„Nicht vorherzusagen“Bonner Top-Virologe schockt mit Aussage zu Corona-Impfstoff

Bonn_Professor Streeck

Professor Hendrik Streeck ist Leiter der Virologie am Universitätsklinikum Bonn (UKB).

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Der Bonner Virologe Prof. Hendrik Streeck (42) gehört seit Wochen zu den anerkannten Experten in der Corona-Krise, durch diverse TV-Auftritte erreichen seine Einschätzungen deutschlandweit Millionen von Menschen.

Am Mittwoch war der Leiter der Virologie der Uniklinik Bonn erneut im RTL-Magazin „stern TV“ bei Moderator Steffen Hallaschka (48) zu Gast, wo er sich zur Wirksamkeit der derzeitigen Maßnahmen und den Prognosen über einen baldigen Corona-Impfstoff äußerte.

Prof. Hendrik Streeck bei „stern TV“ über Sinn von Kontaktverboten

Streeck sieht die verschärften Kontaktverbote und strengen Einschränkungen des öffentlichen Lebens zwar als sinnvolle Vorkehrungen, um eine Verbreitung des Virus zu stoppen und einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems wie etwa in Italien zu verhindern. Frei von Nachteilen sei aber auch dieses Vorgehen nicht.

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Streeck befürchtet: „Auf der anderen Seite ist das Problem: Je besser wir sind, das zu unterdrücken und ganz weit unter dieser Kapazitätsgrenze vielleicht sogar angelangen, dass es Jahre dauern könnte, bis wir eine Immunität haben in der Gesellschaft.“

Der Virologe glaubt, dass eine Verlangsamung der Infektionskette zwar für Entlastung sorgen könne, das Virus dürfte Ärzte und Krankenhäuser dann allerdings jahrelang beschäftigen, weil die sogenannte Herdenimmunität ebenfalls nur langsam einsetzen würde.

Prof. Hendrik Streeck glaubt an Probleme durch eingeschränktes Sozialleben

„Natürlich ist es ein realistisches Szenario, wenn man solche Ketten unterbindet, dass sich in der Folgeübertragung sehr viele weniger, potenziell oder statistisch gesehen, infizieren können“, so Streeck.

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Auf der anderen Seite sei allerdings die Frage, wie sehr dieses Szenario zwar der Gesundheit nutze, aber auch durch ein stark eingeschränktes Sozialleben zur Belastung für die Menschen und die Gesellschaft insgesamt werde.

Prognose über Impfstoff für Prof. Hendrik Streeck kaum abzusehen

Einen großen Fortschritt im Kampf gegen das Coronavirus soll ein möglicher Impfstoff ermöglichen, an dem Forscher und Wissenschaftler weltweit bereits arbeiten. Die vielen unterschiedlichen Prognosen über ein mögliches Ergebnis haben laut Streeck aber vor allem einen Grund: Seriös ist ein Zeitpunkt nicht vorhersehbar.

Die konkreten Prognosen über die Verfügbarkeit eines Impfstoffs seien daher nicht mehr als Spekulationen: „Kein Virologe, kein Epidemiologe oder Impfstoffforscher würde seriös vorhersagen, wann wir einen Impfstoff haben werden.“

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Im Prozess der Entwicklung sei nie ganz sicher, ob ein neuer Impfstoff tatsächlich wirken könne. Für manche Viren werde „seit 40, 50 Jahren“ an einem Impfstoff geforscht und noch immer gebe es keinen entscheidenden Durchbruch. Man müsse sich daher vor allem gedulden. (bc)