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Schock-Bericht in NRWSo werden unsere Paketboten ausgebeutet

Ein Paketbote lädt Pakete in einen Transporter.

Jeder fünfte Paketbote arbeitet zu lange (Symbolfoto). 

Schnell was im Netz bestellt und schon ist es da. Doch hinter dem bequemen Service steckt oft eine bittere Realität: Eine Kontrolle in NRW deckt jetzt schockierende Zustände auf.

„In der Branche darf es nicht so weitergehen wie bisher“, so die knallharte Ansage von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Eine großangelegte Kontrolle in der Paket-Branche hat die prekären Bedingungen, unter denen viele Zustellerinnen und Zusteller leiden, schonungslos offengelegt.

Ob schwere Weinkisten, ein neues Regal oder Geschirr-Sets – was für die Kunden und Kundinnen praktisch ist, ist für die Paketbotinnen und Paketboten eine echte Knochenarbeit. Bis zu zwei Tonnen Gewicht wuchten sie pro Schicht, oft bis in den vierten Stock. Eine Kontrollaktion zwischen Mai und August 2025 bestätigt nun die schlimmsten Befürchtungen.

Bei den kontrollierten Subunternehmen wurden teils gravierende Mängel festgestellt. Die Behörden sprechen sogar von „Arbeitsausbeutung“ und einem „strukturellen Defizit im Arbeitsschutz“.

Die Bilanz ist erschreckend: Bei mehr als der Hälfte der überprüften Firmen war der Arbeitsschutz mangelhaft. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurden nicht richtig eingewiesen, und es fehlte an ausreichender sicherheitstechnischer Betreuung.

Scharfe Kritik von Minister, aber DHL ausgenommen

Zu lange Arbeitszeiten sind an der Tagesordnung. Jeder fünfte Befragte gab an, gelegentlich über die gesetzlich erlaubten zehn Stunden hinaus zu arbeiten. Ein Grund dafür: die mangelhafte Zeiterfassung. Jedes dritte Unternehmen erfasst die Arbeitszeit nur schriftlich, in fünf Prozent der Fälle findet sie gar nicht statt. Besonders dreist: Tätigkeiten wie Tanken oder Fahrzeugreinigung werden oft nicht als Arbeitszeit gewertet.


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„Die Kontrollen haben gezeigt, dass man es mit der Arbeitszeiterfassung ganz offensichtlich oft nicht so ernst nimmt. Das geht natürlich nicht“, schimpft Minister Laumann. Er fordert eine Pflicht zur digitalen und manipulationssicheren Arbeitszeiterfassung.

Während Laumann den Marktführer DHL von seiner Kritik ausnimmt, richtet er deutliche Worte an die Subunternehmer, die für Paketdienste wie DPD, GLS und Hermes sowie den Online-Händler Amazon tätig sind.

Bei einer Firma kamen die Zustellerinnen und Zusteller auf durchschnittlich 126 Stopps pro Tag, bei denen 206 Pakete ausgeliefert wurden – eine enorme körperliche und psychische Belastung.

Laumann plädiert daher für ein Verbot von Werkverträgen in der Paketzustellung, ähnlich wie es in der Fleischindustrie zu „massiv verbesserten“ Arbeitsbedingungen geführt habe. Doch seine Vorstöße werden auf Bundesebene blockiert. Der Minister vermutet dahinter eine „gut funktionierende Lobby“ der Paketbranche, die regulierende Eingriffe verhindern wolle. (red)

Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.