Motorsport-LegendeJochen Mass (†78) verstorben – Weggefährte trauert: „Der arme Kerl“

Jochen Mass sitzt in seinem Rennwagen.

Jochen Mass ist tot.

Der ehemalige deutsche Rennfahrer Jochen Mass ist im Alter von 78 Jahren verstorben.

von Oliver Reuter  (reu)Antje Rehse  (are)

Trauer um eine Formel-1-Legende: Jochen Mass ist tot!

Der aus Dorfen in Oberbayern stammende Rennfahrer starb am Sonntag in Cannes im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, den er im Februar erlitten hatte, wie die Familie der dpa bestätigte.

Mass über Michael Schumacher: „Väterliche Gefühle“

Im März hatte seine Familie mitgeteilt, dass Mass sich nach einem medizinischen Notfall erhole. „Jochens Zustand ist derzeit stabil, er wird dennoch in der näheren Zukunft auf alle öffentlichen Auftritte verzichten und sich auf seine vollständige Genesung konzentrieren. Wir als Familie sind extrem dankbar für die Welle der Unterstützung und bitten gleichzeitig höflich um Wahrung der Privatsphäre. Wir wünschen Jochen eine schnelle Genesung“, hieß es in dem englischsprachigen Posting. Doch nun die traurige Nachricht von seinem Tod.

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Mass startete 105 Mal in der Formel 1, holte dabei 71 Punkte, erreichte achtmal das Podium und gewann 1975 sogar einen Grand Prix. Bis zur Ära Michael Schumacher war er neben Wolfgang von Trips der erfolgreichste deutsche Formel-1-Pilot. Seine beste Saison schloss er 1977 im McLaren auf Platz sechs der Gesamtwertung ab.

Vor 50 Jahren am 27. April 1975 hatte er seinen einzigen Grand-Prix-Erfolg gefeiert. In Barcelona gewann er in einem McLaren-Ford Cosworth den Großen Preis von Spanien. „Das ist so, als ob man ein Tor in seiner Länderspielkarriere geschossen hat“, sagte Mass einmal zu seinem einzigen Erfolg.

Sein einziger Sieg in der Königsklasse war überschattet von einem schweren Unfall. Auf dem Stadtkurs von Montjuic in Barcelona kam Rolf Stommelen im April 1975 mit seinem Hill-Boliden von der Strecke ab und schoss in die Zuschauermenge. Mehrere Menschen starben – es war eine hochgefährliche Zeit im Motorsport.

Der Tod von Gilles Villeneuve schmerzte Mass lange. Der Kanadier starb im Mai 1982 bei einem Horrorunfall im belgischen Zolder. Der vorausfahrende March-Pilot Mass wollte Villeneuve Platz machen, wählte jedoch jene Spur, auf der sein Rivale vorbeiziehen wollte. Villeneuve fuhr auf, überschlug sich mit seinem Ferrari und wurde folgenschwer aus seinem Wagen geschleudert. „Ich wusste, ich bin nicht wirklich schuld, weil er ein übertriebenes Risiko eingegangen ist“, sagte Mass.

Sein Debüt in der Formel 1 hatte Mass 1973 gefeiert, in der Saison 1982 trat er zum letzten Mal an. 1989 triumphierte er dann in einem Sauber-Mercedes zusammen mit Manuel Reuter und Stanley Dickens bei den legendären 24 Stunden von Le Mans.

„Michael hat bei mir ganz genau zugeschaut. Außerdem hatte ich den Ehrgeiz angestachelt, ohne viel sagen zu müssen. Ich war 43, Michael 21. Er hätte niemals akzeptiert, langsamer zu sein als jemand, der doppelt so alt ist wie er“, sagte Mass einst über den jungen Schumi, der im Mercedes-Juniorenteam vom erfahrenen Rennfahrer lernen sollte. „Ich habe ein bisschen väterliche Gefühle für ihn gehegt. Natürlich wusste ich, dass eine neue Zeit beginnt und meine zu Ende geht.“

RTL-Experte Danner: „Nimmt auch immer etwas von der eigenen Identität“

Nach seiner aktiven Rennfahrerkarriere blieb Mass der Formel 1 treu, arbeitete bis 1997 bei RTL als TV-Experte und Co-Kommentator. Auch sein Ex-Kollege und RTL-Nachfolger Christian Danner (66) trauert um seinen Weggefährten.

Danner sagt zu EXPRESS.de: „Jochen, der arme Kerl. Es ging ihm ja schon länger gesundheitlich nicht gut. Es ist natürlich immer traurig, wenn ein deutscher Formel-1-Fahrer geht bzw. gehen muss. Das nimmt ja auch immer etwas von der eigenen Identität, weil so viele deutsche Formel-1-Fahrer waren wir ja früher nicht. Ich bin mit ihm ja auch in der Langstrecken-WM zusammen gefahren und habe ihn dann bei RTL beerbt. Er möge in Frieden ruhen.“

„Ich bin zutiefst traurig über die Nachricht, dass mein Freund Jochen Mass gestorben ist“, sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali. „Er hatte ein unglaubliches Leben im Herzen unseres Sports und er war ein wunderbarer Mensch, der das Leben umarmte und die Formel 1 liebte.“

Mass hinterlässt seine Ehefrau Bettina, mit der er in Frankreich lebte, und vier Kinder: zwei Söhne aus erste Ehe und zwei Töchter aus zweiter Ehe. Zudem hatte er fünf Enkelkinder. Bis zuletzt fuhr er Oldtimer- und Klassikerrennen. (mit dpa)