Olympiasieger litt langeRad-Star öffnet seine Seele und spricht von sexuellem Missbrauch & Gewalt

Sir Bradley Wiggins am Rande der Tour de France 2021.

Sir Bradley Wiggins am 9. Juli 2021 bei der 13. Etappe der Tour de France als Experte.

Der ehemalige Radprofi Bradley Wiggins hat über seine schwere Kindheit gesprochen. Der britische Olympiasieger ist als Kind Opfer von sexueller Gewalt geworden.

von Uwe Bödeker (ubo)

Die Dunkelziffer ist hoch, die Zahl der leidenden Kinder steigt. Allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland knapp 17.000 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern angezeigt. Auch in vielen Sportvereinen kommt es immer wieder zu sexueller Gewalt gegen Schutzbefohlene.

In England hat jetzt ein Superstar seine Seele geöffnet: Der ehemalige Radprofi Bradley Wiggins (41) hat über seine negativen Erfahrungen in der Jugend gesprochen und Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Trainer erhoben.

Bradley Wiggins: Rad-Star spricht über Kindheits-Erfahrungen

Der Tour-de-France-Sieger (2012) und fünffache Olympiasieger im Bahnradsport zwischen 2004 und 2016 aus Großbritannien hat in einem Interview mit Men’s Health UK erzählt, dass er im Alter von 13 Jahren von einem Coach sexuell belästigt worden sei. Das hat ihn lange beschäftigt: „Es hat mich als Erwachsener stark beeinflusst...ich habe es beerdigt.“

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Wiggins hatte zudem noch Probleme in seiner Familie. Unter dem Verhalten seines Stiefvaters habe er stark gelitten: „Er war sehr gewalttätig zu mir, nannte mich ‚Schwuchtel‘, weil ich Rad-Bekleidung trug“, berichtet Wiggins. Weil sein Stiefvater keinerlei Einfühlungsvermögen zeigte und sich über die enge Radkleidung lustig machte, konnte er mit ihm auch nicht über den Missbrauch durch seinen Coach sprechen.

Bradley Wiggins berichtete in Biografie über komplizierte Familienverhältnisse

Wiggins hat sich als Jugendlicher damals zurückgezogen, wurde zum Einzelkämpfer: „Ich wollte bloß weg aus diesem Umfeld. Ich habe mich abgeschottet. Ich war in vielerlei Hinsicht ein merkwürdiger Teenager.“

Schon 2008 hatte Wiggins eine Biografie (Pursuit of Glory) veröffentlicht. Darin wurde auch seine schwierige Beziehung zu Vater Gary thematisiert. Der hatte die Familie früh verlassen, weil er alkoholkrank war. Nach seinem ersten Olympia-Gold 2004 begannen bei Wiggins Depressionen und er trank zu viel Alkohol. Damals rettete ihn die Geburt seines Sohnes Ben. Wiggins wollte nicht wie sein alkoholkranker Vater die Familie verlassen.

Auf Instagram schrieb Wiggins zu seinem aktuellen Interview: „Ich habe offen über alles gesprochen, einschließlich meiner eigenen seelischen und mentalen Gesundheit. Reden hilft und ich hoffe, dass ich andere damit inspirieren kann, sich zu öffnen.“

Die Reaktionen seiner Follower auf das offene Interview sind geprägt von Respekt und Anerkennung. Ein Fan von Wiggins schreibt: „Wenn Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, offen über ihre mentale Gesundheit sprechen, hilft das dem Rest der Menschheit. Respekt und Dankeschön.“