket bekommt Dogukan vielleicht 20 Cent brutto. Die Hoffnung seines Bruders, mit dem Service neue Kundschaft für den Kiosk zu gewinnen, hat sich zerschlagen. „Von hundert Menschen kauft vielleicht eine Person noch etwas“, sagt Dogukan ernüchtert.
„Die Leute verstehen nicht, warum wir keine Pakete mehr annehmen“
Wenn er pünktlich die Annahme stoppt, wird der Ton oft rau. „Die Leute verstehen nicht, warum wir keine Pakete mehr annehmen. ‚Ich fahre morgen in den Urlaub, meine Frist läuft ab‘, sagen sie dann“, berichtet er von täglichen Diskussionen. Manche werden sogar ausfallend.

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Im Raum hinter der Ladentheke lagert Ali Dogukan die Pakete, die in seinem Kiosk abgegeben werden.
Einige Stadtbahn-Haltestellen weiter betreibt Yavuz Kabaagac seinen Laden Lotto Cologne. Auch bei ihm klebt der gelbe DHL-Sticker an der Tür. Er sieht den Stress gelassener: „Es geht darum, der Kiosk des Vertrauens zu sein.“
Für ihn gehört der Service dazu, auch wenn die Paketmenge an Weihnachten „massiv“ ansteigt.
Die körperliche Schufterei kennt auch Mohammed Yucats von der Postfiliale Romeo. Seitdem die große Postfiliale in Nippes dichtgemacht hat, ist der Andrang bei ihm enorm. Täglich gehen 200 bis 300 Pakete mehr über seine Theke.

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Bei Lotto Cologne stapeln sich die Pakete.
Offiziell liegt die Gewichtsgrenze bei 31,5 Kilo. „Das muss man erst mal hochheben und unterbringen“, sagt Yucats, der seit 20 Jahren im Geschäft ist. Oft landen aber ganze Öfen, Schränke oder Stühle bei ihm im Laden. „Früher kamen die meisten Kunden wegen Briefmarken. Heute wegen Paketen. Jetzt ist es halt mehr Knochenarbeit.“
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Aufgeben will Ali Dogukan seinen Laden aber nicht. Allein auf die Kioskumsätze könne er sich nicht mehr verlassen, denn der Rewe gegenüber ist eine harte Konkurrenz. „So günstig wie die kann ich Getränke nicht anbieten.“ Früher war der Kiosk die letzte Rettung für das Feierabendbier, heute haben die Supermärkte länger auf. „Früher war das mal andersrum“, sagt er.
Würde Dogukan das Postgeschäft abgeben, würde es einfach der nächste Kiosk im Viertel übernehmen. Die Post vergibt ihre Lizenzen nur dort, wo der Bedarf groß ist. Ein Teufelskreis für die kleinen Händler und Händlerinnen. (red)
Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.
