Erfolgreiche Corona-Hilfsaktion„Hamsterkäufe“ für einen guten Zweck in Bonn

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Ulla Fenger und Hans-Joachim Fandel gründeten die Aktion „Zosamme stonn – vun Hätze“ und helfen Bedürftigen in der Corona-Krise.

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Wer in den Kofferraum von Ulla Fenger und Hans-Joachim Fandel schaut, könnte dieser Tage zu einem vorschnellen Verdacht kommen: Hamsterkäufe. Säckeweise Kartoffeln, Kisten voller Konserven und Nudeln in Fünf-Kilo-Paketen liegen dort bereit.

Doch die regelmäßigen Großeinkäufe sind nicht für den Eigenbedarf bestimmt. Anfang vergangener Woche gründeten die beiden aus einer Idee heraus die Aktion „Zosamme stonn – vun Hätze“ und versorgen seither die Leute mit Lebensmitteln, die es während der Corona-Krise am dringendsten nötig haben.

„Zosamme stonn“: Hilfe für Bonner in der Corona-Krise

Fandel, dessen Frau das Beethovenhotel leitet, berichtet EXPRESS vom Ursprung der Idee: „Ich habe Kontakt zum Verein für Gefährdetenhilfe (VFG) und habe dort erfahren, dass es zu wenige Mahlzeiten für Obdachlose und Bedürftige gibt, weil beispielsweise die Tafel schließen musste.“

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Er schloss sich mit Ulla Fenger zusammen, die den Catering-Betrieb „Esstragon“ leitet. „Die Idee ist abends im Sessel entstanden und wir sind von dieser anfänglichen Solidarität beinahe überrollt worden“, freuen sie sich.

Ihr Aufruf spricht sich schnell rum, binnen drei Tagen kamen 900 Euro an Geldspenden zusammen. Von den großzügigen Spenden wurde der erste Großeinkauf finanziert, der an die Verteilerstellen des VFG übergeben wurde.

Auch die Facebook-Seite von „Zosamme stonn“ erfreut sich wachsender Beliebtheit. Bislang unterstützen knapp 400 Personen die Aktion, stetig kommen neue Helfer hinzu. Besonders beeindruckt die beiden, dass viele Menschen helfen, obwohl es ihnen selbst derzeit nicht gut geht. „Aber viele sagen uns, dass es eben Leute gibt, die Hilfe noch dringender nötig haben“, erklärt Fandel.

Großer Erfolg: „Zosamme stonn“ ruft in Bonn zum Kekse backen in Corona-Krise auf

Nicht nur Geld wird großzügig gespendet, auch Essens- und Sachspenden sind gern gesehen. Am vergangenen Wochenende rief die Aktion zur „Plätzchen-Back-Kampagne“ auf und traf damit voll ins Schwarze. Viele Privatleute beteiligten sich, außerdem auch Mitglieder des Bonner Stadtsoldaten-Corps und des Cadettencorps der Ehrengarde.

„Das war wirklich irre. Als ich am Montag mit dem Hund raus wollte, bin ich fast über eine Kiste voller Kekse vor meiner Tür gestolpert“, schmunzelt Fandel. Er freut sich, dass auch viele Gastronomen gespendet haben, die Waren wegen der vorübergehenden Schließung nicht mehr selbst verwenden können.

„Zosamme stonn“-Initiatoren müssen sich auch Gedanken um eigene Zukunft machen

Von Schließungen sind auch die Betriebe der beiden Initiatoren betroffen, in der Corona-Krise geht es auch bei ihnen um den Fortbestand ihrer Geschäfte. „Wir können gerade gar nichts tun. Da hat man natürlich auch Existenzsorgen“, gibt Fandel zu bedenken.

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In gewisser Weise sorgt „Zosamme stonn – vun Hätze“ daher auch für angenehme Abwechslung bei allen ungewissen Zukunftsvisionen. Dass dabei viele andere Menschen glücklich gemacht werden, ist für die Initiatoren mehr als nur ein positiver Nebeneffekt.