Doping bei der TourDoku mit Vingegaard sorgt für Diskussionen – Bauhaus boykottiert ARD

Top-Favoriten in Aktion bei der Tour de France: Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar.

Dänemarks Jonas Vingegaard (l. ) verfolgt seinen slowenischen Konkrrenten Tadej Pogacar am 2. Juli 2023 bei der Tour de France. 

Die Tour de France kommt auch im Jahr 2023 nicht um das Thema Doping herum – eine ARD-Doku sorgt nun für Diskussionen.

von Uwe Bödeker (ubo)

Die Tour de France rollt durch Frankreich. Aktuell ist es die 110. Auflage – und die Tour hat vieles überlebt: Weltkriege und Doping-Auswüchse. Doch die Debatte über Doping im Radsport gehört eigentlich immer dazu – und sorgt nun nach einer ARD-Dokumentation für hitzige Fan-Reaktionen.

Pünktlich zur Tour de France 2023 hat die ARD im Juli 2023 in ihrer Mediathek eine Dokumentation für die Fans bereitgestellt. In drei Teilen geht es um den „Mythos Tour“.

Jonas Vingegaard spricht über Doping bei der Tour de France

Und da fehlt natürlich nicht das Thema Doping. Doch das führt zu einer hitzigen Fan-Debatte auf Instagram.

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Die ARD schreibt zu einem Ausschnitt von Dänemarks Jonas Vingegaard (26), der 2022 die Frankreich-Rundfahrt gewonnen hatte: „Radsport und Doping: Zwei Schlagworte, die in den Köpfen vieler eng miteinander verknüpft sind. Einer der Stars der aktuellen Radsport-Generation ist der Däne Jonas Vingegaard. Er gewann die Tour de France 2022, die vom Duell zwischen ihm und dem zweimaligen Tour-Sieger Tadej Pogacar geprägt war. Trotz aller Bemühungen Pogacars war das Duell zwar eng, aber der Däne Vingegaard war am Ende der stärkere und gewann seine erste Tour de France. Auch er wird regelmäßig mit der Doping-Thematik konfrontiert. Für ihn hat sich im Radsport in Bezug auf Doping in den vergangenen Jahren viel getan. Eine Frage bleibt aber: Ist die Tour wirklich ‚sauber‘?“

Vingegaard erklärt in der Doku: „Ich verstehe das total, wenn Leute dem Radsport kritisch gegenüberstehen. Er hat einen schlechten Ruf, eine schlechte Vergangenheit. Deshalb ist es gut, wenn es viele Kritiker gibt. Sonst würde sich nichts ändern, es hat sich aber viel geändert. Ich sage nicht, dass niemand mehr etwas nimmt, denn das weiß ich nicht. Aber ein großer Teil des Radsports ist sauber.“

Dann spricht Vingegaard über sich selber: „Ich bin absolut sauber, ich nehme nichts und ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich kann mir in die Augen schauen und sagen: Niemand wird mir je meinen Toursieg nehmen, denn ich habe ihn komplett sauber gewonnen.“

Was sind diese Aussagen wert? In der Vergangenheit wurden viele Sportfans enttäuscht, denn etliche Sieger bei der Tour de France wurden später erwischt und verloren ihre Siege, wie US-Dominator Lance Armstrong (51) etwa, dem nachträglich seine sieben Tour-Siege wegen Dopings aberkannt wurden.

Unter dem Instagram-Beitrag der ARD entfacht sich dann auch eine hitzige Diskussion unter Fans. Einer schreibt zu Vingegaards Aussagen: „Hahaha, genau ... ein 'großer Teil ist jetzt sauber'! Alter, schweig doch besser!“ Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten: „Du hast also einen Beweis für das Gegenteil?“ Der Fan antwortet ausführlich: „Nein. Allein, alle Sieger der Tour-Geschichte, die es zunächst vehement abgestritten haben, mussten es später zugeben. Spricht ein wenig gegen die Aussage von ihm. Und da bekannt ist, dass flächendeckend gedopt wird im Profiradsport, sind mir solche Aussagen schleierhaft.“

Ein weiterer Follower mischt sich ein: „Alle Sieger der Tour-Geschichte? Bitte?“ Er ist gegen eine generelle Verurteilung der Radprofis: „Vermutungen anstellen führt nicht weiter. Es gibt ein paar Sieger, die gedopt haben, es gibt sehr viele, die es nicht haben. Mehr wissen wir wohl nicht.“

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Das Thema Doping sorgt bei Fans für reichlich Emotionen. Ein User schreibt: „Zum Glück gibt’s Eurosport. Bei sch … ARD geht’s immer nur darum, wie wäre es denn, wenn ihr andere Sportarten auch mal unter die Lupe nehmt, zum Beispiel Fußball, aber stimmt ja, da ist alles sauber.“

Fakt ist: Die ARD-Dopingredaktion hat auch andere Sportarten unter die Lupe genommen, die nordischen Skidisziplinen etwa oder Schmerzmittelgebrauch im Fußball.

Ein Fan ist sich jedenfalls sicher, dass im Radsport weiter gedopt wird: „Die Frage ist nicht, ob gedopt wird, die Frage ist, wer übertreibt und fliegt auf?“

Auch Ex-Profis kommen in der ARD-Doku zu Wort und haben eine differenzierte Sicht auf das Problem. Ex-Top-Sprinter Marcel Kittel (35) erzählt: „Als ich Profi geworden bin, 2011 - wenn ich da gesagt habe, dass ich Radprofi bin, kam immer die Frage an erster oder zweiter Stelle: Musst du da nicht Doping nehmen?“

Kittel weiter: „Der Sport ist vorwärtsgekommen und aus dieser schmutzigen Ecke herausgekommen, glaube ich. Ich war auch kritisch. Und es wird weiter betrogen, das ist so, das ist nicht nur im Radsport so, das ist überall so. Ich will das auch gar nicht gut reden, aber der Radsport hat viel geschafft. Aber es bleibt ein sehr, sehr extremer Sport.“

Der Däne Michael Rasmussen (49), der 2013 jahrelanges Doping zugab, meint: „Der Radsport heute steht auf den Schultern der Vergangenheit. Er ist sicher sauberer als früher, aber glaube ich, dass der Radsport völlig sauber ist? Nein, das tue ich nicht. Kein Leistungssport wird jemals komplett sauber sein.“

Phil Bauhaus mit ARD-Boykott

Der deutsche Radprofi Phil Bauhaus hatte sich im Vorfeld der Tour de France 2023 über die  ARD geärgert. Nach seinem Interview-Boykott hat er nun ein klärendes Gespräch mit dem Journalisten Hajo Seppelt vereinbart. „Wir haben selbe Interessen – einen sauberen Sport“, schrieb Sprinter Bauhaus am Dienstagmorgen in einem Dialog mit Seppelt bei Twitter.

Die ARD-Dopingredaktion hatte auch das Bauhaus-Team Bahrain Victorious kritisch beleuchtet. „Als deutscher Radfahrer steht man drei Wochen im Jahr im Fokus. Ich finde, dass schnell der Eindruck entstehen kann, dass alle bei Bahrain inklusive mir ja eh alle gedopt sind. Das finde ich schade“, hatte Bauhaus geschrieben.