Schumis Ex-Manager Weber im Interview„Ich bete jeden Tag für Michael“

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2006: Michael Schumacher gratuliert Manager Willi Weber zum Geburtstag.

von Oliver Reuter (reu)

Stuttgart – Noch ist er der Größte: Michael Schumacher (51). Zwar ist Lewis Hamilton (35) auf dem besten Weg, den Formel-1-Rekordmann mit seinem 91. Grand-Prix-Sieg und siebten WM-Titel einzuholen, doch nicht nur für seinen Meisterschüler Sebastian Vettel (33) gilt: „Zu sehen, dass Lewis den Rekord brechen wird, stimmt mich traurig. In meinem Kopf gehört der Rekord Michael. Auch danach noch.“

Michael Schumachers langjähriger Manager Willi Weber (78) im Interview.

Wie geht es Ihnen nach Ihrem im Juli erlittenen Schlaganfall?

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Danke der Nachfrage. Ich habe gute und weniger gute Tage. Mein Arzt hat mir erstmal Ruhe verordnet. Ich habe wohl wieder zu schnell angefangen zu arbeiten – in unserer Firma und mit meinen Charity-Aktivitäten. Außerdem habe ich mein Buch über Michaels und meine Karriere fertiggestellt und suche jetzt einen Verleger. Wenn es gut läuft, wird es zum Weihnachtsgeschäft erscheinen.

Im Buch dürfte Michaels erster WM-Titel mit Ferrari ein großes Kapitel bekommen. Wie präsent sind diese Erlebnisse?

Sehr präsent. Für mich war es Michaels wichtigster Titel überhaupt. Der erste Titel ist immer der wertvollste. Dann hat man ihn und dafür musste alles rund laufen. Das war ein Meilenstein.

Auch weil er Ferraris Leidenszeit beenden musste? In Italien gab es ja schon Zweifel an ihm.

Ja, das war so eine Riesen-Anspannung, die dann in Suzuka von uns allen abgefallen ist. Da haben wir mit Jean Todt (74) und Ross Brawn (65) in den Karaokehütten wild gefeiert und Michael hat richtig die Sau rausgelassen.

Wie hat Häkkinen reagiert?

Mika Häkkinen (52) war sehr angespannt, ihre Rivalität war damals groß. Das hat ihn schon mitgenommen und er brauchte ein bisschen, bis er das verdaut hatte. Aber dann ist er zu uns rübergekommen und hat fair gratuliert.

Danach war das rote Dream Team nicht mehr zu stoppen.

Richtig. Es war schon vorher ein verschworener Haufen, aber durch diesen Erfolg hatten alle die Bestätigung. Es wurde etwas geboren, was vorher noch nie da war. Es herrschte eine permanente Wachsamkeit, alles wurde nicht einmal, sondern fünfmal überprüft, bis Michael happy war. Er hat alle zur Höchstleistung angetrieben.

Todt und Brawn dürfen ihn anders als Sie in der Reha besuchen. Wie gehen Sie damit um?

Ich habe Todts Aussagen gelesen, dass er an Michaels Rückkehr in die Öffentlichkeit glaubt. Ich bete einfach jeden Tag, dass ich Michael noch einmal wiedersehe.

Schon vor zwei Jahren sagten Sie uns, dass es Mick Schumacher (21) in die Formel 1 schaffen wird. Nun wird er in fünf Tagen am Nürburgring sein Debüt geben. Wie fühlt sich das an?

Ganz toll. Ich freue mich für Mick und finde es super, wie er das in der Formel 2 gemacht hat. Es ist schon ein enormer Druck, der auf dem Jungen lastet.

Es sieht so aus, dass Mick 2021 im Alfa an der Seite von Kimi Räikkönen (40) fahren soll.

Das wäre eine witzige Konstellation, von Iceman kann er ganz viel lernen.