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Party-Hotspots in Köln eskalierenAachener Weiher und Co.: Experte hält Vorgehen für großen Fehler

Polizei-Einsatz am Aachener Weiher in Köln.

Der Aachener Weiher, hier ein Polizei-Einsatz im Juni 2021, hat sich zu einem der Kölner Party-Hotspots während der Corona-Zeit entwickelt.

An Kölner Party-Hotspots ging es in den vergangenen Monaten hoch her. Am Aachener Weiher setzt die Kölner Polizei nun sogar Reiterstaffeln ein, um die Lage in den Griff zu bekommen. Ein Kölner Streetworker fordert nun weitreichende Veränderungen.

von Oliver Meyer (mey)

Köln. Er spricht die Sprache der Jugend, er kennt die Sorgen, Nöte und Ängste der jungen Menschen in allen sozialen Räumen. Streetworker Franco Clemens weiß daher, warum die Party-Hotspots in Köln in letzter Zeit eskalieren. Flaschenwürfe auf Polizisten, Drohungen gegen Sanitäter – im EXPRESS erklärt Clemens, woran das liegt.

EXPRESS: Herr Clemens, ist die Bereitschaft zur Gewalt auf der Straße gestiegen? Franco Clemens: Ja, absolut. Seit vielen Jahren erleben wir eine schrittweise Verrohung und einen Respektverlust gegenüber der herrschenden Erwachsenengesellschaft einiger Jugendkulturen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Dazu gehört auch eine massive Gewaltbereitschaft unter Einsatz von Messern.

Streetworker Franco Clemens steht bei einem Seminar auf dem Tisch und spricht zu Jugendlichen.

Streetworker Franco Clemens bei einem Seminar an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft.

Was sind die Gründe für diesen Respektverlust? Die Gründe dafür sind als Einflüsse vielschichtig, dabei strahlen falsche Leitbilder aus der Subkultur, ein uneingeschränkter Zugang zum Internet ohne Jugendfilter, Drogen, gewaltverherrlichende Ego-Shooter, Bildungsarmut und prekäre Lebensverhältnisse und eine Gettoisierung als soziale Brennpunkte mit hinein.

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Warum bewerfen junge Menschen Polizisten mit Flaschen am Aachener Weiher, die für ihre Sicherheit da sind? Seit Corona erleben wir, dass sich auch eine bürgerliche Jugend und junge Erwachsene zunehmend ein Ventil für ihre ganzen Frustrationen suchen. Eine Frustration, die mit den Kontaktverboten, Ausgangssperren, geschlossenen oder reglementierten Freizeitangeboten wie Fitnessclubs, Sportvereine aber auch Diskotheken und Konzerten einhergeht. Es sind einzelne Rädelsführer, die dann die Stimmung zum Kippen bringen.

Aber was hat das damit zu tun? Die Repräsentanten des Staates wie Polizisten, Ordnungsamt oder Sanitäter gelten als „greifbare“ Projektionsfläche und Ablassventil. Der große Fehler, der von Anfang an schon mit dem ersten Lockdown und Kontaktbegrenzungen gemacht wurde, war, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei mit ihren Bedürfnissen nicht mit auf dem Schirm zu haben.

Reiterstaffel kontrolliert am Aachener Weiher in Köln.

Am Aachener Weiher kontrolliert die Polizei Köln nun mit einer Reiterstaffel die Lage. In der Nacht auf Samstag (21. August) blieb die Lage laut Polizei aber ruhig, anders als regelmäßig in den vergangenen Monaten.

Welche Bedürfnisse sind das? Aus entwicklungspsychologischer Sicht von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Corona nur eine Bedrohung ihrer Freiheit, sich entwickelndem Sexual- und Werbeverhaltens, Bewegungsdrangs und Wunsch nach Gemeinsamkeit und Freizeitaktivität außerhalb von Schule, Ausbildung und Arbeit.

Wie kann man diese Jugend wieder mitnehmen? Wir müssen jugendgerecht als Kampagnen in die Kommunikation einsteigen, Freiräume schaffen, gewaltverstärkende Einflüsse, prekäre Lebensumstände und Bildungsarmut bekämpfen. Freiräume dürfen nicht gleich überpädagogisiert oder einer zu hohen Sozialkontrolle durch die Polizei unterworfen werden. Auch der verstärkte Einsatz von Streetworkern wäre erforderlich, wenn auch kein Allheilmittel.