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Kein Rettungsschirm in Corona-KriseBonner Physios: „Kämpfen ums Überleben“

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Weil sie als systemrelevant eingestuft werden, sind die Praxen von Physiotherapeuten weiter offen. Doch viele coronabedingten Absagen von Patienten machen der Branche schwer zu schaffen.

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Sie kämpfen ums Überleben: Für viele Branchen ist die Corona-Krise ein Drama, auch in Bonn bringen unerwartete Schließungen oder harte Beschränkungen etliche Unternehmer in Existenznöte.

Ein ganz spezielles Problem haben Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen: Sie gelten als systemrelevant und müssen weiterhin öffnen. Aber: Finanzielle Hilfen vom Staat gibt es dadurch nicht. Und weil immer mehr Patienten aus Angst ihre Termine absagen, wird die finanzielle Not immer größer.

Die Branche fordert daher ebenfalls sofortige Unterstützung aus der Politik, sonst droht vielen Praxen schon bald das Aus.

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Bonner Promi-Physio Andreas Stommel beklagt Auftragsrückgang wegen Corona

Diese Sorgen beklagt auch das Bonner Zentrum für Ambulante Rehabilitation (BZfAR) von Andreas Stommel. Stommel, der unter anderem die „Let’s Dance“-Stars und „Roncalli“-Artisten betreut, verzeichnet einen deutlichen Rückgang in den letzten Wochen. „Aufgrund der Corona-Krise haben wir aktuell etwa 60 Prozent weniger Patienten“, berichtet er.

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Promi-Physio Andreas Stommel kämpft derzeit mit der schwierigen Auftragslage wegen des Coronavirus

Stommel sieht nicht nur die Praxen in Gefahr, sondern auch die Gesundheitsversorgung nach der Krise. Wegen vorsorglicher Quarantäne-Maßnahmen fehlt dem Zentrum derzeit außerdem beinahe die Hälfte seiner Mitarbeiter – nur 14 von 26 Therapeuten sind einsatzbereit. Wie der befürchtete Versorgungsengpass nach der Corona-Krise aussehen könnte, wird daher vielerorts schon jetzt deutlich.

Physiotherapeuten in Bonn fürchten Versorgungsengpass nach Corona-Krise

„Sollten die Praxen aus finanziellen Gründen schließen müssen, wird dies auch in Königswinter nicht nur jetzt in der Krise, sondern auf Dauer massive Versorgungsprobleme bringen“, befürchtet beispielsweise auch Ursula Hafke von der Praxis für Ergotherapie in Königswinter.

Ihrer Meinung nach hätten den Schaden in Zukunft vor allem Patienten, die deutlich länger auf Termine warten müssten. Der Heilungsverlauf droht dadurch in vielen Fällen deutlich verzögert zu werden.

Bonner Physiotherapeuten bangen um ihre Existenz

Als EXPRESS in der Praxis von Physiotherapeutin Kremena Andonova in Stieldorf anruft, ist diese gerade in Behandlung. Das ist inzwischen allerdings eher die Ausnahme als die Regel, berichtet sie später: „Es ist sehr heftig, wir müssen um unsere Existenz fürchten.“

In den letzten drei Jahren baute sie sich eine Praxis mit einem Team herum auf. Dass sie jetzt Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter anmelden musste, bereite ihr schlaflose Nächte.

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Kremena Andonova baute in ihrer Praxis ein Team um sich herum auf. Jetzt musste sie für ihre Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden.

 „Das ganz große Problem ist nicht jetzt, das kommt in drei Monaten“, bangt sie. Wenn die Auftragslage weiter derart mau bleibt, können die laufenden Kosten auf Dauer nicht mehr gestemmt werden.

Finanzielle Unterstützung zur Rettung von therapeutischen Praxen gefordert

Für Ute Repschläger, Vorsitzende des Spitzenverbands der Heilmittelverbände (SHV) ist klar: „Deshalb muss ein weiterer Rettungsschirm ganz selbstverständlich auch für uns Therapeuten gelten.“

Sie drängt auf eine schnelle Lösung und warnt vor weitreichenden Folgen. „Sollte dies nicht der Fall sein, nimmt die Politik wissentlich die Insolvenz von vielen Tausend Heilmittelerbringern in Kauf und gefährdet damit Hunderttausende von Arbeitsplätzen.“

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Ein Lösungsvorschlag sind Ausgleichszahlungen der Gesetzlichen Krankenversicherung, die derzeit deutlich weniger therapeutische Behandlungen zahlen muss. Schließlich ist das entsprechende Budget grundsätzlich im Haushaltsplan vorhanden.

Eine Soforthilfe würde, so die Ansicht der Heilmittelverbände, Krankenkassen nur bedingt belasten, könnte dafür aber viele Praxen in der schwierigen Phase über Wasser halten.