Dass Greifvögel außerhalb der Städte auf Jagd gehen, ist normal. Aber mitten in Köln? Das scheint immer häufiger vorzukommen.
Ist das normal?Kölner City wird zum Jagdgebiet
Ein Raubvogel frisst in einem Kölner Hinterhof eine erlegte Taube. „Er zeigte keine Scheu“, erzählt Leserreporterin Silvia. Leserreporter Frank filmt, wie ein Sperber in Köln-Höhenberg erfolgreich Jagd macht. Und Nico U. wird Zeuge, wie ein Habicht sich in einem Hinterhof im Rathenau-Veedel über eine Taube hermacht.
Offenbar verlegen immer mehr Greifvögel ihr Jagdgebiet ins Kölner Stadtgebiet. Ist das normal? Auch am Dom ist der Falke zurück.
„Das ist normal“, sagt Jana Romero vom NABU, Stadtverband Köln, auf EXPRESS.de-Nachfrage. „Und es ist auch wichtig für unser Stadtökosystem, dass wir verschiedene Greifvögel in Köln haben.“
Für Greifvögel, wie den Turmfalken oder Mäusebussarde, gebe es in Großstädten ein großes Angebot an Mäusen und Ratten, erklärt sie. Und viele Kirchen würden in ihren Kirchtürmen spezielle Nisthilfen für Turm- und Wanderfalken anbieten, um sie gezielt anzusiedeln.
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„Andere Greife, wie Wanderfalke und Habicht erbeuten eher Tauben und andere Vögel in Taubengröße, zum Beispiel auch Halsband- und Alexandersittiche und auch mal Kaninchen“, so Jana Romero. Der Habicht sei noch nicht so lang in Köln. Die NABU-Expertin: „Er galt immer als scheuer Waldvogel, hat aber seit Mitte/Ende der 1980er Jahren gelernt, dass man in Köln sehr gut Tauben erbeuten kann und gehört seitdem fest zur Kölner Vogelwelt.“
Der Sperber, erklärt sie, würde eher kleinere Singvögel erbeuten. „Im Kölner Randgebiet jagt beispielsweise noch der Rotmilan vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen Großinsekten, Amphibien und Kleinsäuger.“
Kölner Dom: Nachkomme von Agrippina und Arnold zurück
Auch am Dom zieht wieder ein Greifvogel seine Kreise. „Der ursprüngliche Domfalke, ein Nachkomme des 1979 am Dom angesiedelten Wanderfalken-Paars ‚Agrippina‘ und ‚Arnold‘ hat sein Revier wieder zurück an den Dom verlagert“, erzählt Sprecher Markus Frädrich. Er soll die Tauben vertreiben, deren Kot den Dom verunreinigt und für Schäden sorgt.
Einige Zeit war auch ein Berufsfalkner im Einsatz, der alle vier bis fünf Wochen seine Greifvögel über der Kathedrale kreisen ließ. Mit der Rückkehr des Domfalken ist sein Einsatz nicht mehr erforderlich. Übermäßig viele andere Greifvögel seine in letzter Zeit am Dom nicht bemerkt worden, was wohl auch an der Revierpräsenz des Domfalken liege, so Frädrich.
Jana Romero vom NABU stellt klar: „Greifvögel sind die Gesundheitspolizei im Ökosystem. Sie erbeuten vor allem kranke, schwache und alte Tiere und halten so die Populationen ihrer Beutetiere fit und gesund.“ Leider hätten sie große Probleme mit Vergiftungen durch Mäuse- und Rattengift.
„Und auch in Köln gibt es leider immer wieder gezielte Vergiftungen von Greifvögeln durch Giftköder, klassischerweise durch eine weiße vergiftete Ködertaube, oder sie werden in Fallen gefangen und getötet oder geschossen“, beklagt die Expertin.

