Formel 1 verbietet politische StatementsVettel und Hamilton verweigern Maulkorb

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton knien nebeneinander in Saudi-Arabien.

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton knien am 5. Dezember 5 2021 in Jeddah

Sebastian Vettel (35) entwickelte sich in den letzten Jahren seiner Karriere vom „Petrolhead“ zum Umwelt- und Queeraktivisten. Dabei fand er in Rekordweltmeister Lewis Hamilton (38) einen Bruder im Geiste.

von Oliver Reuter (reu)

Beide protestierten auf der Startaufstellung mit Regenbogen-Shirts oder -Helmen gegen Diskriminierung und für die LGBTQ- oder BlackLivesMatter-Bewegung.

Doch ihre politischen Statements störten die Machthaber in vielen Ländern, und deshalb schob der Weltverband FIA dem einen Riegel vor. Künftig müssen Teilnehmer der Formel 1 und anderer Rennserien für gewünschte „politische, religiöse und persönliche Äußerungen“ eine Genehmigung einholen.

Vettel kritisiert FIA-Entscheidung

Der Maulkorb kommt bei Vettel nicht gut an. „Das ist ein bisschen ein Quatsch“, geißelt Vettel die FIA-Einschränkungen in der „tz“. Er findet: „Ich glaube, es ist absolut wichtig, dass man zu manchen Themen Stellung bezieht, und wir haben in den letzten Jahren ja auch gesehen, dass immer mehr Stellung bezogen wurde. Jetzt dagegen zu lenken, macht irgendwie nicht so viel Sinn.“

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Er wünsche sich „selbstverständlich, dass die Jungs in der Formel 1 auch weiterhin den Mut haben, für ihre Meinung gerade zu stehen und diese auch zu äußern“. Auch Vettel selbst will dies weiterhin tun. Der meinungsstarke Hesse beendete zwar am Ende der Saison desillusioniert vom lahmen Aston Martin seine Karriere, lässt aber noch offen, ob er seine Rolle als Direktor der Fahrergewerkschaft GPDA trotzdem weiter wahrnehmen und zu ausgewählten Rennen reisen will.

Auch Hamilton wird sich gegen den Maulkorb wehren. Der erste schwarze Formel-1-Fahrer gründete schon im Vorjahr gemeinsam mit seinem Mercedes-Team eine Stiftung, um für mehr Vielfalt im Motorsport zu sorgen. „Wir wollen jetzt wirklich Taten setzen“, erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff (51). „Wir haben einige Millionen Euro Kapital zugeschossen. Die Hälfte kommt von Lewis, die Hälfte kommt von Mercedes.“

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Das deutsch-englische Team hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder Zeichen gegen Rassismus gezeigt. So erhielt der Silberpfeil vor drei Jahren erstmals in der Geschichte eine schwarze Lackierung. Und gerade legten Mercedes und Hamilton das Stipendien-Programm „RAEngNews“ auf, das bis zu 25.000 Euro für motorsportbezogene Abschlüsse für Studenten mit schwarzem und gemischt-schwarzem ethnischem Hintergrund bietet.

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Man darf gespannt sein, mit welcher Botschaft Hamilton zum Saisonauftakt in Bahrain (5. März) auflaufen wird. Und vielleicht leistet ihm Vettel ja im Laufe der Saison Beistand, wie er es beim gemeinsamen Knien bei den Hymnen tat.

Hamilton lobt dessen Haltung: „Von allen Fahrern, mit denen ich Rennen gefahren bin, war Seb der erste, der zu mir stand und mit mir in die Knie ging. Es ist so schwierig, wenn man so in Konkurrenz zueinander steht und für etwas kämpft, das einem am Herzen liegt. Es war eine unerwartete Beziehung und Freundschaft.“