200 Rocker an „Roccos“ GrabHells-Angel-„Geburtstag“ auf Kölner Friedhof

Köln – Das Donnern der Motoren ist schon lange zu hören, bevor Passanten in Vingst die Gruppe von rund 20 Hells Angels auf ihren Motorrädern sehen. Die Rocker fahren durchs Rechtsrheinische nach Brück, um auf dem Friedhof den Geburtstag ihres toten Freundes „Rocco“ zu feiern.

Nur Stunden zuvor: Alime I. (48) sitzt mit ihrem Mann Eyup (54) auf dem Sofa in ihrer Porzer Wohnung. Sie blättert in einem Fotoalbum mit Kinderbildern ihres Sohnes Erdal, so Roccos richtiger Name. Er starb Anfang Oktober 2013 in der Uniklinik an Bauchspeicheldrüsenkrebs, mit 29 Jahren.

Die Mutter kämpft mit den Tränen, als es an der Tür klingelt und ein muskulöser und tätowierter Mann in Kutte den Raum betritt. Es ist Erkan A. (27), ein Freund der Familie und einer der Hells-Angels-Anführer im Rheinland. Denn: Auch Erdal I. war ranghohes Mitglied des Motorradclubs.

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Es ist ein bizarres Aufeinandertreffen. Auf der einen Seite eine martialisch auftretende Gruppe von Rockern, die sich im Visier der Polizei befinden. Auf der anderen Seite ein trauerndes Elternpaar. „Für uns ist es Ehrensache, dass wir nach Roccos Tod für die Familie da sind und täglich vorbeikommen“, sagt Erkan A. dem EXPRESS.

„Wir haben einen Sohn verloren, aber Hunderte Söhne gewonnen“, sagt Roccos Vater. Dass es sich bei ihnen um Kriminelle handeln könnte - die Eltern sehen es anders. „Für uns war Rocco immer unser Erdal. Mit Drogen oder kriminellen Sachen hatte er nichts zu tun und die Jungs, die uns besuchen, auch nicht“, so der Vater.

Gemeinsam mit 200 „Höllenengeln“ machten sich die Eltern auf den Weg zum Grab, um zu Roccos 30. Geburtstag zu trauern. Polizisten behielten die Lage im Blick. Es blieb alles ruhig.