Aus der Traum vom Gold: Zehnkämpfer Sander Skotheim patzt beim Hürdenlauf. ARD-Experte Frank Busemann kann mitfühlen.
„Das ist ein Drama“Plötzlich holt ARD-Experte Handy raus

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Sander Skotheims Gold-Traum ist schon wieder geplatzt.
Aktualisiert21.09.2025, 10:19
Der norwegische Zehnkämpfer Sander Skotheim hat nach Olympia den nächsten Albtraum erlebt. ARD-Experte Frank Busemann litt mit, während Leo Neugebauer Nutznießer werden könnte.
Neugebauer hat nach dem Aus des norwegischen Topfavoriten Skotheim und einem nervenstarken Stabhochsprung-Auftritt beste Chancen auf eine Zehnkampf-Medaille. Nach acht Disziplinen belegt der Olympia-Zweite Platz zwei und hat einen Rückstand von 53 Punkten auf den führenden Amerikaner Kyle Garland.
Frank Busemann leidet mit Norwegen-Star mit
Im Stabhochsprung meisterte Neugebauer 5,00 und 5,10 Meter jeweils erst im dritten Versuch. Zuvor hatte er den Diskus auf 56,15 Meter geschleudert – das war der weiteste Wurf eines Zehnkämpfers überhaupt bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften. „Diskus natürlich geil“, sagte Neugebauer bei der ARD. „Mega.“ Neugebauer hatte am Vorabend über Knieprobleme gesprochen. Er wirkte am Tag danach aber fit.
Niklas Kaul musste im Stabhochsprung nach nur 4,70 Metern die Konkurrenten ziehen lassen. Als Siebter hat er 521 Punkte Rückstand auf den Bronzerang, den Ayden Owens-Delerme aus Puerto Rico belegt. Für Kaul, Weltmeister von 2019 und Europameister von 2022, dürfte es sehr schwer werden, noch eine Medaille zu erreichen.
Traurig trottete derweil Skotheim von der Bahn. Der Weltjahresbeste und Hallen-Weltmeister blieb über 110 Meter Hürden an einer Hürde hängen, stolperte fast und stieß die folgende Hürde per Hand um. Das hatte die Disqualifikation zur Folge.
Bitter: Schon bei Olympia in Paris lag er auf Goldkurs und blieb dann im Stabhochsprung ohne gültigen Versuch. Der ehemalige Experte Frank Busemann sagte in der ARD: „Das ist ein Drama. Das ist ein Drama. Du hast alles auf diese zwei Tage ausgerichtet, du hast deinen Akku so aufgeladen, willst das jetzt hier rausladen. Und auf einmal hast du einen technischen Fehler, da denkst du: Okay, bügel ich aus. Aber der potenziert sich dann. So ein Fehler, das ist Drama pur.“

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Frank Busemann zeigte den ARD-Zuschauerinnen und -Zuschauen seinen eigenen Patzer beim Hürdenlauf.
Busemann litt sichtlich mit, aus gutem Grund. Auf seinem Handy zeigte er seinen eigenen Hürden-Stolperer beim Meeting in Götzis 2000. „Wer hat’s erfunden, den Skotheim-Hecht? Der Busemann war’s.“ Anders als Skotheim berührte Busemann nach seinem Patzer damals aber keine Hürde mit der Hand und konnte seinen Zehnkampf zumindest noch durchziehen.
Das Skotheim-Drama war der bittere Höhepunkt eines merkwürdigen Wettkampfs. Von ursprünglich 24 gemeldeten Zehnkämpfern waren nach acht Disziplinen nur noch 14 im Rennen. „Das ist ein Zehnkampf, wie ich ihn noch nie erlebt habe, wir haben so viele Ausfälle. Das ist schon extrem krass, wie viele hier rausfliegen“, sagte Kaul.
Vize-Weltmeister und Tokio-Olympiasieger Damian Warner ging wegen Achillessehnenproblemen gar nicht erst an den Start, Medaillenkandidat Simon Ehammer aus der Schweiz büßte nach einem aussichtsreichen Start alle Hoffnungen mit einer Nullnummer im Hochsprung ein und beendete damit den Wettkampf. Der deutsche Till Steinforth gab mit Schmerzen auf.
Olympiasieger Markus Rooth aus Norwegen hatte seinen Start nach einem Trainingsunfall schon vorher streichen müssen. „Es ist verrückt, was hier los ist“, sagte Neugebauer. (are/dpa/sid)