„Denken, das sei normal“Magerwahn: Tour-Siegerin in der Kritik

Pauline Ferrand-Prévot spricht beim Interview ins Mikro

Tour de France-Siegerin Pauline Ferrand-Prévot im Interview am 26. Juli 2025

Nach ihrem Sieg bei der Tour de France femmes wurde Pauline Ferrand-Prévot wie eine Nationalheldin gefeiert. Nun gibt es allerdings kritische Stimmen wegen ihres Gewichts.

von Alexander Dircks  (ad)

Frankreich hat nach langem Warten endlich wieder eine Siegerin der Tour de France. Pauline Ferrand-Prévot, die französische Fahrrad-Allrounderin, gewann gleich bei ihrer ersten Tour-Teilnahme die Gesamtwertung.

Selbst Präsident Emmanuel Macron konnte es sich nicht nehmen lassen, der Gewinnerin zu gratulieren, und crashte dabei kurzerhand ein Live-TV-Interview.

„Keine Periode mehr zu haben, ist nicht normal“

Doch es gibt auch Stimmen, die den Sieg der Französin kritisch sehen. Aufgrund ihres abgemagerten Aussehens schlagen sowohl Experten als auch Konkurrentinnen Alarm. 

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Die französische Fahrerin Cédrine Kerbaol (24) äußerte sich zur Tendenz im Fahrerfeld bei France Télévisions: „Was im Moment passiert, ist nicht gut. Keine Periode mehr zu haben, ist nicht normal. Abgesehen von der Fruchtbarkeit hat das auch Auswirkungen auf die Knochengesundheit und birgt ein sehr reales Risiko für schwere Verletzungen.“

Auch Mathieu Muller, der Arzt des Team Cofidis, kritisierte die aktuelle Entwicklung: „Zu wenig Körperfett führt zu mangelnder Energiezufuhr, was zum Ausbleiben der Periode und in der Folge zu Osteoporose führt“, erläuterte er mögliche körperliche Folgen. 

Doch nicht nur die Fahrerinnen selbst würden sich schaden, behauptet Kerbaol. „Wenn Fahrerinnen mit sehr geringem Gewicht große Rennen gewinnen, werden sich indirekt junge Mädchen an ihnen ein Beispiel nehmen. Zukünftige Sportlerinnen sehen die aktuellen Stars sehr dünn und denken, das sei normal. Aber es ist nicht normal, mit 20 Jahren entkalkte Knochen zu haben“, so Kerbaol, die selbst ein Diplom in Diätetik hat, weiter.

Das Phänomen, dass die Athletinnen und Athleten immer schlanker und leichter werden, kann man in einigen Ausdauersportarten beobachten. In der Leichtathletik ist das Thema auch immanent. 

Ferrand-Prévot, die im Radsport bereits mehrere WM-Titel feiern konnte und bei Olympia 2024 die Goldmedaille beim Mountainbiken gewann, nahm bereits vor der kräftezehrenden Tour de France ganze vier Kilogramm ab. Dabei ließ sie ihre Follower auf Instagram alles mitverfolgen und bekam schon dort harsche Kritik.

Die Französin selbst, die offiziell bei 53 kg und einer Größe von 1,65 Meter gelistet ist, verteidigt sich: „Jeder muss verstehen, dass es auch unsere Aufgabe ist, so gut wie möglich zu sein.“

Dennoch weiß sie, dass das geringe Gewicht auch schlimme gesundheitliche Folgen haben kann: „Anfangs fühlt es sich an, als fliege man bergauf, man wird regelrecht süchtig danach. Es endet im völligen Desaster, der Körper hat keine Kraft mehr und braucht Wochen, wenn nicht Monate, um sich davon zu erholen“, so die Tour-Siegerin.